„Nähe zu antisemitischen Verschwörungserzählungen“ Kritik an Ganser-Auftritt immer lauter

„Nähe zu antisemitischen Verschwörungserzählungen“
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Dortmund ist nicht allein mit der Debatte um den Auftritt eines bekannten Verschwörungsideologen.

In Rostock kommen gerade die gleichen Fragen auf, weil der Publizist Daniele Ganser in einer städtischen Halle sprechen soll. Im österreichischen Innsbruck ist ein Vortrag durch den Bürgermeister untersagt worden.

Weitere Kritik an Ganser

Derweil wächst die Zahl derjenigen, die einen Auftritt Gansers in Dortmund am 27.3. für falsch halten, weiter. Am Dienstag (24.1.) erschien eine Stellungnahme von Adira, einem Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund.

Weitere Einrichtungen in Dortmund wie der Verband der Migrantenorganisationen (VMDO) oder die Quartiersdemokraten in Dorstfeld teilten das Statement.

Das 2018 gegründete Netzwerk fordert die Verantwortlichen der Westfalenhallen auf, „die Bekämpfung von Antisemitismus und Verschwörungsideologien ernst zu nehmen und hieraus entsprechende Konsequenzen zu ziehen.“

Passagen aus Film

Adira bezeichnet darin geäußerte Positionen des Schweizers als „eindeutig als antisemitisch und geschichtsrevisionistisch“.

Dies begründet das Netzwerk mit Passagen aus dem Film „Pandamned“ des niederländischen Filmemachers Marijn Poels aus dem Jahr 2022. Hierin vergleiche Ganser die von ihm wahrgenommene Trennung von geimpften und ungeimpften Personen mit der Verfolgung von Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus.

So behaupte er laut Adira: „Im Dritten Reich Juden und Nazis, da haben die Nazis gesagt, die Juden, das sind Tiere und haben sie vergast. (…) Das heißt, es gab immer lokal in einzelnen Ländern gab es (sic) Wahnsinn, ist ja Wahnsinn. Aber jetzt ist weltweit Wahnsinn. Also das ist neu, dass eigentlich jetzt in der ganzen Welt diese Spaltung zwischen geimpft und ungeimpft ist und dass die zwei Gruppen wie zwei Armeen gegeneinander ziehen.“

Auftritte mit Rechten

Solche Aussagen relativieren aus Sicht des Netzwerks die Shoah und verharmlosen den mörderischen Antisemitismus des Nationalsozialismus als eine vermeintliche „Spaltung“ in der Bevölkerung

Der Film sowie weitere Publikationen und Auftritte Gansers folgten der gängigen Struktur von Verschwörungserzählungen, nach der eine kleine Gruppe von mächtigen Menschen Krisen wie die Corona-Pandemie zu ihren Zwecken initiieren.

Dies sei „strukturell anschlussfähig für antisemitische Weltbilder, in denen Jüdinnen und Juden als machtvolle und kontrollierende Elite erscheinen“.

Öffentliche Auftritte mit einem bekannten Neonazi der „Wehrsportgruppe Hoffmann“, Unterzeichnung von Dokumenten über die Gefahr eines Bevölkerungsaustauschs („Great Reset“) durch Eliten, dazu Verschwörungsdeutungen: Adira nennt weitere Stellen, an denen Ganser keine Berührungsängste mit rechten Kreise und Ideen besitze.

„Keineswegs ein harmloser Redner“

„Die angeführten Erkenntnisse zeigen, dass es sich bei Daniele Ganser keineswegs um einen harmlosen Redner handelt.“

Auch wenn er selbst nie mit offenen antisemitischen Aussagen in Erscheinung getreten sei, unterstütze und verbreite er Theorien, „die eine Nähe zu antisemitischen Verschwörungserzählungen aufweisen und bei Personen, die hierfür empfänglich sind, auf fruchtbaren Boden fallen“.

Auftritte an renommierten Veranstaltungsorten wie der Westfalenhalle würden seiner zur Normalisierung seiner „verschwörungsideologischen Propaganda“ beitragen. „Es ist aus diesen Gründen nicht akzeptabel, dass ein ,Star´ der verschwörungsideologischen Szene in einer großen Veranstaltungshalle auftritt, deren alleinige Gesellschafterin die Stadt Dortmund ist.“

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