Dass das Möbelhaus Drees schon sechs Wochen Ausverkauf hinter sich hat, kann man dem Geschäft auf den ersten Blick nicht ansehen. Überall stehen noch Möbel, nur die vielen Sondertische und ein paar leere Flächen in Etage zwei deuten auf die spezielle Situation der Geschäftsaufgabe hin.
„Wir geben uns Mühe, bis zum letzten Tag noch schön zu dekorieren“, sagt Inhaberin Elke Golz. Vergleichbare Geschäfte würden nach so einem Räumungsverkauf schließen und die Reste an andere Möbelhäuser verkaufen. Nicht so bei Elke Golz. Alles soll an den Kunden gebracht werden.
Ernste Angelegenheit
Für Geschäfts-Inhaber, die so denken, gibt es eine besondere Lösung, die nicht häufig angewendet wird: die Versteigerung. Das ist kein Marketing-Spaß, „das ist eine vom Gesetzgeber vorgesehene Hilfe für Unternehmen, sich zur Geschäftsaufgabe von allen Produkten zu trennen“, berichtet Auktionator Gerhard Bauer aus Redwitz an der Rodach (Bayern).
Eine Auktion ist ein hochbürokratischer Akt, der mit Ordnungsamt und IHK abgestimmt werden muss. Eine Auktion ist aber auch ein Vorgang, mit dem praktisch keiner der Schnäppchen-Jäger in Bodelschwingh vertraut war.

Wie läuft sowas eigentlich ab? Da hatte Gerhard Bauer viel Erklärungsarbeit zu leisten. Vor jeder Auktion bekommen Bieter zwei Stunden Gelegenheit, die Gegenstände zu begutachten. Das ist am Freitag (24.2.) und am Samstag (25.2.) von 10 bis 12 Uhr möglich.
In dieser Zeit ist es auch noch möglich, die Möbel zu den normal herabgesetzten Preisen zu kaufen. Doch um 12 Uhr greift der Auktionator zum Mikrofon und sagt: „Hiermit erkläre ich alle Preise für ungültig.“
Holzhammer
Danach muss man bei dem Mann mit dem Holzhammer Gebote abgeben, um ein Produkt zu ersteigern. Bei Auktionen im Fernsehen kennt man das so: Ein Produkt wird aufgerufen, die Bieter bieten, wenn keiner mehr bietet, bekommt der Höchstbieter den Zuschlag.
Die Auktion in Bodelschwingh ist eine sogenannte Bedarfs-Auktion. Die Auktion beginnt, wenn ein Kunde dem Auktionator sein Interesse, vielleicht an einem Sessel, unterbreitet. Zuerst muss der Auktionator ermitteln, ob das Gebot nicht das Preislimit unterscheidet.
Es gibt ein Preislimit
Das Preislimit kann bis zu 70 Prozent unter dem Normalpreis liegen. Billigere Fantasiepreise sind nicht zugelassen. Wenn das Gebot den Regeln entspricht, beginnt direkt die Versteigerung. Wenn in dem Moment nicht zufällig ein anderer Bieter in der Nähe ist, ist der Zuschlag sicher.
Besonders viele Kunden nutzten diese Möglichkeit zunächst nicht, die meisten nahmen den sicheren Weg und kauften ihre Möbel vor Beginn der Auktion. Artur Frauer und seine Frau kauften einen Beistelltisch.

Die Auktion begann zehn Minuten später. Sie hätten warten können und ein noch niedrigeres Angebot abgeben können. Doch die Vorstellung behagte ihnen nicht: „Am Ende bietet jemand mit“, sagt Artur Frauer. Das Risiko wollten sie nicht eingehen.
Eine andere Kundin prüfte ein Bett und eine Ess-Kombination während eines Video-Anrufes mit ihrem Mann. Ohne Ergebnis. „Das ist mir immer noch zu teuer“, sagte die Kundin. Und das mit der Versteigerung hatte sie auch nicht ganz verstanden. „Ich komme morgen wieder“, sagte sie und verschwand.
Alles Unikate
Damit geht sie ein Risiko ein, denn alle Waren im Möbelhaus Drees sind mittlerweile Unikate. Auch die anderen Kunden waren zögerlich. Der Hammer fiel um 13.05 Uhr zum ersten Mal. Für ein Boxspringbett. Die Küchen allerdings sind sogar schon ausverkauft. Sofas, Sessel und Stühle, da gibt es aber noch Auswahl.
Am Freitag und am Samstag geht es wieder von vorne los. Bis 12 Uhr kann man dann wieder zum normal reduzierten Räumungsverkaufs-Preis einkaufen. Oder man versucht sein Glück, und gibt ein Angebot am.
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