
Karl-Heinz Kibowski auf der Hörder Brücke. Auch sie eigne sich nicht ideal als Veloroute. © Susanne Riese
ADFC-Sprecher kritisiert Velorouten in Hörde: „Zu schmal, zu steil, zu unsicher“
Radwegenetz Dortmund
Über Velorouten sollen Radfahrer einfacher und sicherer aus den Stadtteilen in die Innenstadt kommen. Für Hörde hat Karl-Heinz Kibowski vom ADFC einiges auszusetzen an den Rad-Autobahnen.
Auf komfortablen Fahrradstraßen sollen Dortmunderinnen und Dortmunder aus den Stadtteilzentren sicher in die City kommen. Neun solcher durchgängiger Velorouten mit Vorfahrt für Radfahrer sieht die Radverkehrsstrategie der Stadt Dortmund vor. Insgesamt führen die Radrouten über eine Länge von 82 Kilometern.
Der Stadtbezirk Hörde ist gleich mit zwei Routen eingebunden. Routinierte Radfahrer wie Karl-Heinz Kibowski (71) vom ADFC sind allerdings nicht begeistert von der Streckenauswahl. Fast an jedem Abschnitt findet der 71-jährige ADFC-Sprecher Kritikpunkte. „Das hat kein Hand und Fuß“, sagt er. Fast nirgendwo gebe es eigene Wege nur für Radfahrer. „Das ist ein reines Wunschliniennetz.“
Vielfach seien die „Fahrrad-Autobahnen“ viel zu schmal, oder sie führen über Hauptverkehrsstraßen mit gefährlichen Überschneidungen von Rad- und Autoverkehr. Der Plan sei „ohne genügend Ortskenntnis“ erstellt worden.
Probleme sieht der Hörder Radexperte bereits an der Stadtbezirksgrenze: Radfahrer gelangen über den Hundeweg aus der City zur Märkischen Straße. Der Weg sei viel zu schmal. Die Stadt habe aber für die Idee, die Märkische Straße zugunsten eines ausgewiesenen Radwegs einspurig zu machen, wenig Aussicht auf Erfolg signalisiert.
Zu steil sollte es nicht sein
Über „Auf der Kluse“ und den Hoetger-Park geht es zum nächsten Knackpunkt: Die Aldinghofer Straße ist zu steil. „Die Steigung beträgt acht Prozent, und es gibt dort viel Verkehr. Wenn ich nicht gedopt bin, dann schiebe ich da hoch. Das ist dann aber keine Veloroute“, sagt Karl-Heinz Kibowski.
Die Velorouten sollen dem Radverkehr eigentlich Vorrang einräumen, und das möglichst auf durchgängigen Trassen. Berührungspunkte mit dem Autoverkehr sollen so klein wie möglich ausfallen.

In der Hermannstraße herrscht Parkchaos auf beiden Seiten – deshalb hält Karl-Heinz Kibowski sie für ungeeignet. © Susanne Riese
Wer den Berg an der Aldinghofer Straße bewältigt hat, der soll links über die Hermannstraße Richtung Schlanke Mathilde abbiegen. Auch nicht unproblematisch, wie der Experte erklärt: „In der Hermannstraße herrscht Parkchaos. Es gibt auf beiden Seiten Parkbuchten und ein ständiges Raus- und Reinfahren.“

Kurios: Mitten auf der Route sind an zentraler Stelle in Hörde Fahrräder nur bis 11 und ab 19 Uhr erlaubt. © Susanne Riese
Und dann wird es kurios: An der Hörder City stehen die Radfahrer vor einem Schild, das ihnen die Durchfahrt nur in der Zeit von 19 bis 11 Uhr erlaubt. Und tagsüber? Müssten die Radfahrer schieben – nicht ideal für eine „Radautobahn“.
Fußgänger und Radfahrer konkurrieren um den Platz
Auf der Hörder Brücke ergibt sich das Problem, dass dort viele Fußgänger unterwegs sind und keine Spur für Fahrräder ausgezeichnet ist. „Die Laternenmasten stehen hier mittig, das ist ungünstig.“
Es geht weiter über die Alte Benninghofer Straße („Wäre schön, wenn sie eine Fahrradstraße würde, dann müsste man nicht ständig an den Seitenstraßen die Vorfahrt achten“) Richtung Clarenberg und dort mitten durch die Siedlung.

Am Clarenberg ist in der verkehrsberuhigten Zone theoretisch nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt. © Susanne Riese
Dieser Teil der Strecke ist als Fußgängerzone ausgewiesen, die für Radfahrer freigegeben ist, der hintere Teil ist als verkehrsberuhigte Zone beschildert. „Hier dürfte man theoretisch nur Schritttempo fahren.“
Am Endes dieses Streckenabschnitts kommen die Radfahrer auf die Benninghofer Straße, kurz vor der Kreuzung mit der Goymark. Immerhin wurden dort die Absperrbügel auf Initiative des ADFC so versetzt, dass Radfahrer durchfahren können.
Breite der Wege ist an vielen Stellen ein Thema
Dann aber müssen sich die Radler den 2,40 Meter breiten Bürgersteig mit dem zweirädrigen Gegenverkehr und Fußgängern teilen. „Der Weg müsste mindestens drei Meter breit sein, für eine Veloroute sogar vier“, stellt der Radexperte fest.

Karl-Heinz Kibwoski misst nach an der Benninghofer Straße: 2,40 Meter sind zu wenig für Fußgänger und Radverkehr in zwei Richtungen. © Susanne Riese
Ein Stück hinter der Kreuzung führt die Veloroute links in die Straße Am Marksbach – unglücklich, wie Kibowski meint. „Linksabbiegen ohne vorgegebene Regelung ist für Radfahrer an einer Hauptverkehrsstraße immer schwierig.“

Die Straße Am Marksbach ist durch Parkbuchten und Baumscheiben zu schmal und daher nur als Nebenstrecke geeignet. © Susanne Riese
Die am Hüttenhospital entlangführende und dicht beparkte Straße sei im östlichen Teil zu schmal für Autos und Radfahrer. Deshalb empfiehlt der Radfahrer die Strecke über An der Goymark, um „Am Lohbach“ einzubiegen. Die Straße Am Marksbach eigne sich höchstens als Nebenroute.
Im Lohbachtal auf dem Weg Richtung Aplerbeck sollte es dann aber glatt laufen – oder doch nicht? Anfangs ist die Strecke asphaltiert, später geschottert, und auf dem schmalen Weg am Tennisclub Berghofen schütteln tiefe Ablaufrillen die Radfahrer ordentlich durch. „Das Umweltamt hat bereits mitgeteilt, dass daran aus Naturschutzgründen nichts zu ändern ist.“ Als Freizeitradweg sei das Lohbachtal ok, meint er. Als Veloroute aber sei auch diese Strecke ungeeignet.
Die Bezirksvertretung Hörde will die Kritikpunkte an die Verwaltung weitergeben, damit sie berücksichtigt werden. Die Vorfahrstraßen für den Radverkehr sollen in den kommenden Jahren ausgebaut und markiert werden. Nebenrouten sollen das Netz verdichten und Verbindungen innerhalb der Stadtbezirke schaffen. Zusätzlich soll ein Freizeitnetz Grünbereiche erschließen.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
