Dr. Thomas Gößmann begrüßte als Chef von Thyssengas zahlreiche Experte zu einem ersten Wasserstoff-Dialog im Dortmunder U-Turm. „Ich sehe die Chance, jetzt schnell vom Reden ins Tun zu kommen und den Wasserstoff-Hochlauf mit vereinten Kräften anzuschieben“, sagte er.

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Thyssengas will in Dortmund jetzt den Wasserstoff-Turbo starten

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Thyssengas will nicht länger nur Erdgas durch seine Rohre transportieren. Möglichst schnell soll das Netz für Wasserstoff genutzt werden. In einer Expertenrunde wurde deutlich, woran es hapert.

Dortmund

, 10.05.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als einer der großen Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland macht die Dortmunder Thyssengas GmbH Tempo bei der Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff. Hatte das Unternehmen bisher geplant, im Jahr 2024 den ersten Wasserstoff durch seine Gasrohre zu transportieren, so soll dies jetzt möglichst schon früher geschehen.

„Wir erleben aktuell eine Zeitenwende in der Energieversorgung. Eine Zeit, in der sich bestehende Gewissheiten in Luft auflösen, Denkverbote kippen und Prozesse beschleunigt werden“, sagte Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thyssengas, bei bei einer Veranstaltung mit Wasserstoff-Experten im U-Turm.

„Ich sehe die Chance, jetzt schnell vom Reden ins Tun zu kommen und den Wasserstoff-Hochlauf mit vereinten Kräften anzuschieben. Das vorhandene Fernleitungsnetz ist mit wenigen Anpassungen H2-ready und kann Wasserstoff-Produzenten mit den Verbrauchern verbinden.“

OB-Westphal: „Müssen ein Wasserstoff-System etablieren“

Thyssengas selbst hatte zu dem Dialog eingeladen, um die Akteure entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette zu vernetzen. Und so diskutierten hochrangige Vertreter aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Energiewirtschaft über die notwendigen Rahmenbedingungen für einen schnellen Wasserstoff-Hochlauf – darunter NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur. Beide wurden zugeschaltet.

Akteure, die beim Einsatz von Wasserstoff zusammenwirken sollen, brachte Thyssengas-Chef Dr. Thomas Gößmann (2.v.r.) im U-Turm in Dortmund zusammen (v.l.): Carl-Julius Cronenberg (FDP), Sonja Kolonko (Moderatorin), Andreas Rimkus (SPD), Felix Banaszak (Bündnis 90/Die Grünen NRW), Dr. Sopna Sury von RWE, Dirk Lange (Geschäftsführer, Jäckering Mühlen- und Nährmittelwerke GmbH) und Christopher Frey von der Sunfire GmbH.

Akteure, die beim Einsatz von Wasserstoff zusammenwirken sollen, brachte Thyssengas-Chef Dr. Thomas Gößmann (2.v.r.) im U-Turm zusammen (v.l.): Carl-Julius Cronenberg (Sprecher für den Mittelstand und Freihandel der Freien Demokraten), Sonja Kolonko (Moderatorin), Andreas Rimkus (Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion), Felix Banaszak (Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen NRW), Dr. Sopna Sury von RWE, Dirk Lange (Geschäftsführer, Jäckering Mühlen- und Nährmittelwerke GmbH) und Christopher Frey von der Sunfire GmbH. © Thyssengas

So einig sich alle waren, dass jetzt schleunigst die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Wasserstoff geschaffen werden müssen, so deutlich schien in etlichen Beiträgen auch durch, dass das so einfach nicht sein wird.

Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) appellierte als Hausherr im U-Turm, die Entwicklungen bei der Wasserstoff-Nutzung nicht einzeln zu betrachten, sondern Erzeugung, Transport, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff zusammen zu denken.

Großstädte wie Dortmund ständen mit Mut und Ideen für technologische Veränderungen bereit. „Wir müssen ein Wasserstoff-System etablieren, das die vielen einzelnen Projekte der Unternehmen und Anwendungssektoren strategisch zusammenführt“, so Westphal.

Nur grüner Wasserstoff soll die Lösung sein

Die Akteure waren sich einig, dass es nur mithilfe von grünem Wasserstoff, also mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestelltem Wasserstoff, gelingen kann, Versorgungssicherheit und Klimaschutz in der Energieversorgung zu gewährleisten.

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Unterschiedliche Bewertungen gab es darüber, ob die aktuellen nationalen und europäischen Regelungen einen geeigneten Rahmen für einen raschen Markthochlauf bei Wasserstoff bilden.

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, forderte, mit dem bestehenden Regulierungsrahmen zu arbeiten. Eine Quersubventionierung von Wasserstoffnetzen durch Gasverbraucher oder eine Beimischung von Wasserstoff, etwa im Wärmemarkt, bewertete er als kritisch.

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Thyssengas-Chef Thomas Gößmann widersprach ihm da allerdings heftig. „Wir brauchen Fördergeld und Anschub für ein erstes Startnetz“, sagte er. Auch die bei der Regulierung vorhandene, künstliche Trennung von Erdgas und Wasserstoff in Deutschland sei eine Investitionsbremse.

Wasserstoff-Hürden: Geld und Genehmigungen

Die Notwendigkeit marktwirtschaftlicher Anreize für die Industrie, damit Wasserstoff als „Chancen-Energie“ so schnell wie möglich eingesetzt werden könne, betonte auch Carl-Julius Cronenberg, Sprecher für den Mittelstand und Freihandel der FDP.

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Am Ende blieb der Eindruck, dass es wohl aufgrund schwieriger Genehmigungsprozesse und mancher Finanzierungsfragen noch Jahre dauern kann, bis es eine zukunftsfähige Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland geben wird.

NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart sagte es so: „Wasserstoff wird nicht im nächsten Winter helfen, aber in fünf Jahren kann Wasserstoff einen ersten Beitrag leisten, unsere Energie-Importe zu diversifizieren.“

Thyssengas-Dialog

Eine Plattform für die Branche

  • Thyssengas möchte mit dem Dialog eine Plattform für die Akteure der Wasserstoff-Wirtschaft bieten und das Format zu unterschiedlichen Anlässen fortsetzen.
  • Die Thyssengas GmbH mit Sitz in Dortmund ist ein unabhängiger Gasnetzbetreiber und zählt zu den führenden deutschen Erdgastransportnetzgesellschaften.
  • In Nordrhein-Westfalen verfügt Thyssengas über sieben Niederlassungen und betreibt ein rund 4400 Kilometer langes Gastransportnetz. Über dieses weitläufige Transportsystem werden jährlich bis zu rund 6 Mrd. Kubikmeter Erdgas zu Verteilnetzbetreibern, Industriebetrieben und Kraftwerken transportiert.