Treffen der türkischen Rechtsextremisten am Sonntag
Veranstaltung der „Grauen Wölfe“ in Eving
Die vom Verfassungsschutz als „rechtsextremistisch“ eingestuften Grauen Wölfe veranstalten am Sonntag ein großes Treffen in den Fredenbaumhallen. Das passt im Dortmunder Norden längst nicht jedem, doch verhindern lassen sich solche Veranstaltungen nicht.

Im Romantik-Saal der Fredenbaumhallen am Burgweg findet die Veranstaltung statt. © Michael Schuh
Hans Schreiber, der im Evinger Schloss das Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet betreibt, redet Klartext: „Politische Propaganda gehört nicht in dieses Haus. Und vor allem nicht faschistische Propaganda.“
Deshalb entfernte er unlängst ein Plakat, das mehrere Tage in dem Gebäude am Nollendorfplatz gehangen hatte und auf dem die „Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland“ für eine Veranstaltung wirbt, die am Sonntag im Romantik-Saal der Fredenbaumhallen auf der Grenze von Eving und der Nordstadt stattfindet. Was viele nicht wissen: Hinter dem etwas verwirrenden Namen der Föderation verbirgt sich der deutsche Ableger der Ülkücü-Bewegung, hierzulande besser bekannt als „Graue Wölfe“.
Mit Integration nichts im Sinn
Wenngleich es heute meist „Evinger Schloss“ genannt wird, hatte das geschichtsträchtige Haus am Nollendorfplatz einst eine andere Funktion: Es diente in der Alten Kolonie als Wohlfahrtsgebäude. Wie zu Zeiten des Bergbaus, so werden in dem Gebäude auch heute noch soziale Ziele verfolgt, unter anderem bietet der dem DITIB-Dachverband angeschlossene Verein „Tügem“ dort Integrationskurse für Flüchtlinge und türkischstämmige Menschen an.

Hans Schreiber zeigt, wo das Plakat im Evinger Schloss hing – bis er es abnahm. © Michael Schuh
Die Integrationskurse des Vereins sind auch auf der Internetseite der Stadt Dortmund zu finden. Mit Integration haben die Ziele der Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland indes wenig zu tun. Und wer hinter der Föderation steckt, daran lässt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums keine Zweifel: „Es handelt sich dabei um die Grauen Wölfe.“
Laut Verfassungsschutz „rechtsextremistisch“
Die sind laut NRW-Verfassungsschutz dem türkisch rechtsextremistischen Spektrum zuzurechnen; Hauptziel der Bewegung sei die weltweite Vereinigung der Türken in einem fiktiven Land „Turan“, das sich vom Balkan bis Ostsibirien erstreckt.
Die Bewegung unterscheide zwischen inneren und äußeren Feinden des Türkentums: Zu den „inneren“ zählten unter anderem Kurden und Aleviten, aber auch die Regierungspartei AKP; bei den „äußeren Feinden“ handele es sich um Juden, Amerikaner, Russen, Chinesen und Europäer. Bei der Auswahl von Feindbildern seien laut Verfassungsschutz neben politischen auch rassistische Motive ausschlaggebend.
Hans Schreiber selbst wusste das Plakat, das seit Tagen an der Innenseite der Eingangstür des ehemaligen Wohlfahrtsgebäudes hing und auf das ihn Mitarbeiter hingewiesen hatten, zunächst nicht einzuordnen.
Dieses Plakat könne man Gästen nicht zumuten
Ins Auge stach dem Musikarchiv-Chef jedoch die martialische Aufmachung. Da er kein Türkisch spricht, wandte sich Schreiber an einen Experten für orientalische Kultur: „Und der wusste sofort, dass es sich um die Grauen Wölfe handelt.“ Für Schreiber keine Frage: Umgehend entfernte er das Plakat. „Denn wir haben viele Gäste hier“, sagt er, „darunter auch jüdische Besucher. Und all diesen Menschen kann man solch ein Plakat nicht zumuten.“
Auf dem Poster ist auf Türkisch zu lesen, was die Besucher der Veranstaltung am Sonntag bei freiem Eintritt erwartet. Unter anderem soll an die Märtyrer der Schlacht von Gallipoli erinnert werden, die türkische und deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg bei großen Verlusten für sich entschieden. Außerdem gebe es eine Konferenz, Filme und Folklore sowie einen Auftritt des Sängers Cafer Altun, dessen Texte laut Experten völkisch-nationalistische Ideen propagieren. Und die Werbung von nicht weniger als 32 türkischen Dortmunder Unternehmen komplettiert das Plakat – vom Autohändler bis zum Juwelier.
Veranstaltung muss nicht angemeldet werden
Dass die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland unter Beobachtung steht, bestätigt der Ministeriumssprecher: „Sie schafft es jedes Jahr in den Bericht des Verfassungsschutzes.“ In NRW habe die Bewegung etwa 2000 aktive Mitglieder, wobei der Anzahl der Sympathisanten größer sei. Verboten ist der eingetragene Verein jedoch nicht.
Die Organisatoren der Veranstaltung seinen nicht verpflichtet, diese bei der Stadt Dortmund anzumelden, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit: „Da es sich dabei um eine private Veranstaltung in einer privat betriebenen Festhalle handelt, muss die Stadt Dortmund darüber nicht in Kenntnis gesetzt werden.“ Der Stadt sei jedoch bewusst, „dass Veranstaltungen im Stadtgebiet abgehalten werden, die nicht dem Selbstverständnis der gelebten Vielfalt in Dortmund entsprechen.“
Während vom Verein Tügem niemand zu erreichen war, wollte sich der Betreiber der Fredenbaumhallen nicht zu der Veranstaltung äußern.