Etwa 15 Männer stehen noch draußen. Vor der Moschee Darussalam an der Ecke Lortzingstraße/Burgholzstraße in der Dortmunder Nordstadt. Wobei: „Moschee“ ist vielleicht ein irreführender Begriff.
Die Räume der bengalischen Gemeinde haben eher die Größe eines Ladenlokals - und vielleicht passt das sogar ganz gut zu der Trauerfeier, die hier gleich beginnt. Golam Khair ist tot, gestorben viel zu früh mit nur 53 Jahren. Der Mann, den viele Dortmunder als Rosenverkäufer in Restaurants und Kneipen kannten. Der Mann mit den freundlichen Augen, dem Lächeln, der Zeit für ein paar oder auch viele Worte.
„Teil der Stadtgesellschaft“
Der Mann, der im Jahr 2000 aus Bangladesch floh als Angehöriger einer Oppositionspartei. Der sein altes Leben als Textil-Manager hinter sich lassen musste. Der bis 2011 kämpfte, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.
Der zu diesem Zeitpunkt schon zwei Bücher geschrieben hatte: 2007 über sein Leben bis zum Rosenverkäufer-Dasein, 2009 über das Dasein als Fremder in Deutschland. Der später einen Blumenladen eröffnete, zuletzt bis zur schweren Erkrankung in der Gastronomie arbeitete.
„Er ist ein Teil der Stadtgesellschaft“, sagte 2011 ein Vertreter der Stadt Dortmund über ihn. Einige der Weggefährten sind auch an diesem Donnerstagvormittag zur bengalischen Muslimgemeinschaft gekommen: Menschen, die ihn unterstützt hatten auf seinem Weg, in Deutschland anzukommen. Und auch einige, die ihn immer wieder abends trafen - und auch noch zuletzt, als längst schon die erschütternde Diagnose da war.
Ach nein, es geht ihm gut!
Ach nein, nichts Schlimmes, es gehe ihm gut - das habe er immer wieder betont. Trotz all der Therapien gegen den Krebs. Mit den immer wieder lächelnden Augen. Jetzt aber hält ein weißes Fahrzeug.
Acht Männer ziehen vier Minuten später einen Sarg aus dem Wagen, darüber ein grünes Tuch mit golden leuchtenden Schriftzeichen. Am Moschee-Eingang schlüpfen sie aus den Schuhen, bringen Golam Khair dann hinein. Etwa 40 Männer stellen sich entlang der Gebetslinien auf den Teppichen auf, die meisten ähnlicher Herkunft wie Khair. Vom Nebenraum aus hören derweil die Frauen zu, wie der Imam kurze Gebete spricht, wie ein paar Minuten lang an Khair erinnert wird.
Beisetzung doch in der Heimat?
Jeder war vorher eingeladen, mit hineinzukommen - auch wenn ihm die Abläufe der Gebete fremd sind. Nur Fotos, bitte auf keinen Fall! Ohnehin gäbe es nichts, was sich pietätvoll abbilden lassen würde: kein Foto von Khair, nichts, was an ihn erinnert - nur der schlichte Sarg im großen kachelverzierten Innenraum.
Eigentlich sollte Golam Khair direkt im Anschluss in Merklinde beigesetzt werden. Doch nach Ende der Trauerfeier wird es kurz laut. Er solle doch nach Bangladesch überführt werden, so der Wunsch der Familie. Es wäre ein Heimkommen, das ihm zu Lebzeiten nicht möglich war.
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