Auto fährt Schüler (13) in Dortmund an „Sicherer Schulweg“ ist seit Jahren ein Thema

Gefährlicher Schulweg: Auto fährt 13-Jährigen vor Schulzentrum Nette an
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Die gute Nachricht vorab: Der 13-jährige Junge, der bei einem Unfall am Dienstagmorgen (11.2.2025) vor dem Schulzentrum in Dortmund-Nette angefahren wurde, ist zu Hause bei seiner Familie. Er habe keine schweren Verletzungen und darum das Krankenhaus verlassen können, berichtete Susanne Köhnen, Schulleiterin des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG), im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der Schüler war um 7.34 Uhr aus einem Auto ausgestiegen und habe die Dörwerstraße überquert, schilderte die Dortmunder Polizei am Morgen den Unfall-Hergang. Dabei wurde der Junge von einem Auto erfasst, das den stehenden Wagen überholte. Ein Rettungswagen brachte den Gymnasiasten in ein Krankenhaus. Bis 8.04 Uhr dauerte die Unfallaufnahme. In dieser Zeit kam es zu Störungen im Berufs-, Schul- und Linienbusverkehr. Vier Buslinien von DSW21 fahren das Schulzentrum an.

Zwar nutzen die meisten der rund 1400 Schülerinnen und Schüler des HHG und der benachbarten Albert-Schweitzer-Realschule (ASR) den öffentlichen Nahverkehr. Trotzdem ist der sichere Schulweg seit Jahren ein Thema im und um das Schulzentrum.

Angst vor Straßenüberquerung

„Mein großer Sohn geht in die sechste Klasse des HHG“, erzählt ein Vater. „Er hat jeden Tag Angst, die Straße zu überqueren, weil es keinen Zebrastreifen gibt.“ Die Familie wohnt in der Eigenheim-Siedlung im Südwesten des Schulzentrums. Auf dem Weg zum Heine-Gymnasium muss der Junge die Dörwerstraße überqueren. Es gibt kaum Querungshilfen, an denen die Straße einspurig wird und ein sicheres Wechseln der Straßenseite erlaubt.

Besonders problematisch ist der Bereich unmittelbar vor der Sporthalle Nette und im Bereich der Bushaltestellen. Sie verfügen über keine eigenen Haltebuchten. Die Busse halten auf der Fahrspur. Gerade zu Schulbeginn und zu Schulschluss laufen die Kinder über die Straße, ohne den Straßenraum gut einsehen zu können.

Hinzu kommt eine hohe Zahl an Elterntaxis. Sie sorgen für hohes Verkehrsaufkommen und stoppen auf wenigen Plätzen einer ehemaligen Haltespur für Schulbusse. Geländer, die früher die Schüler beim Einsteigen in die Busse schützten, werden hier zum Hindernis beim Aussteigen. Viele Familien-Chauffeure fahren dann nicht weiter geradeaus, sondern wenden inmitten des dichten Verkehrs.

Auto wendet auf der Dörwerstraße, ein Anderes muss bremsen.
Auch nach Schulschluss: Eltern wenden vor der Schule und bremsen andere Elterntaxis aus. © Niklas Rombach

Manche Eltern fahren in die Stichstraße der Dörwerstraße, die zum Lehrerparkplatz des HHG führt. Dort blockieren sie die Zufahrt. Da sie hier wenden müssen, behindern sich viele gegenseitig und gefährden ihre Kinder. Ein tägliches Verkehrschaos.

Das alles ist nicht neu. In den vergangenen Jahren gab es mehrere problematische Vorfälle. Die Probleme liegen offenbar in einem hohen Verkehrsaufkommen und dem engen Straßenraum. Doch die Autofahrer halten sich an die Tempo-30-Zone. Das ergab zumindest eine Auswertung des Dialog-Displays in Höhe Butzstraße im Jahr 2018.

