Als Richtemann der Reinoldigilde zu Dortmund begrüßte Christoph Schubert (l.) vor dem Goldsaal Wolfgang Bosbach. Der CDU-Politiker war als Hauptredner während des Friedensmahls eingeladen.

Als Richtemann der Reinoldigilde zu Dortmund begrüßte Christoph Schubert (l.) vor dem Goldsaal Wolfgang Bosbach. Der CDU-Politiker war als Hauptredner während des Friedensmahls eingeladen. © Stephan Schütze

Reinoldimahl: Absage von Botschafter Melnyk und Klartext von Wolfgang Bosbach

rnReinoldigilde zu Dortmund

Auch ohne den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk, der abgesagt hatte, gab es beim Friedensmahl der Reinoldigilde viel Gesprächsstoff. Dafür sorgte vor allem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach.

Dortmund

, 07.05.2022, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es hätte sicher noch intensivere Diskussionen während des Friedensmahls der Reinoldigilde zu Dortmund am Freitagabend (6. Mai) gegeben, wenn Andrij Melnyk, der ukrainische Botschafter in Berlin, tatsächlich gekommen wäre.

Der oft so undiplomatische Diplomat, der schon lange und immer wieder von Deutschland die Lieferung schwerer Waffen zur Abwehr der russischen Aggression einfordert, hatte sein Kommen jedoch kurzfristig abgesagt.

Zum ersten Mal seit 2019 traf sich die Reinoldigilde zu Dortmund wieder zum traditionsreichen Reinoldimahl, das diesmal als Friedensmahl stattfand. 300 geladene Gäste gehörten zu der „stattlichen Festgesellschaft“ im Goldsaal.

Zum ersten Mal seit 2019 traf sich die Reinoldigilde wieder zum traditionsreichen Reinoldimahl, das diesmal als Friedensmahl stattfand. 300 geladene Gäste gehörten zu der „stattlichen Festgesellschaft“ im Goldsaal. © Stephan Schütze

So waren es Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) und der neben Andrij Melnyk als zweiter Hauptredner eingeladene, langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach, die gegenüber den 300 geladenen Gästen in dem mit einem blau-gelbem Lichtband versehenen Goldsaal ihre gegensätzlichen Positionen zu Waffenlieferungen in Ukraine deutlich machten - jeweils voller Respekt für die andere Meinung.

Er wisse nicht, sagte Wolfgang Bosbach, ob durch die Waffenlieferungen das Leiden verlängert werde. „Ich weiß nur“, erklärte er in seiner bekannt direkten Art, „bei einer Schießerei hat der schlechte Karten, der nur einen Knüppel hat.“

Pfefferpotthast für die „stattliche Festgesellschaft“

OB Westphal hatte in seinem Grußwort an die Gildnerinnen und Gildner, die sich zum ersten Mal seit 2019 wieder zum traditionell am zweiten Maiwochenende stattfindenden Reinoldimahl trafen, auf die „schlafwandlerischen“ Ursachen des Ersten Weltkriegs hingewiesen. Mit Russland sei eine Atommacht Kriegspartei.

„Einfache Lösungen“, so Westphal, „bringen uns nicht zum Frieden. Und noch mehr Waffen sind eine einfache Lösung. Wir müssen alles tun, damit nicht der Dritte Weltkrieg entsteht.“ Wie berichtet, hat Thomas Westphal auch den Aufruf der Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer gegen die Lieferung schwerer Waffen unterstützt.

Auch Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal zählte zu den Gästen des Friedensmahls. In seinem Grußwort äußerte er seine Bedenken gegen die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine.

Auch Oberbürgermeister Thomas Westphal zählte zu den Gästen des Friedensmahls. In seinem Grußwort äußerte er seine Bedenken gegen die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine. © Stephan Schuetze

Für Gesprächsstoff während des Pfefferpotthast-Essens war also gesorgt. Auch weil Wolfgang Bosbach in seiner humorvollen und völlig frei gehaltenen Rede über den Krieg in der Ukraine aus deutscher und europäischer Sicht viele Juckepunkte ansprach.

„Bevor die Gashähne zudrehen, würde ich schrecklich gerne wissen: Welche Alternativen haben wir denn?“, sagte er. Und gleich danach: „Erst kommt die wirtschaftliche Krise, dann die soziale Krise und gleich dahinter bekommen die Radikalen Zulauf.“

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Mit dem Reinoldimahl will die „stattliche Festgesellschaft“ aus Wirtschaft, Politik, Kirche und Kultur, die sich dazu einmal im Jahr trifft, nicht nur den politischen Diskurs fördern, sondern auch Gutes tun. 25.000 Euro waren an Spenden im Vorfeld bereits zusammengekommen.

Reinoldigilde spendet für die Ukraine-Hilfe

„Und es wird noch einiges hinzukommen“, sagte Wolfgang Scharf, Mitglied der Meisterrunde der Reinoldigilde und diesmal Hauptsponsor des Reinoldimahls. Nicht zu spenden brauchte der Inhaber der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Dortmund das Reinoldibier, das an diesem Abend exklusiv ausgeschenkt wurde. Das spendierte die Radeberger-Gruppe, damit möglichst viel Geld für den guten Zweck verbleibt.

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Und das Geld stellt die Reinoldigilde, die mit ihren gut 300 Mitgliedern für bürgerlichen Gemeinsinn steht, in diesem Jahr der Auslandsgesellschaft für ihre Ukraine-Hilfe zur Verfügung. Die Gilde geht zurück auf eine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1254. Im Jahr 1988 wurde sie wiedergegründet.