Ab Montag (30.8.) startet an den Dortmunder Schulen wieder das Schwimmen. Die Badbetreiber sind darüber nicht glücklich. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Schulschwimmen

„Drei Schulen gleichzeitig“: Badbetreiber empört über Schulschwimm-Start

Vor wenigen Tagen wurde den Dortmunder Badbetreibern mitgeteilt, dass ab Montag (30.8.) wieder das vollumfängliche Schulschwimmen startet. Ein Betreiber geht jetzt auf die Barrikaden.

Dortmund

, 30.08.2021 / Lesedauer: 4 min

Wohl jeder kennt das Klima in einem Hallenbad. Es ist stickig, die Luft feucht. Nicht gerade die perfekten Bedingungen während einer Pandemie. Dennoch soll das Schulschwimmen ab Montag wieder stattfinden. Ein Dortmunder Badbetreiber geht deswegen auf die Barrikaden.

Denn der Betreiber, der nicht namentlich genannt werden will, ist sauer auf die Schulverwaltung: „Wir haben Bedenken, wenn jetzt das vollumfängliche Schulschwimmen wieder losgeht.“

Mehr als 90 Kinder gleichzeitig im Schwimmbecken

Teilweise seien mehr als 90 Schülerinnen und Schüler aus drei verschiedenen Schulen zeitgleich im Becken. Laut Hygienekonzept seiner Bäder dürfen aber nur 36 Menschen in das große sowie 12 in das kleine Becken, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können.

Aber welches Konzept gilt überhaupt? Vor dieser Frage standen die Dortmunder Badbetreiber Anfang der Woche. Denn da sei ihnen durch das Schulministerium mitgeteilt worden, dass die Schulen sich nicht an die Hygienekonzepte der Bäder zu halten haben.

Erst nach Einwänden der Betreiber habe das Schulamt am Donnerstag eine stadtinterne Rundmail verschickt, wonach nun doch die Hygienekonzepte der Hallenbäder gelten.

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Abstandsregeln sind schwierig einzuhalten

Diese sehen zum einen eben die Abstandsregeln vor, welche natürlich auch außerhalb der Becken gelten. Zum Beispiel in den Umkleiden oder beim Duschen. „Bei 90 Kindern, wenn man die auf die getrennten Frauen- und Männerduschen aufteilt, sind das circa 45 Kinder pro Dusche. Laut Hygienekonzept mit Abstandsregel müssen alle drei bis vier Duschen freigelassen werden. Das wird bei 45 Minuten Schwimmzeit nicht funktionieren“, rechnet der Betreiber vor.

Eine weitere Einschränkung ist, dass innerhalb des Hallenbades keine Föhne benutzt werden dürfen, „damit die Aerosole nicht noch weiter verteilt werden“. Gerade mit Hinblick auf die kälteren Jahreszeiten sieht der Badbetreiber hier Probleme: „Ich will keine Anrufe von wütenden Eltern bekommen, weil ihre Kinder mit nassen Haaren draußen rumrennen müssen.“

Nun kündigte der Betreiber an, seine Mitarbeiter beim Schulschwimmen abzuziehen: „Es sind immer noch nicht alle meiner Mitarbeiter geimpft und die Verantwortung dafür kann ich als Arbeitgeber nicht tragen.“

Mit dieser Entscheidung stehe er nicht alleine, auch andere Badbetreiber würden die Anweisungen der Dortmunder Schulverwaltung kritisieren.

Ansteckung über Chlorwasser unwahrscheinlich

Dr. Bernhard Schaaf, Dortmunder Spezialist für Infektions- und Lungenerkrankungen, hält die Ansteckung in einem Hallenbad für möglich.

Vor allem, weil die Kinder keine Maske tragen: „Wenn ein Infizierter in einem geschlossenen Raum hustet, schweben die Aerosole in der Luft. Allerdings ist in einem Hallenbad ja sehr viel Platz nach oben. Generell ist eine Übertragung in Innenräumen wahrscheinlicher als draußen.“ Eine Übertragung über das Wasser sei aufgrund des Chlors jedoch unwahrscheinlich.

Hinzu kommt die enorme Auslastung der Bäder. Von 8 bis 16 Uhr sei Schulschwimmen in den Bädern des Betreibers eingeplant. Die Schulen erscheinen dann im Stundentakt. „Letztes Jahr hatten wir im Herbst dazu ein Hygienekonzept ausgearbeitet, wonach nach jeder Schwimmstunde das Bad desinfiziert wird“, so der Betreiber. Durch die neue Auslastung seit diese Desinfektion und Reinigung nicht mehr möglich.

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Zumal die Schüler-Zahlen auch außerhalb von Corona zu hoch für die Bäder seien. „Vor Corona wurde festgelegt, dass lediglich zwei Klassen oder bis zu 90 Kinder am Schulschwimmen zeitgleich teilnehmen dürfen. Jetzt während Corona sind es teilweise drei Klassen gleichzeitig“, erklärt er. Es gebe sogar eine Schulstunde, in der 105 Kinder zeitgleich im Bad seien würden.

Diese Bedenken hat das Betreiber auch gegenüber die Schulverwaltung geäußert. Die ist nämlich zuständig für die Eintragung des Schulschwimmens. Zwar würden Badbetreiber, Schulvertreter und die Verwaltung jährlich zusammenkommen, um einen Belegungsplan zu erarbeiten.

Manchmal würden sich dann aber trotzdem kurzfristig noch Klassen melden, die dann irgendwo dazwischen geschoben werden. „Quasi auf dem kurzen Dienstweg wird das dann geklärt, ohne unsere Grenzen zu berücksichtigen“, regt sich der Betreiber auf.

Verantwortung liegt nun auf Seiten der Schulen

„Irgendwer muss sich doch klar mal dahinstellen und sagen, was Phase ist. Es kann doch nicht sein, dass wir als Bäderbetreiber in die Verantwortung genommen werden für das Schulschwimmen. Es gibt eine Schutzverordnung“, sagt er. Die Redaktion konfrontierte die Stadt Dortmund am Freitag mit den Vorwürfen, erhielt aber bis Redaktionsschluss keine Rückmeldung.

Der Betreiber habe den Schulen nun mitgeteilt, dass er die Verantwortung beim Schulschwimmen nicht übernehme. Er erzählt, dass auch die Schulen selbst Bedenken äußern. Denn mit der Abgabe der Verantwortung kontrollieren die Bad-Mitarbeiter auch nicht die Einhaltung der Hygienekonzepte. Dies fiele zu Lasten des Lehrpersonals.

Der Badbetreiber hofft nun, dass auch die Schulen sich dazu entscheiden, die Verantwortung für das Schulschwimmen in der Art und Weise nicht zu tragen.

„Es gibt ja schließlich schon die ersten Rückmeldungen aus Schulen beziehungsweise die ersten Corona-Fälle, weil zu viele Kinder in zu vielen Räumen sind“, gibt der Betreiber zu bedenken. Dennoch rechnet er damit, dass am Montag (30.8.) dann um 8 Uhr die ersten Schulbusse anrollen.

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