"Weihnachten bei den Schmuddels" ist das bekannteste Stück von Rüdiger und Ursula Eggerts Turbo Prop Theater.

© Foto: Peter Bandermann

Turbo Prop Theater: Harte Zeiten für Beppo Besen und seine Freunde

rnCorona-Folgen

Die kleinen Theater treffen Lockdown und Corona-Beschränkungen besonders hart. Das Dortmunder Turbo Prop Theater kann die Zeit dank Förderung für ein neues Projekt überbrücken – vorerst.

Hörde

, 01.02.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ursula und Rüdiger Eggert hatten 2020 an Heiligabend frei, zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren. Normalerweise stehen sie Weihnachten auf der Bühne des Dortmunder Theaters Fletch Bizzel und lassen die Puppen tanzen. „Weihnachten bei den Schmuddels“ und das Turbo Prop Theater gehören für viele Familien zum Fest wie Weihnachtslieder und Tannenbaum.

780 Mal haben die Eggerts Beppo Besen, Klodwig Bürste und den Mopp Moppel Weihnachten feiern lassen, allein 280 Mal im Fletch Bizzel. Doch in diesem Winter war auch das anders – wie so vieles.

Ursula und Rüdiger Eggert sind Kopf, Herz und Seele des 1978 gegründeten Turbo Prop Theaters. Die Puppenspieler hauchen ihren Figuren aus Besen und Bürsten Leben ein und entführen Kinder und Erwachsene in lustige, fantasievolle Welten.

Als Tourneetheater tun sie das nicht nur in ihrem kleinen Theater in der Hörder Burgunderstraße, sondern auch an Schulen und über Dortmund hinaus.

Workshops gehören ebenfalls zu ihrem Angebot. Normalerweise.

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Projektförderung hilft den Eggerts

Durch die Pandemie aber fielen die Auftritte 2020 zum größten Teil aus. Zwischen den beiden großen Lockdowns hätten sie kurz gespielt, natürlich unter Corona-Bedingungen. Aber auch das ist mit der Schließung der Schulen nun erst einmal auf Eis gelegt.

Trotzdem kommen die Eggerts noch über die Runden, dank einer Projektförderung durch die Bezirksregierung Arnsberg und durch die Corona-Hilfe. „Wir sitzen nicht einfach rum, sondern wir arbeiten an diesem Projekt“, sagt Rüdiger Eggert.

Ganz zeitgemäß geht es dabei um Digitalisierung. Das bedeutet aber nicht, dass die liebenswerten Figuren demnächst aus der Konserve kommen. Sie agieren weiterhin live, nur werden sie nicht mehr über Stäbe geführt, wie beim klassischen Figurentheater.

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Die Bewegung, die die Eggerts ihnen von Hand verleihen, werden gefilmt und gleichzeitig für das Publikum auf eine Leinwand übertragen. „Der Aufstand der Dinge“ nach Erhart Kästner wird das erste Stück in dieser neuen Spielart sein, die sich Micro-Cinema-Theater nennt. Vorproduziert sind dafür höchstens kleine Sequenzen, die dann eingebunden werden. „Man muss darauf achten, dass die Spontanität erhalten bleibt.“

Mitte des Jahres soll das digitale Projekt abgeschlossen sein, hofft Eggert. „Wir wollen es dann in unserer Theaterwerkstatt in Hörde aufführen.“

Das kleine Turbo Prop Theater liegt etwas versteckt im Burgunderviertel.

Das kleine Turbo Prop Theater liegt etwas versteckt im Burgunderviertel. © Felix Guth

Hoffnung auf Öffnung im Sommer 2021

Auf eine Öffnung im Sommer setzen die Theaterleute ihre ganze Hoffnung, vorher erwarten sie nicht allzu viele Auftrittschancen. Nach mehr als 40 Jahren hinter der Puppenbühne fürchtet Rüdiger Eggert, den Kontakt zum treuen Publikum zu verlieren. Manche würden vielleicht auch auf die Idee kommen, dass solche kleinen Theater gar nicht nötig sind.

Nackenschläge mussten die Theatermacher zuletzt bereits einige einstecken, zum Beispiel Absagen von Schulen, weil wegen der begrenzten Zuschauerzahl zwei Aufführungen statt einer notwendig gewesen wären. Oder die Weigerung des Dortmunder Kulturbüros, diesen erhöhten Aufwand finanziell zu unterstützen. „Für uns ist der Einsatz ja gleich, egal wie viele Menschen zuschauen.“

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In normalen Zeiten könnten sie von ihrem besonderen Beruf leben, so Rüdiger Eggert. „Wir finanzieren uns durch die Auftritte, Subventionen bekommen wir nicht.“ So schön ein Heiligabend zuhause für ihn und seine Frau auch war im Vergleich zu der stressigen Weihnachtszeit in all den Jahren vorher: Bald muss es für ihn, seine Besenfreunde und die neuen Objekt-Figuren weitergehen: „Sonst wird es eng.“

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