Die Adventszeit ist eine Zeit, in der Traditionen gepflegt werden. Was ihren Weihnachtsbaum anging, mussten im vergangenen Jahr allerdings viele im Dortmunder Westen etwas Neues wagen. Denn: Hermann Hanses kam nicht mehr. Vier Jahrzehnte lang hatte der Waldbauer seine Blau- und Nordmanntannen aus dem Sauerland in Lütgendortmund verkauft. 2022 machte der damals 70-Jährige Schluss und ging in Rente. Das Ende einer Ära.
Diesen Advent aber gibt es wieder Bäume auf dem Parkplatz neben der freiwilligen Feuerwehr zu kaufen. Sabrina Hülsen ist sozusagen die „neue Hermann Hanses“. Oder, wie sie es ausdrückt: „Der Nachwuchs bei Hülsens.“ Die 35-Jährige ist die Tochter des Ehepaars, das seit gut 25 Jahren am Bärenbruch in Marten Tannenbäume verkauft.
Als Kind schon Bäume verkauft
Sie kennt das Geschäft also: Als ihre Eltern starteten, war sie zehn, elf Jahre alt und hat mitgeholfen. Fegen hieß das anfangs vor allem. „Aber so ganz kleine Bäume habe ich auch schon verkauft“, sagt die Martenerin. Als sie letztes Jahr mitbekommen hat, dass Hermann Hanses aufgibt, sei ihr klar gewesen: „Da starte ich einen eigenen Verkauf.“

Im Laufe des Jahres hat Sabrina Hülsen alles vorbereitet: Die Genehmigungen bei der Stadt sind eingeholt. Die Martenerin darf eine Fläche von 100 Quadratmetern vom Parkplatz neben der Feuerwehr abzweigen. Eigentlich sollte dort längst ein Hänger mit Werbung stehen. „Doch uns sind die Reifen zerstochen worden“, sagt Hülsen.
Möglichst bald möchte sie daher nun die Zäune aufbauen. Der Tannen-Verkauf startet am Samstag, 9. Dezember. Anders als bei ihrem Vorgänger wird es bei Sabrina Hülsen ausschließlich Nordmanntannen geben. Keine Blaufichten. Mehrfach war die 35-Jährige im Sauerland, in Eslohe, hat Bäume begutachtet und geordert. Der erste Schub liegt schon am Bärenbruch. Mehr wird noch geliefert.
Auch anders als bei Hanses zuletzt, haben die Kunden nicht nur zwei Sonntage lang Zeit, ihren Baum zu besorgen. Sabrina Hülsen wird – wie Hanses früher – wieder 14 Tage am Stück verkaufen. Bis zum 23.12. einschließlich.
Am Wochenende möchte Sabrina Hülsen mit verkaufen. Unter der Woche unterstützen Mitarbeiter; da kann Hülsen erst nach ihrem eigentlichen Job vorbeischauen. Seit einem Jahr arbeitet sie im Vertriebsaußendienst der Metro.

Auch XXL-Bäume dabei
„Ein strammes Programm“, das gibt sie zu. Aber sie habe ein „sehr gutes Gefühl“, dass es klappt mit ihrem eigenen Verkauf. „Der Bedarf ist da“. Die Planung sei aber erst mal konservativ. Sie sei keine „Traumtänzerin“, sagt sie. Zur Not können aber Bäume nachbestellt werden.
Der laufende Meter Nordmanntanne wird bei ihr 19 Euro kosten. Ein paar Bäume für besondere Anlässe oder für Menschen mit viel Platz zuhause hat sie auch im Angebot: Sogenannte „Deko-Bäume“, die zwischen drei und sechs Metern messen. Bei den XXL-Bäumen muss pro Meter allerdings mehr gezahlt werden als bei „normalen“ Tannen. Das Anspitzen des Stamms und das Einnetzen der Bäume kosten nichts extra. Geliefert wird auch – das aber gegen Aufpreis.

„Ich fange erst mal klein an“, sagt Hülsen. Wenn es läuft, könnte sie sich im nächsten Jahr auch ein Rahmenprogramm vorstellen. Glühwein, den würde sie gerne anbieten. Aber: Da sei der Aufwand weit höher. Zum Beispiel bräuchte man Toiletten.
Nach 14 Tagen Baumverkauf wandert kein Exemplar mehr in ihre Wohnung, da ist sich Hülsen sicher. „Ich werde mir ein schönes Gesteck hinstellen, das muss reichen.“
- Sabrina Hülsens Tannenbaum-Stand in der Lütgendortmunder Straße 154 hat montags bis samstags zwischen 10 und 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag von 11 bis 15 Uhr.
- Ihre Eltern verkaufen ihre Bäume am Bärenbruch 58. Die Öffnungszeiten sind dieselben. Einziger Unterschied: In Marten geht es schon am 1.12. los und dort wird auch am Heiligen Abend verkauft.
Hermann Hanses und der Einfluss von Orkan Kyrill auf Weihnachtsbäume
Ende einer Ära: Beliebter Weihnachtsbaum-Verkäufer kommt nicht mehr nach Dortmund
Frust wegen Dauerbaustelle im Dortmunder Westen wächst: „Sinnlose Stau-Produzierung“