Schulleiterin Susanne Köhnen nimmt den aktuellen Unfall zum Anlass für eine E-Mail an alle Schüler und Eltern des HHG. „Schon länger bemühen wir uns um einen verkehrsberuhigten Bereich um unser Schulzentrum“, schreibt sie am Nachmittag. „Bisher waren unsere Aktivitäten leider nicht erfolgreich. Umso wichtiger ist es, dass wir als Schulgemeinschaft weiterhin gemeinsam Verantwortung übernehmen.“

Konzept für Zebrastreifen

Die Schülervertretungen von Gymnasium und Realschule arbeiten derzeit an einem Konzept für einen Zebrastreifen vor dem Schulzentrum. Damit soll die Situation langfristig verbessert werden. Das Konzept wollen die Schülervertretungen in die Bezirksvertretung Mengede einbringen.

Doch auch kurzfristig könnten Schüler, Eltern und Lehrer dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden. Für sichere Schulwege appelliert Susanne Köhnen, Öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu nutzen oder zu Fuß zu gehen. „Bewegung am Morgen fördert nicht nur die Konzentration, sondern auch die Sicherheit auf den Straßen“, schreibt sie.

Rettungswagen, Polizei und Schaulustige an der Unfallstelle.
Vor der Einfahrt des Heinrich-Heine-Gymnasiums an der Dörwerstraße wurde ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt. © Alix von Schirp

Falls eine Fahrt mit dem Auto nötig sei, sollen die Fahrer ein direktes Absetzen vor der Schule vermeiden. „Nutzen Sie stattdessen den Parkplatz am Schwimmbad Nette“, appelliert die Schulleiterin. Er liege nur 350 Meter und zirka fünf Gehminuten entfernt. „So verhindern wir gefährliche Situationen durch das hohe Verkehrsaufkommen direkt vor Schulbeginn.“

Die Diskussion um „Kiss-and-Go“-Plätze läuft ebenfalls schon seit einigen Jahren im Netter Schulzentrum. Im Gespräch mit unserer Reaktion erklärten Eltern jedoch, dann müssten sie ja um das Schulzentrum herum und einen Umweg fahren.

Zwei Autos auf der früheren Haltespur für Schulbusse vor dem Netter Schulzentrum. Eines davon steht entgegen der Fahrtrichtung.
Zum Teil halten die Elterntaxis auf dem ehemaligen Schulbus-Streifen - auch gegen die Fahrtrichtung. Das sorgt für Gefahr beim Aussteigen. © Niklas Rombach

„Gerade in den Stoßzeiten vor Unterrichtsbeginn entstehen immer wieder riskante Situationen“, schreibt die Leiterin des HHG. Allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft solle bewusst sein, Verkehrssicherheit sei eine gemeinsame Aufgabe. „Statt Schuldige zu suchen, müssen wir als Schulgemeinschaft Lösungen finden, um solche Unfälle in Zukunft zu verhindern.“

Im Gespräch verweist Susanne Köhnen auch auf die Verkehrserziehung, die schon in den Kindertagesstätten und Grundschulen beginne. Am Heinrich-Heinrich-Heine-Gymnasium gebe es ferner für die Fünftklässler die Verkehrserziehungswoche „Achtung Auto“.

Verkehrsberuhigende Maßnahmen für die Dörwerstraße standen 2021 schon einmal auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung. Ein Antrag der Grünen, mit einem Überholverbot für einspurige Fahrzeuge (also auch Fahrrädern) den Verkehr zu beruhigen, fand keine Mehrheit.

Einstimmig forderte die BV jedoch die Verwaltung auf, Haifischzahn-Markierungen an den Rechts-vor-links-Einmündungen auf dem Asphalt aufzutragen. Das Tiefbauamt verwies 2022 darauf, dass das nur an schlecht einsehbaren Kreuzungen erfolgen könne. Die Einmündungen an der Dörwerstraße seien allerdings „unauffällig“. Deswegen gebe es keine zwingende Notwendigkeit.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. Februar 2025.

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