Trauer um Dortmunder Jimmy Horschler Abschied nach einem langen Leben für die Musik

Trauer um Dortmunder Musiker Jimmy Horschler (†87)
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Der Dortmunder Jazz-Musiker Peter Horschler, von den meisten mit seinem Spitznamen Jimmy angesprochen, ist tot. Er starb am 19. März 2025 im Alter von 87 Jahren.

Die Familie und zahlreiche ehemalige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter nehmen Abschied von einem Menschen, der die Musikwelt Dortmunds auf besondere Weise beeinflusst hat. Als Posaunist, als Unterhalter, als Förderer für viele um ihn herum.

Vor allem aber bleibt er vielen in Erinnerung als Mensch mit „grenzenloser Freundlichkeit, Warmherzigkeit“ und einem „liebevollen Wesen“ in Erinnerung, wie es in einer mehrerer Traueranzeigen formuliert ist.

Großer Einsatz für den Jazz

1968 gehört er mit Albert Schimanski, Werner Panke, Rainer „Glen“ Buschmann, Wolf Escher, Kurt Nopens und Günter Link sowie Wolfgang Körner, Horst Stölzig und Günter Boas zu den Mitbegründern des Jazz-Clubs Domicil.

Mit großem Engagement, auch politisch, geben sie dem Jazz in Dortmund einen festen Platz an der Leopoldstraße. Große Namen wie Chet Baker, Philip Catherine, Albert Mangelsdorff, Django Edwards, Archie Shepp oder Gilberto Gil haben es für diesen Club über die Jahre in die Stadt geschafft. Bis heute hat Jazz - auch Dank Jimmy Horschler - diesen Platz, seit 2005 an der Hansastraße.

Jazz in den 50ern und 60ern

Als Horschler, der 1937 in Schlesien zur Welt kommt und mit der Familie 1944 nach Dortmund flieht, den Verein hinter dem Domicil gründet, hat er schon bemerkenswerten musikalischen Weg hinter sich. Ab Mitte der 1950er-Jahre spielt er Posaune in verschiedenen Formationen – denn der Bedarf nach Live-Musik in den florierenden Kneipen der Bier- und Stahlstadt Dortmund ist hoch.

2017 sprach Horschler in einem Porträt für diese Redaktion ausführlich über die Zeit mit der „Ale City Jazzband“ Anfang der 1960er-Jahre mit Auftritten in Barcelona oder Ostsee-Kreuzfahrtschiffen. Einen Monat lang jede Nacht ein Auftritt, am Wochenende bis vier Uhr morgens, danach irgendwo essen, dann irgendwo einen Schlafplatz finden, notfalls am Strand – das ist der Rhythmus seiner jungen Jahre. Es ist eine Zeit, in der Jazz-Musik ganz viel mit Aufbruch zu tun hat.

Gelernter Grafiker

Nach den „wilden“ Jahren macht er eine Ausbildung zum Grafiker. 1969 ist er wieder Mitbegründer von etwas Bleibendem. In Dortmund entsteht die Pilspicker Jazzband. Bis heute existiert die Gruppe, bis vor wenigen Jahren wirkte Horschler noch aktiv mit.

Mit dem Ausspruch „Lasst uns erst mal ein Pils picken“ gab er der Legende nach den Impuls für den Namen einer Formation, die sich Swing-Musik und New Orleans Jazz verschrieben hat.

Von Jazz-Festivals bis zum Stadtfest in Dortmund: Die „Pilspickers“ nicht wahrzunehmen, war für Dortmunderinnen und Dortmunder über viele Jahre eigentlich unmöglich. International führt es die Band in viele Länder, unter anderem Russland, Spanien oder Schweden.

Pilspicker Jazz Band

Peter di Val (75) ist Schlagzeuger der Pilspicker Jazz Band. Er kannte Horschler seit über 50 Jahren über die Musik und in den vergangenen sechs Jahren als direkten Bandkollegen. „Wer ihn erlebt hat, der hat ein freundliches Wesen und ein freundliches Gesicht vor sich gehabt“, sagt di Val im Gespräch mit dieser Redaktion am Sonntag (30.3.).

Die Dortmunder Jazz Formation Ale City Jazzband mit Jimmy Horschler (liegend vorne l.) und Rainer "Glen" Buschmann (vorne liegend r.)
Die Ale City Jazzband, unter anderem mit Jimmy Horschler (liegend vorne l.) und Rainer "Glen" Buschmann (vorne liegend r.) © Archiv Jimmy Horschler

Der Posaunist sei für ihn selbst ein wichtiger Antrieb gewesen, weiter Musik zu machen und die Gemeinschaft zu leben. Peter di Val erinnert sich an eine Situation vor etwa zwei Jahren. Horschler wurde in einer Reha-Klinik in Kurl behandelt. An einem Sonntag habe ihn ein Besucher zu einem Spaziergang in den Klinik-Park überredet. Dort stand dann die gesamte Band und spielte für ihn.

„Das war ein toller Moment für alle“, sagt Peter di Val. In einer Traueranzeige der „Pilspickers“ heißt es: „Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit. Keep on swinging in heaven“.

Peter „Jimmy“ Horschler wird am 23. April (Mittwoch) um 12 Uhr auf dem Ostfriedhof beigesetzt. Die Traueranzeige der Familie enthält den Hinweis, dass statt Blumen auch eine Spende an den Trägerverein des Domicil erwünscht sei.

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