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Tipps von der Expertin: Warum wir unsere Grenzen akzeptieren müssen
Paare in Unna und Dortmund
Viele Menschen haben Angst, nein zu sagen, wenn sie um Hilfe gebeten werden. Oder sie glauben, genau zu wissen, was jemand braucht, und drängen sich auf. Beides führt zu zwischenmenschlichen Problemen.
Die Situation kennt eigentlich so gut wie jeder: Wir werden um einen Gefallen gebeten und möchten der Bitte eigentlich nicht nachkommen, tun es aber trotzdem – und hegen währenddessen inneren Groll. Gegen denjenigen, dessen Bitte wir übergriffig fanden, und auch gegen Menschen, die uns in der belastenden Situation zusätzlich reizen.
So schwer es auch abzulegen ist: Dieses Verhalten ist schädlich. Für uns selbst und für die Beziehungen, die wir zu anderen Menschen pflegen. Die Paartherapeutin Jennifer Angersbach aus Unna spricht in ihrer neuen Podcast-Folge vom Irrglauben in Bezug auf unsere Grenzen.
„Du kannst es nicht allen recht machen, aber vielen“, beruhigt die Expertin. Sie vergleicht das Verhältnis von Menschen zu ihren inneren Grenzen, mit den Grenzen eines Grundstücks, das man nicht richtig kennt, obwohl es einem gehört.
Angst, als egoistisch zu gelten
Warum viele Menschen entweder gar keine oder falsche Grenzen setzen, sei etwa in der Angst begründet, als egoistisch zu gelten. Ähnliche Gründe seien dafür ursächlich, dass viele auch selbst nicht gerne um Hilfe bitten: Angst, als schwach und bedürftig oder narzistisch zu gelten.
Ein weiteres Problem: Gerade wer seine eigenen Grenzen nicht kennt, traue auch den anderen oft nicht zu, gut damit umzugehen. So bieten wir etwa denjenigen unsere Hilfe an, die sie vielleicht gar nicht benötigen.
„Eine Frage oder bitte ist nur dann Grenzüberschreitend, wenn du mehr Verantwortung trägst, als du musst“, sagt Jennifer Angersbach. Denn viele würden einfach vergessen, dass sie nein sagen dürfen. Wer immer ja oder eben nichts sage, könne nur schwer respektiert, gehört, gesehen oder gewertschätzt werden.
Menschen, die nicht nein sagen können, müssten nun lernen, dass das nichts mit Schwäche zu tun hat, sondern mit Unabhängigkeit und Achtsamkeit – also stark ist. Aber wie kommt man zu diesem Punkt?
Jennifer Angersbach sagt, dass wir die eigenen Grenzen spüren lernen müssen. Viele Menschen würden sie gar nicht mehr spüren, oder vertrauten nicht darauf, dass sie „stimmen“.
Alle Gefühle müssen erst genommen werden
„Alles, was du fühlst, ist wahr, denn es ist ja da“, kann die Expertin dazu nur sagen. Ein Gefühl könne zwar unbegründet sein, aber es existiere und müsse ernst genommen werden. Wer versuche, seine vermeintlich falschen Gefühle zu unterdrücken, erzeuge innere Spannung. Wer seine Gefühle Ernst nehme, könne auch die Verantwortung dafür übernehmen – die Verantwortung für sich.
Wenn unsere Grenzen erst mal robuster sind, falle es uns auch viel leichter, dieses Vertrauen auch in andere zu haben. Das erleichtere den sozialen Umgang enorm. „Es ist kein Eiertanz, kein Mienenfeld mehr“, sagt die Paartherapeutin.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
