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Unbekannte schänden fast 100 Gräber: „Ich kann es immer noch nicht fassen“
Störung der Totenruhe
Eine Schneise der Verwüstung hinterließen unbekannte Täter am Wochenende auf zwei Friedhöfen im Dortmunder Süden. Die Polizei ermittelt, die Betroffenen sind entsetzt.
Auf dem katholischen Friedhof in Berghofen haben Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung die gröbsten Schäden schon beseitigt. Die verwüsteten Gräber, die Unbekannte am Freitag (19.2.) hinterlassen hatten, waren wieder halbwegs in Ordnung gebracht.
In Berghofen wurden rund 60 Gräber verwüstet
Was da passiert ist, ist jetzt nur noch zu erahnen. Einige rote Scherben von Grablichtern zeugen noch davon. Ein kleines weißes Herz aus Ton liegt auch noch auf einer kleinen Rasenfläche.
Hier hatten Unbekannte, so die Polizei, an knapp 60 Gräbern gewütet. Die Blumen herausgerissen, den Grabschmuck entfernt und auf dem Gelände verteilt oder ihn teilweise auch zerstört.

Auf dem Friedhof in Berghofen herrscht schon halbwegs wieder Ordnung. © Jörg Bauerfeld
Vom Friedhofseingang Kleiberweg zog sich die Schneise der Zerstörung über die ersten drei Grabfelder. „Am Samstagmorgen gegen 8 Uhr hat die Polizei angerufen“, sagt Ernst Müller, stellvertretender Kirchenvorstand der Katholischen Gemeinde St. Joseph in Berghofen.
Man habe ihm mitgeteilt was passiert sei. „Ich kann es immer noch nicht fassen, es sah schon heftig aus“, sagt Ernst Müller. Zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern und dem Friedhofsgärtner machte er sich ein Bild von der Zerstörung. Wer es gewesen ist? Vermutungen gibt es einige, zumal die Gemeinde schon länger Probleme mit auf dem Friedhof herumlungernden Jugendlichen hat.

Hier treffen sich immer wieder Jugendliche und benehmen sich daneben. © Jörg Bauerfeld
Die haben die Friedhofskapelle als Treffpunkt entdeckt. Beschmieren Wände und „lassen die Flaschen kreisen“, so Müller. Mehrmals habe man schon Anzeige erstattet wie auch diesmal wieder. Die Polizei wird nun die geschädigten Verwandten und Grabpflegende anschreiben.
Die Kosten müssen die Gemeinden tragen
„Auf den Kosten bleibt die Gemeinde sitzen“, sagt Ernst Müller, der das Geschehene auch am Montag (22.2.) noch nicht fassen kann. „Abschließen können wir den Friedhof leider nicht. Aber wer macht so etwas? Noch nicht einmal Respekt vor den Toten.“
Ein paar hundert Meter weiter liegt der Evangelische Friedhof in Hörde. Hier schändeten Unbekannte in der Nacht zu Samstag (20.2.) Gräber. In Hörde waren es über 30 Grabstellen, die zerstört wurden. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um dieselben Randalierer handelte.

Teilweise liegt der Grabschmuck noch auf den Rasenflächen. © Jörg Bauerfeld
„Ich wollte noch einmal nach dem Grab meines Bruders sehen, der am Vortag beerdigt worden ist“, so eine Betroffene. „Ich habe mich schon gewundert, warum ich keine Kränze mehr sah.“ Die hatten die Unbekannten von der frischen Grabstelle gerissen und auf dem Friedhof verteilt.
Auch ein Kindergrab wurde geschändet
Ihren Namen möchte die Frau nicht nennen. Die Angst ist zu groß, dass sich jemand für die Aussage rächt und dann noch einmal die Familiengruft verwüstet. „Die haben ja vor nichts halt gemacht. Hinter unserer Gruft ist das Grab eines Kindes“, so die Frau. Das sei immer sehr liebevoll gestaltet gewesen.

So sah ein frisches Grab auf dem Evangelischen Friedhof aus. © Privat
„Da ist nichts mehr drauf, nichts mehr. Es ist doch nicht zu fassen.“ Die Polizei sucht nun Zeugen, die am Freitagabend (19.2.) auf einem der beiden Friedhöfe irgendetwas bemerkt haben. Hinweise nimmt die Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter Tel. (0231) 132 74 41 entgegen.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
