Es wird höchste Zeit, dass Dortmund einen Nachtbürgermeister bekommt

© Martin Klose

Es wird höchste Zeit, dass Dortmund einen Nachtbürgermeister bekommt

rnKolumne Klare Kante

Dortmund braucht einen Nachtbürgermeister, findet unser Autor. Sonst verpasst die Stadt den Anschluss in einem wichtigen Wirtschaftszweig. Ohne Kümmerer wird die Nachtkultur verkümmern.

Dortmund

, 20.01.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Dortmund sollte es einen festen Zuständigen für die Belange der „Nachtwirtschaft“ geben: Diese Forderung kommt schon seit Jahren und zuletzt immer häufiger von Akteuren aus Gastronomie, Hotellerie, Ausgehkultur und sonstiger Unterhaltungsindustrie.

Viele andere Städte führen das Amt eines Nachtbürgermeisters ein. Dortmund kommt an dieser Entwicklung nicht vorbei. Denn sonst bleibt unsere Großstadt immer Provinz.

Öffentlich bezahlter Party-Papst oder wichtiger Vermittler?

Zunächst: Worüber sprechen wir hier? Geht es um einen öffentlich bezahlten Party-Papst, der die Qualität der Getränke und der DJs bewertet? Die Realität in eurpäischen Metropolen wie Amsterdam und Paris, aber auch in kleineren deutschen Städten zeigt, dass die Rolle des Nachtbürgermeisters eine ganz andere ist.

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Der „Night Mayor“ ist in diesen Städten Vermittler zwischen Kommune, Geschäftstreibenden und den Anwohnern von Ausgehvierteln. In Mannheim ging es um schnelle Unterstützung für kleine Unternehmer und um große Pläne für Innenstadt-Viertel. Die Erfahrungen sind fast ausschließlich positiv.

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Dortmund hinkt beim Umgang mit seiner Nachtkultur ein paar Schritte hinterher. Das zeigt sich in der jüngeren Vergangenheit an Beispielen wie dem teilweise hausgemachten rechtlichen Ärger um die Eröffnung der Warsteiner Music Hall auf Phoenix-West und der langen Verzögerung beim Techno-Club Tresor.West.

Dortmunder Umgang mit der Nachtkultur: Wie ein Zahnarzt mit 70er-Jahre-Werkzeug

Dessen Betreiber Dimitri Hegemann verglich manche Auffassungen in der Dortmunder Stadtverwaltung zum Nachtleben mit einem Zahnarzt, der mit Instrumenten aus den 70er Jahren arbeite.

Historisch betrachtet, gibt es mehrere Kapitel, in denen Dortmund bestehende Nachtkultur untergehen ließ. Die Geschichte des Ostwall-Viertels ist dafür nur das bekannteste Beispiel.

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Das ist eine der Ursachen, warum Dortmund manchen in der Nacht wie ausgestorben vorkommt. Aber objektiv gesehen, wird in einer Stadt dieser Größe viel Geld in der Nacht umgesetzt, vermutlich ein mehrstelliger Millionenbetrag.

Ausgehen ist nicht nur Spaß für junge Leute, sondern ein wichtiger Standortfaktor.

Ausgehen ist für viele der fast 1,5 Millionen jährlichen Übernachtungsbesucher ein Grund für Besuche in Dortmund. Für manche ist das Ausgehangebot auch ein Argument, um dauerhaft hier zu bleiben.

Die Ausgehkultur hat sich verändert. Großraumdiskotheken sind von gestern. Das Erlebnis wird individueller. Schlager, Techno, Punk und Pop: Viele kleine Szenen bilden in der Summe eine große Masse. Woche für Woche bewegt sie sich durch die Stadt.

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Dass das auf berechtigte Interessen von Menschen trifft, die dort wohnen, wo andere feiern, ist ein Problem, bei dem ein Nachtbürgermeister helfen kann. Er (oder sie) kann im Vorfeld Probleme erkennen.

Es gibt genügend Themen, um die sich ein Nachtbürgermeister in Dortmund kümmern könnte

Es gibt in Dortmund jedenfalls ausreichend Themen, die anzupacken wären. Dazu gehören strukturelle Fragen wie die nach der Sperrstunde oder der Flexibilität des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu gehören dauerhafte nächtliche Problemlagen wie die Tuner-Szene, die nicht nur ein Polizei-Problem ist.

Eine Person wird nicht alles lösen. Aber es wäre ein Anfang. Die Stadt Dortmund würde damit einen schon längst geäußerten Wunsch umsetzen. Schon im 2017 von der Wirtschaftsförderung veröffentlichten „Masterplan Erlebnis Dortmund“ taucht das Thema einer festen Ansprechperson für Fragen zum Baurecht, Feuerschutz oder Ordnungsrecht auf.

Der Plan zeigt auch das Potenzial auf, das im Thema „Nightlife“ steckt. Es wird höchste Zeit, das auch abzurufen. Sonst bleibt jeder Masterplan nur Theorie.