Nach Jahrzehnten muss Giuliano Micolucci sein Restaurant im Kreuzviertel in Dortmund aufgeben. Es wird ein Nachfolger gesucht.

© Dieter Menne (Archivbild)

Ältestes Restaurant im Kreuzviertel steht zum Verkauf

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Ein Nachfolger für das älteste Restaurant des Kreuzviertels wird gesucht. Es gibt mehrere Gründe, warum das Lokal nach Jahrzehnten von den bisherigen Gastronomen nicht weitergeführt wird.

Dortmund

, 12.11.2021, 11:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer im Kreuzviertel unterwegs ist, wird dieses Restaurant kennen - und vielleicht sogar lieben. Ganz aktuell wird es plötzlich bei Ebay zum Verkauf angeboten. Nach Jahrzehnten wird ein Nachfolger gesucht.

Dabei gibt es das italienische Restaurant schon seit 1970. Es ist das dienstälteste Restaurant des Kreuzviertels und damit eigentlich die Konstante in einem Quartier, in dem die Gastro-Szene ständig im Wandel ist.

Jetzt erwischt es also auch das Taormina am Neuen Graben. „Es geht einfach nicht mehr. Es ist eine Mischung aus den Folgen der Pandemie und privaten Gründen, die uns dazu veranlassen, einen Nachfolger für das Lokal zu suchen“, sagt Laura Micolucci mit spürbar niedergeschlagener Stimme.

Sie weiß, dass in dem Restaurant das Herzblut ihres Vaters steckt, der es 1984 übernahm und seither seine Gäste mit „Scaloppine al marsala e pinoli“ (Kalbsmedaillons in Marsalasoße mit Pinienkernen und getrockneten Tomaten“) oder „Orata alle verdure“ (filetierte Dorade auf Gemüse mit Knoblauch) und Vielem mehr verwöhnte. Doch Giuliano Micolucci ist schwer erkrankt. Seine Tochter Laura schmeißt den Laden - und geht am Stock.

Restaurant scheitert an den Spätfolgen der Pandemie

„Ich bin alleinerziehende Mama von einem dreijährigen Kind und reibe mich auf, weil einfach kein Personal für das Restaurant zu finden ist. Seit Mai schon macht mir die Personalsituation richtig zu schaffen“, sagt Laura Micolucci.

Bekannt und beliebt: Seit 1970 gibt es das Restaurant Taormina im Kreuzviertel in Dortmund bereits. 1984 hat es Giuliano Micolucci übernommen. Aus gesundheitlichen Gründen kann er es jetzt nicht mehr führen. Außerdem sucht seine Tochter Laura seit Monaten vergeblich nach Personal.

Bekannt und beliebt: Seit 1970 gibt es das Restaurant Taormina im Kreuzviertel bereits. 1984 hat es Giuliano Micolucci übernommen. Aus gesundheitlichen Gründen kann er es jetzt nicht mehr führen. Außerdem sucht seine Tochter Laura seit Monaten vergeblich nach Personal. © Dieter Menne (Archiv)

Es seien viele Beschäftigte während der Pandemie in andere Branchen abgewandert und kehrten jetzt nicht zurück. „Wir sind eigentlich dank der Unterstützung unserer Gäste und der Staatshilfen gut durch die Corona-Krise gekommen, scheitern aber jetzt an den Spätfolgen der Pandemie“, so Laura Micolucci.

Seit Monaten sucht sie zwei Festangestellte und drei Aushilfen - vergeblich. Nur, weil ihre Schwester, die gerade selbst in einer Ausbildung ist, ihr nach Kräften hilft und der langjährige Koch nach wie vor in der Küche steht, ist ein reduzierter Restaurant-Betrieb überhaupt noch möglich.

Große Pläne für die Zeit nach dem Lockdown

„Wir müssen die Arbeit einfach möglichst gering halten und haben daher nur noch abends geöffnet - mittags nicht mehr. Montags ist Ruhetag und wir können nur eine eingeschränkte Speisekarte anbieten“, sagt Laura Micolucci.

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Dabei hatte sie so große Pläne für die Zeit nach dem Corona-Lockdown: „Ich wollte alles etwas modernisieren, schöner und attraktiver gestalten. Ohne Personal ging das aber nicht, es wurde alles nur superstressig.“

Statt die Speisekarte um weitere Spezialitäten zu erweitern, hat sie schlussendlich bei Ebay eine Anzeige geschaltet. „Italienisches Restaurant im Herzen des Kreuzviertels sucht neuen Pächter“, heißt es da. Und: „Der Zeitpunkt der Übergabe kann flexibel gestaltet werden.“

Erste Interessenten haben sich schon gemeldet

Seine vielen Stammgäste werden Giuliano Micolucci, der das Gesicht und das Herz des Taormina war, vermissen und ihm sicher eine gute Besserung wünschen. Unsere Redaktion hat ihn in einem Porträt mal als den „falschen Sizilianer aus dem Kreuzviertel“ bezeichnet. Weil er gar nicht aus dem sizilianischen Taormina stammt, sondern aus Norditalien.

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„Taormina“ stand über dem Lokal, als er es 1984 übernahm. Er hat es dabei belassen. Und vielleicht kann es ja weiter so bleiben, wenn sich ein sizilianischer Gastronom finden sollte. Erste Interessenten für die Nachfolge gibt es auf jeden Fall schon.