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Tipps von der Expertin: Wenn unser Ego die Beziehung führt
Singles in Dortmund und Unna
Wer kennt es nicht? Der Partner oder die Partnerin sagt etwas, das eigentlich nett gemeint ist, aber wir fühlen uns angegriffen, weil unser Ego die Dinge verdreht. Streit ist vorprogrammiert oder?
Einerseits wird Selbstliebe propagiert, andererseits sagen wir „Eigenlob stinkt“. Das Ego hat eigentlich weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas zu tun. Paartherapeutin Jennifer Angersbach aus Unna beschreibt es als eine Schutzfunktion, mit der Menschen versuchen, Ablehnung und Enttäuschung vorzubeugen. Sein Ego zu kennen, sei der erste Schritt in Richtung Besserung.
Wer sein Ego aber unkontrolliert walten lässt, provoziere womöglich unnötigen Streit – vor allem in Partnerschaften. Die Therapeutin verdeutlicht anhand von Beispielen aus dem Alltag, was das Ego eigentlich ist, und wie man mit ihm umgehen sollte.
Situation 1: Als junge Mutter sind wir immer gefordert und neben Beruf und Kindererziehung auf vielen Baustellen unterwegs. Da kommt die Einladung, sich auch noch am Kuchenbasar für die Kindergartengruppe oder den Sportverein zu beteiligen, höchst ungelegen: Nicht jede Mutter hat mal eben Zeit, eine dreistöckige Erdbeertorte zu backen. Wissen wir eigentlich. Doch wir haben schon im Supermarkt ein schlechtes Gewissen, während die Backmischung für den Marmorkuchen im Einkaufswagen landet. Das kratzt am Ego.
„Toll, dass wir auch einen festen Kuchen haben“, heißt es dann von den anderen Muttis, die Zeit für die großen Torte hatten. Unser Ego ist alarmiert und möchte uns schützen. Es sagt uns, dass wir es gar nicht nötig hätten, Zeit ins Kuchenbacken zu investieren. Und dass wir ja sowieso nicht mit den blöden anderen Müttern klarkämen. Aber eigentlich weiß unser Ego gar nicht, ob der Kommentar der anderen Mütter wirklich abwertend gemeint war.
Das sagt uns dann auch unser Partner zuhause: Wir würden überreagieren, wenn wir uns über die anderen Mütter aufregen? Auf gar keinen Fall... Es kommt zum Streit.
Situation 2: Der Partner möchte auf eine Party gehen. Daraus, nicht persönlich mit eingeladen worden zu sein, macht unser Ego das erste Drama. Wir würden eigentlich gerne mitgehen, aber wir möchten unseren Partner nicht darum bitten. Zurückweisungen weit in der Vergangenheit könnten schuld sein. Wenn er dann fragt, sagen wir trotzdem nein. Wir hätten schon etwas anderes Tolles zu tun. Bloß keine Anhängigkeit zeigen, flüstert uns das Ego zu.
Kommt der Partner dann nachts um 2 Uhr fröhlich und angetrunken nach Hause und berichtet, wie toll es war, dass die Arbeitskolleginnen auch da waren, erzeugt das nicht selten Eifersucht. Wir sagen dann vielleicht Dinge wie: „Und genau deshalb wolltest du mich nicht dabeihaben.“ Obwohl das gar nicht stimmt. Die Situation eskaliert. Dabei wollte der Partner vielleicht einfach nur seine Freunde über den schönen Abend mit uns teilen. Doch das Ego hat uns suggeriert, wir seien nichts wert und es wollte uns schützen.
Diese Situationen zeigten, so die Paartherapeutin, wie sich das Ego in Beziehungen einmischt. Oft sorge es dafür, dass Menschen nicht klar miteinander kommunizieren, sagen, was sie denken und möchten. Die Lösungen liegen eigentlich auf der Hand: Sich weniger hinterfragen, mit zur Party gehen oder sich mit dem Partner freuen. Doch all das koste auch große Überwindung.
Ein erster Schritt könne es sein, offen darüber zu sprechen: „Du, ich würde mich gerne mit dir freuen, aber auf deine hübsche Arbeitskollegin bin ich schon ein wenig eifersüchtig.“ Letzteres sei mit Sicherheit nicht die erwünschte, aber eine nachvollziehbare Reaktion, rät Angersbach.
Tiefes, emotionales Verständnis ist nötig
Das Verstehen des Egos, ein tiefes, emotionales Verständnis sei der einzige Weg, mit den Ego umzugehen, sagt die Paartherapeutin. „Glaube nicht alles, was du denkst oder fühlst. Viele Gedanken kommen vom Ego, das uns beschützen möchte.“ Stattdessen sollten Menschen ihr Ego an die Hand nehmen und nicht zerstörerisch vorpreschen lassen.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
