Wenn Mamas Sport machen, bleibt stets die Frage: Wohin mit dem Baby? Bei Kanga-on-wheel, einem Outdoor-Training für Mütter, ist die Antwort leicht: Es sitzt im Kinderwagen und Mama schwitzt.
„Einmal in der Stunde muss man die Muttis zum Stöhnen bringen“, sagt Tina Renneberg-Burmeister schmunzelnd zu ihrer Runde im Westpark. „Ich bin dann schon durch“, sagt eine Mama und keucht. Es ist Montagmorgen, halb zehn.
Fünf Mütter testen heute Kanga-on-wheel – eine Variation des sogenannten Kanga-Trainings, bei dem die Kinder getragen werden. Wem sein Baby zu schwer geworden ist oder wer generell lieber schiebt, bringt sich mit diesem Workout in Schwung. Und das an der frischen Luft.
Kindern schauen zu, wie Mama fit wird
Das Motto lautet: Du wirst fit, dein Baby macht mit. So wie bei Lisa Radtke und Emil, sieben Monate. Der Kleine sitzt in seinem Kinderwagen und schaut mit großen Augen, wie Mama sich verrenkt. „Immer allein zu Hause, fällt einem ja sonst die Decke auf den Kopf“, sagt die Erstlingsmama, die immer schon gerne Sport gemacht hat. „Wir gehen auch zusammen zum Yoga“, erzählt sie. Emil hat viel Spaß bei diesen sportlichen Ausflügen mit seiner Mama.
Mit viel Elan setzt die 25-Jährige die Erklärungen von Tina Renneberg-Burmeister um, geht tief in die Knie und wieder hoch. „In den ersten drei Monaten nach der Schwangerschaft war ich schon sehr ungeduldig“, erzählt sie lachend. Doch wie empfohlen, wartete sie zunächst ab, bis sie mit der Rückbildung startete – und danach wieder mit weiterem Sport.

Lisa Radtke (l.) macht gerne Sport – wartete aber nach der Schwangerschaft geduldig, bis sie wieder durchstarten konnte. © Oliver Schaper
„Es wäre natürlich auch schön, wenn man einfach mal Zeit für sich hat“, sagt Lisa Radtke. Da sie Emil aber noch viel stille, wäre ihr das zu vorbereitungsintensiv. „Deswegen finde ich es super, dass es solche Angebote gibt.“ Auch Julia Koch schwitzt schon eifrig. Joggen, schwimmen und Training im Fitnessstudio war ihr Fitness-Programm vor der Schwangerschaft. Seit Castiel auf der Welt ist, dreht sich die Welt um den kleinen Mann. „Und da möchte man ihn nicht abgeben, nur um Sport zu machen“, sagt Julia Koch.
In der Gemeinschaft macht es mehr Spaß
Aber sportlich aktiv werden wollte die zweifache Mama schnell wieder. Deshalb gefällt ihr das Kanga-Training so gut. „Bei dem Wetter ist es draußen einfach schön“, sagt sie. Und in einer Gemeinschaft mache es eben mehr Spaß. Auch der einjährige Castiel hat Spaß daran, die anderen Babys zu betrachten.
Laura, die zehn Monate alte Tochter von Tina Renneberg-Burmeister, schaut unterdessen mit großen Augen zu, wie ihre Mutter den anderen Frauen die Übungen vorführt. Immer wieder gluckst sie fröhlich. Durch ihre zweite Tochter kam Tina Renneberg-Baumeister überhaupt zum Kanga-Training.

Die Kinder werden im Kreis aufgestellt, damit sie ihre Mütter und die anderen Babys im Blick haben. © Oliver Schaper
„Es ist einfacher sie dabei zu haben, ohne darauf Rücksicht nehmen zu müssen, ob man die Zeit eingehalten hat, das Baby von der Betreuung abzuholen“, sagt Tina Renneberg-Baumeister, während sie Laura wieder ein Stück durch den Westpark schiebt. Außerdem stille sie ihr Kind noch – wie viele Mütter, die sportlich schon wieder aktiv sein möchten.
Die Trainerin hält an zur nächsten Übungsrunde. Jetzt geht es an weiter mit Kniebeugen. Alle haben sich im Kreis aufgestellt, sodass ihre Babys sich anschauen können. „Beckenboden anspannen“, ermahnt sie die Mütter. Wer nicht genau weiß, wie das geht, dem liefert sie ein eindrucksvolles Bild: Den Bauch so weit einziehen, als würde man eine etwas zu enge Hose tragen. Schwups, sind die Muskeln aktiviert.
Bedeutung des Beckenbodes extrem wichtig
„Ich finde die Bedeutung des Beckenbodens extrem wichtig“, erklärt sie den Teilnehmerinnen die Vorteile des Kanga-Trainings. Durch die Arbeit als Altenpflegerin habe sie immer wieder das Leid der Bewohner durch Belastungsinkontinenz erlebt. „Das kann man durch tägliches Training vermeiden“, motiviert sie die Mütter. Vor allem der Beckenboden ist durch die Schwangerschaft geschwächt.
Seit April ist sie ausgebildete Trainerin. „Beim Kangatraining werden auch die körperlichen Veränderungen während und nach der Schwangerschaft berücksichtigt“, betont Tina Renneberg-Burmeister. So lockert das Hormon Relaxin nicht nur den Muttermund, sondern auch alle anderen Bänder und Gelenke. Das müsse man beim Trainieren auf dem Schirm haben.
Diese Übungen kommen beim Training vor
Uns hat Tina Renneberg-Baumeister einige Übungen erklärt, die sich als komplettes Workout oder auch mal zwischendurch umsetzen lassen. Wichtig sei dabei immer, dass die Mamas auf ihren Körper hören sollen, betont die Trainerin. Bei Schmerzen unbedingt die Übung abbrechen, um nicht falsch zu trainieren. Außerdem sollte der Trainingsstart mit dem Frauenarzt abgesprochen sein.
Kind des Ruhrgebiets, mit den Ruhr Nachrichten seit Schulzeiten verbunden. Neugierig auf Menschen und das, was sie begeistert und umtreibt. Mit einem (auch persönlichen) Interesse für Familien- und Kulturthemen.
