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Termin für nächste Sonder-Impfaktion steht – Dortmund wagt ein Experiment
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Die Sonder-Impfaktion in Dortmunds sozialen Brennpunkten geht weiter: Bald wird an zwei Stellen in der Nordstadt geimpft. In Eving und Lütgendortmund setzt die Stadt auf einen anderen Weg.
Lange Schlangen gab es zum Auftakt der Sonder-Impfaktion in Nette am vergangenen Freitag. „Nur am Freitag“, wie Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal am Dienstag (1.6.) in der Bilanz des städtischen Verwaltungsvorstands betonte. Ansonsten sei alles „völlig reibungslos“ gelaufen, stellte er fest.
1588 Menschen wurden am Wochenende bei der ersten Sonderaktion geimpft. Das Land hat Dortmund insgesamt 4555 Impfdosen mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson zur Verfügung gestellt, um Menschen in sozialen Brennpunkten impfen zu lassen - überall dort, wo die Corona-Inzidenz besonders hoch und die Wohnverhältnisse beengt sind.
Vier Quartiere sind dafür ausgeguckt. Der Anfang wurde in Nette für die Sozialräume Nette, Westerfilde und Bodelschwingh gemacht.
Am nächsten Wochenende soll es weitergehen. Dann wird in der Nordstadt geimpft - am Freitag und Samstag (4./5.6.) jeweils von 8 bis 18.30 Uhr im Sozialen Zentrum an der Westhoffstraße in der Nähe des Nordmarkts und im Bernhard-März-Haus an der Osterlandwehr im Borsigplatz-Viertel.
Impfberechtigt sind alle Menschen mit Meldeadresse in der Nordstadt, erklärt die städtische Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner.
Die multikulturelle Bewohnerschaft sorgt dort für eine besondere Herausforderung. Man habe aber in Sachen Corona und Gesundheitsvorsorge in den vergangenen Monaten schon ein gewisses Vertrauen aufbauen können, ist Birgit Zoerner überzeugt.
Neuer Weg in Lütgendortmund und Eving
Es habe sehr gezielte Ansprachen über die vorhandenen Strukturen mit den Wohlfahrtsverbänden gegeben. Sprachbarrieren soll es ebenso wenig geben wir bürokratische Hemmnisse. „Auch eine fehlende Krankenversicherung spielt für das Impfen keine Rolle“, betont Birgit Zoerner.
Einen anderen Weg als in Nette und in der Nordstadt will die Stadt dagegen bei der angekündigten Sonder-Impfaktion in Lütgendortmund und Eving gehen.
Dort werden in Wohnquartieren mit hoher Corona-Inzidenz Impfgutscheine vergeben, mit denen sich Anwohner dann im Impfzentrum mit dem Johnson&Johnson-Impfstoff versorgen lassen können. Er hat den Vorteil, dass damit keine Zweitimpfung nötig ist.
„Auch dort nutzen wir die vorhandenen Beratungs- und Hilfe-Strukturen, um die Menschen gezielt anzusprechen“, erklärt Birgit Zoerner. In Eving würden 500 Gutscheine ausgegeben, in Lütgendortmund 400.
Unterschiedliche Wege ausprobieren
Es ist ein Experiment. „Wir wollen unterschiedliche Wege ausprobieren und gucken, ob das gut funktioniert“, kündigt die Dezernentin an. Wenn es nicht funktionieren sollte, werde es später auch Impfangebote vor Ort geben. Und ganz am Ende werde man schauen, ob noch Impfstoffdosen übrig geblieben sind.
Das ist aktuell auch noch bei dem Sonderkontingent an Johnson&Johnson-Impfstoff der Fall, der vom Land für die Impfung vom Obdachlosen und in Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wurde. 2280 Impfdosen gab es dafür. Etwa die Hälfte davon wurde an mehreren Orten, unter anderem im FZW und im Wichern-Haus in der Nordstadt, ausgegeben.
Aktuell laufen Impfungen in Flüchtlingsunterkünften. Dort spüre man aber eine deutliche Zurückhaltung beim Thema Impfen, stellt die Gesundheitsdezernentin fest. „Die Impfbereitschaft ist dort nicht so hoch wie wir uns das gewünscht hätten.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
