
Igor Plotkin hofft, dass das Müllproblem in der Dortmunder Siedlung nach über fünf Monaten endlich behoben wird. © privat/Beate Dönnewald
Müll-Drama in Dortmund: „Alte Menschen springen auf die Straße und stoppen EDG-Autos“
Dreiste Nachbarn
Ratten, stinkende Abfälle, überfüllte Wertstofftonnen: Über Monate hält ein Müll-Drama Dortmunder Mieter in Atem. Der Grund ist eine Kleinigkeit. Krasse Szenen spielen sich in der Siedlung ab.
Im März 2022 meldeten sich Dortmunder Mieter das erste Mal bei ihrem Vermieter. Fünf Monate später beklagen die Bewohner der LEG-Häuser in der Kirchlinder Siedlung am Siepmannweg weiterhin „unzumutbare Zustände“.
Das Problem, um das es hier geht, ist eine Kleinigkeit mit großen Auswirkungen: Das Schloss einer Wertstofftonne lässt sich nicht abschließen. „Seit Monaten kommen die Bewohner der Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu dieser Tonne und ohne jegliche Rücksicht auf die Mülltrennung entsorgen sie dort ihren Müll“, berichtet Igor Plotkin. Seine Eltern Semen und Riva Plotkin, beide über 80 Jahre alt, wohnen seit 1994 an der Siepmannstraße 55.
Die Folgen seien fatal, sagt der 50-Jährige. Wegen der Fehl-Befüllung der Nachbarschaft mit Hausmüll, Fernsehern und Möbelstücken würde die Tonne oft wochenlang nicht geleert. „Der Abfall stinkt nicht nur, er lockt auch Ratten an.“ Mindestens zwei Mal hätten seine Eltern Ratten auf dem Gehweg gesehen.

Weder der 50-Jährige noch seine über 80 Jahre alten Eltern schaffen es, dass Schloss an der gelben Tonne zu schließen. © Beate Dönnewald
EDG-Leerung aus Mitleid
Vor dem Haus spielten sich bisweilen krasse Szenen ab, sagt Plotkin. Alte Menschen würden auf die Straße springen und EDG-Wagen stoppen, die an dem Haus vorbeifahren. „Am Samstag war eine über 70 Jahre alte Mieterin damit erfolgreich. Die Fahrer haben wohl aus Mitleid die Tonne geleert“, berichtet Plotkin am Dienstag (23.8.).
In mehreren Mails hat der 50-Jährige im Namen seiner Eltern die LEG auf den Missstand aufmerksam gemacht. Der Schriftverkehr liegt dieser Redaktion vor. Die LEG verweist unter anderem darauf, dass sie die EDG informiert und diese am 5. Mai das defekte Schloss repariert habe.
Auf Anfrage dieser Redaktion teilte EDG-Sprecherin Petra Hartmann mit, dass der Behälter aufgrund eines Defekts am 11. Juli 2022 getauscht worden sei – also rund vier Monate nach der ersten Beschwerde an die LEG. Am Mittwoch (24.8.) habe man zudem geprüft, ob das Schloss der Wertstoff-Tonne in der Siepmannstraße 55 defekt sei. „Das ist nicht der Fall, sodass wir davon ausgehen müssen, dass es sich um ein ,Hitzeproblem‘ handelt“, so Hartmann.

Mieter meinen, dass die stinkenden und überfüllten Tonnen Ratten anlocken. © privat
EDG: Ein Hitzeproblem
Bei extremer Hitze könne sich nämlich der Deckel verziehen, sodass das Schloss sich nicht selbst verschließe. „Die Nutzer müssten in diesem Fall das Schloss mit ein wenig Kraft nach unten drücken“, empfiehlt die EDG-Sprecherin.
Diese Erklärung ist für Igor Plotkin nicht nachvollziehbar. „Wenn es die Hitze ist, warum lassen sich alle anderen Tonnen in der Siedlung schließen?“ Das habe man gecheckt. Zudem sei das Schloss auch nicht mit viel Krafteinsatz zu schließen.
EDG: „Das Schloss ist wirklich intakt“
Petra Hartmann ließ das Schloss daraufhin noch einmal prüfen – mit folgendem Ergebnis:. „Das Schloss ist wirklich intakt“, versicherte sie am Freitag (26.8.) per Mail und gibt folgenden Tipp: „Sollte sich ein Deckel durch die Hitze verzogen haben, muss man für den Schließvorgang nicht das Schloss betätigen, sondern einen kleinen Deckel nach hinten drücken, der dann ins Schloss fällt.“

Dieses Foto hat die EDG geschickt, es zeigt das verschlossene Schloss. © EDG
Sie hoffe, dass sich so zukünftig die Fremdnutzung verhindern lasse. Grundsätzlich gelte, dass die kombinierte Wertstofftonne nur für Verpackungen und Gegenstände aus dem gleichen Material wie Verpackungen (also z. B. einen Topf, eine Kunststoffschüssel) befüllt werden sollen. Über die Homepage www.edg.de könne man entsprechendes Infomaterial anfordern.
Die Umstände für die Kirchlinder Mieter bittet Petra Hartmann zu entschuldigen. „Diese können sich jederzeit für eine Beratung zu den Schlössern an unseren Kundenservice wenden.“ Dieser sei unter Tel. 0231/9111 111 erreichbar.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
