Streit mit der Stadt

Vermieter hält Hannibal-Räumung für unangemessen

Gab es wirklich keine Alternative zur kompletten Räumung des Dorstfelder Hannibals? Der Vermieter Intown erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt, nennt die Aktion "nicht rechtens" und "unangemessen". Die Stadt hält dagegen - und will eine Menge Geld von Intown.

DORTMUND

, 22.09.2017 / Lesedauer: 3 min

War die Räumung des Dorstfelder Hannibals wirklich nötig? Die Stadt sagt "unbedingt" - der Vermieter kritisiert die Behörden dafür.

Während die Stadt am Donnerstag vergeblich auf eine Rückmeldung von Intown Properties wartete, die die Eigentümergesellschaft des Dorstfelder Hannibal vertritt, meldete sich das Berliner Unternehmen am Abend mit einer Pressemitteilung zu Wort. "Wir halten die Maßnahme der Räumung des Wohnkomplexes für nicht rechtens, für unangemessen und ermessensfehlerhaft" erklärte Intown-Chef Sascha Hettrich.  Man habe am Donnerstag "erstmals von den detaillierten Brandschutzbedenken und baurechtlichen Themen Kenntnis erhalten und keinerlei Zeit für eine Reaktion in der Sache gehabt".

Die Stadt verweist darauf, dass ein Vertreter von Intown bei dem Ortstermin im Hannibal dabei war. Nach gründlicher Prüfung auch der Akten habe man sich dann am Donnerstag zu der Räumung entschieden und um 14 Uhr den Eigentümer informiert. "Es bestand Gefahr für Leib und Leben. Deshalb waren wir zum unmittelbaren Handeln gezwungen", verteidigte Krisenstabs-Leiter Ludger Wilde das Vorgehen der Stadt. "Uns blieb keine andere Möglichkeit, als das zu tun."

Stadt: Brandwachen wären keine Lösung

Keine Alternative ist für die Stadt der Vorschlag von Intown, das Brandschutz-Problem durch Räumung der Tiefgarage und Aufstellung von speziell geschulten Brandwachen zu lösen. Dann seien hunderte Brandwachen nötig, die rund um die Uhr parat stehen müssten - und das über mehrere Monate. Denn das durch unerlaubte Umbauten verursachte Brandschutz-Problem sei nicht kurzfristig zu beheben, erklärte Wilde.

Nicht zuletzt könnten Brandwachen auch nichts ausrichten, wenn Feuer und Rauch direkt in die Wohnungen eindringe. Und diese Gefahr bestehe, weil nicht rauch- und feuersichere Versorgungsschächte direkt in die Wohnungen führten. 

Stadt hat keinen Kontakt zu Intown

Die Stadt sieht nun den Eigentümer in der Pflicht, die Mängel zu beheben. Die rechtlichen Möglichkeiten, dies zu erzwingen, seien allerdings begrenzt, räumte Wilde ein. Allerdings will die Stadt Intown auch für die Kosten in Regress nehmen, die durch die Evakuierung entstanden sind und noch entstehen. "Wir werden die entstandenen Kosten dem Verursacher in Rechnung stellen", kündigte Wilde an. 

Das Problem ist: "Im Augenblick gibt es keine Kommunikation mit Intown", erklärte der Krisenstabs-Chef am Freitagmittag.

Intown gehören auch Westfalenforum und Nordstadt-Problemhäuser

Die Erfahrungen mit dem Hannibal-Eigentümer sind ohnehin nicht die Besten. Der Instandhaltungsstau im Hannibal-Komplex sei ein Dauerthema, berichtet der Mieterverein Dortmund. Neben dem Dorstfelder Hannibal gehören zu Intown außerdem das Westfalenforum zwischen Hansa- und Kampstraße, das seit Jahren weitgehend leersteht, und mehrere Wohnhäuser in der Nordstadt.

Einige von ihnen zählen zum Kreis der Problemhäuser, die die Stadt ausgemacht hat. "Aber die Häuser sind unter Kontrolle des Ordnungs- und Wohnungsamtes", erklärte Ordnungsdezernentin Diane Jägers.

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