Nach Tod von Mouhamed Dramé (†16) Warum fielen die Schüsse? Prozess gegen Polizisten startet heute

Nach Tod von Mouhamed Dramé (†16): Prozess gegen Polizisten startet
Lesezeit

Eineinhalb Jahre liegt der Tod von Mouhamed Dramé (16) in der Dortmunder Nordstadt zurück. Im Verlauf eines Polizeieinsatzes fielen Schüsse aus einer Maschinenpistole, die den Jugendlichen tödlich verletzten.

Die Umstände seines Todes sind jetzt Gegenstand eines Gerichtsverfahrens gegen fünf damals beteiligte Polizistinnen und Polizisten, darunter der Schütze der Schüsse aus einer Maschinenpistole.

Bundesweit Entrüstung

Der Fall hatte bundesweit für Entrüstung und eine Diskussion um die Verhältnismäßigkeit der Mittel der Polizei in diesem Fall gesorgt. Entsprechend groß ist das erwartete öffentliche Interesse an dem Prozess, insbesondere am Auftakt.

Ab 12 Uhr sind mehrere Kundgebungen auf dem Gehweg vor dem Gerichtsgebäude an der Kaiserstraße angekündigt. Sowohl die Gruppierung „Freundeskreis Mouhamed“ als auch der „Solikreis Justice4Mouhamed“ haben Versammlungen angemeldet.

Beide Hilfsorganisationen arbeiten aufgrund unterschiedlicher Differenzen nicht miteinander. Zuletzt war mit dem Cohedo e.V. noch eine weitere Organisation im Umfeld dieses Themas aufgetaucht.

Überraschender Besuch

Der Verein hatte im November einen Besuch des Vaters und des Bruders von Mouhamed Dramé organisiert. Bei diesem ist es auch zu einem Treffen der Angehörigen mit Oberbürgermeister Thomas Westphal und Polizeipräsident Gregor Lange gekommen.

Insgesamt rechnet die Polizei Dortmund für beide Kundgebungen mit rund 130 Teilnehmenden. Die Polizei kündigt an, gemäß dem Versammlungsrecht die Versammlungen zu schützen.

Insgesamt sind elf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte nach jetzigem Stand am 17. April fallen.

Dem 30-jährigen Beamten, der die Schüsse abgefeuert haben soll, wirft die Staatsanwaltschaft Totschlag vor. Angeklagt sind auch der Einsatzleiter (55 Jahre), zwei Polizistinnen (34 und 29 Jahre) und ein Polizist (34 Jahre).

Einsatzleiter angeklagt

Während den Letzteren Körperverletzung im Amt durch den ungerechtfertigten Einsatz von Pfefferspray und Tasern vorgeworfen wird, legt die Staatsanwaltschaft dem Vorgesetzten Anstiftung dazu zur Last.

Die Familie des Getöteten wird in der Nebenklage von Rechtsanwältin Lisa Grüter sowie vom Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes vertreten, der sich als Kriminologe immer wieder kritisch mit Polizeigewalt auseinandergesetzt hat.

Pfefferspray, Taser, Schüsse

Den Ermittlungen zufolge soll die angeklagte 34-Jährige den hockenden Mouhamed auf Anordnung des Dienstgruppenleiters mit Pfefferspray besprüht haben.

Der Jugendliche soll daraufhin aufgesprungen sein und sich mit dem Messer in Richtung der Polizisten bewegt haben. Wie zuvor abgestimmt, sollen ihm die beiden weiteren Angeklagten dann aus der Distanz Stromstöße per Taser zugefügt haben, kurz bevor die Schüsse fielen.

Über den Prozessauftakt und seine Begleiterscheinungen berichten wir am Dienstag (19.12.) ausführlich auf rn.de/dortmund.

Mit Material von dpa.

Tod von Mouhamed Dramé: Landgericht bestätigt Prozessstart am 19. Dezember

Prozess um den Tod von Mouhamed Dramé: Dortmund erwartet ein riesiges Gerichtsverfahren

Todestag von Mouhamed Dramé jährt sich zum 2. Mal: Was bis Prozessbeginn alles passierte