Der Techno-Club Tresor West hat seine Öffnungszeiten verändert.

© Tresor West

Tresor West: Mit einer kreativen Lösung verlängert der Dortmunder Club die Sperrstunde

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Ein Dortmunder Techno-Club musste seine Gäste bisher früh nach Hause schicken. Jetzt hat sich der Club-Betreiber gemeinsam mit dem Ordnungsamt etwas ausgedacht, damit die Party länger geht.

Dortmund

, 25.02.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Techno-Club Tresor West hat seit Dezember 2019 seinen Platz im Kellergeschoss der Warsteiner Music Hall auf Phoenix-West. Die Startphase lief aus Sicht des Betreibers, dem Berliner Techno-Pionier Dimitri Hegemann, zufriedenstellend. Es gab nur einen Haken.

Wegen der in Dortmund streng umgesetzten Sperrstunde musste der Club bisher um 6 Uhr das Rausschmeißer-Lied von den Backstreet Boys starten. Das ist deutlich früher als die Konkurrenz in anderen Städten. Veranstaltungen in der elektronischen Musikszene beginnen in der Regel erst nach 0 Uhr.

Tresor West öffnet später - und darf länger geöffnet bleiben

In Absprache mit dem Ordnungsamt hat Dimitri Hegemann nun eine Lösung gefunden, mit der die internationalen DJs länger auflegen dürfen. Der Tresor West hat seine Öffnungszeiten verändert – und verzichtet dafür auf den Ausschank von Alkohol ab 6 Uhr.

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„Wir fangen später an, weil wir gemerkt haben, dass die Leute gar nicht so früh kommen“, sagt Dimitri Hegemann. Einlass ist nun ab 0 Uhr statt ab 23 Uhr. Danach sieht die Absprache mit dem Ordnungsamt so aus: Ab 6 Uhr gibt es an der Bar des Clubs keinen Alkohol mehr.

Ab 6 Uhr gibt‘s an der Bar nur noch Smoothies

Dafür dürfen die Leute noch bis 8 Uhr bleiben. „Sie können dann noch tanzen und einen Smoothie trinken“, sagt Dimitri Hegemann und spricht von einer „Fade-out-Situation“.

Das Ganze sei ein Pilotprojekt, von dem Hegemann glaubt, dass es auch langfristig erfolgreich weitergeführt werden könne. Im US-amerikanischen Detroit, wo es eine einflussreiche Elektro-Szene gibt, funktioniere das Modell.

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Es gehe ohnehin laut Hegemann bei den Partys nicht vordergründig um übermäßigen Alkoholkonsum. „Die Leute wollen tanzen, die Nacht genießen und sich inspirieren lassen.“

Die Debatte über die Sperrstunde in Dortmund geht weiter

Der Club-Betreiber mit westfälischen Wurzeln hatte Anfang 2020 eine Debatte über die Sperrstunde und den generellen Umgang in Dortmund mit der Nachtkultur in Dortmund angestoßen.

Es gibt dazu mittlerweile eine erste Reaktion aus der Dortmunder Lokalpolitik. So begrüßt etwa die Fraktion der Parteien Die Linke und Piraten den Vorstoß die „altertümliche Sperrstunde“ zu beenden.

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„Auch in Dortmund gibt es wieder ein Nachtleben, eine Clubkultur, die nicht mit dem früheren Tanzabend zu vergleichen ist, der kurz nach Mitternacht zu Ende ging“, sagt Thomas Zweier, Mitglied für Die Linke im Kulturausschuss. Die Idee eines Nachtbürgermeisters lehnt die Fraktion ab.

Forderung: Clubs wie Opernhäuser behandeln, nicht wie Bordelle

Parallel dazu läuft auf Bundes- und Landesebene der Austausch über einen neuen Umgang mit Clubs. Eine Experten-Kommission spricht sich dafür aus, sie als Kulturstätten anzuerkennen.

Damit wären Clubs für elektronische Musik bauordnungsrechtlich nicht mehr mit Spielhallen, Sex-Shops oder Bordellen gleichgestellt, sondern hätten den Status von Theatern oder Opernhäusern.

Hegemann ist Teil einer Initiative aus der Kreativ-, Digital- und Nachtwirtschaft sowie Politik und Wissenschaft, die das Ruhrgebiet zu einer „Metropole der neuen Künste“ entwickeln möchte.

Initiative möchte das Ruhrgebiet zur „Metropole“ für neue Kunstformen machen

In einer Erklärung zur Ruhr-Konferenz 2019 heißt es: „Wir wollen das kulturelle Profil des Ruhrgebiets stärker als bisher auf die jungen neuen Kunstformen fokussieren, die in besonderer Weise den gesellschaftlichen Wandel aufgreifen. Diese Kunstformen sind noch nicht im allgemeinen Kanon der Hochkultur anerkannt, haben aber dennoch große künstlerische, kulturelle und soziale Entwicklungspotenziale.“

Konkret soll eine Entwicklungsgesellschaft entstehen, die mit einem Budget von 20 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren „ein Ökosystem der neuen Künste“ entwickelt.