
Zwei Studentinnen betrachten die Wohnungsanzeigen am Schwarzen Brett einer Universität. © dpa (Symbolfoto)
Studierende leiden unter Wohnungsnot: Dortmund hat fast 2000 Wohnheim-Plätze zu wenig
Semesterstart
Zahlreiche Studierende finden keine passenden Unterkünfte in Dortmund. Die Warteliste für Plätze in Wohnheimen ist fast 2000 Einträge lang. Besserung ist nicht in Sicht - eher im Gegenteil.
Das neue Semester hat begonnen, tausende junge Menschen starten ihr Studium in Dortmund. Mehr als 53.000 Studierende gibt es insgesamt in der Stadt. Weil der Wohnungsmarkt sehr angespannt ist, haben einige von ihnen Schwierigkeiten, bezahlbare Unterkünfte zu finden. In Köln ist die Lage so schlimm, dass es seit einem Jahr eine Notschlafstelle mit Mehrbettzimmern und etwa 50 Plätzen gibt.
Ganz so dramatisch ist die Lage in Dortmund offenbar nicht. Aber auch hier warten viele auf passende Wohnungen.
2800 Plätze gibt es in 15 Wohnheim-Anlagen des Studierendenwerks in und um Dortmund. Knapp 1900 Studierende stehen aktuell zusätzlich auf Wartelisten (Stand 10. Oktober).
„Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum in Campusnähe ist gleichbleibend hoch und übersteigt die Kapazitäten des Studierendenwerks“, sagt Sprecherin Stefanie Kortmann. Man stelle fest, dass Einzelapartments mehr gefragt seien als Wohngemeinschaften.
Oft bleiben Studierende bei ihren Eltern wohnen
„Wir empfehlen den Studierenden, eine Wartezeit von ein bis zwei Semestern einzuplanen, bis wir ihnen ein Wohn-Angebot unterbreiten können“, so Kortmann. Oft würden Studierende in dieser Zeit weiter bei ihren Eltern wohnen bleiben.
Das Studierendenwerk sieht durchaus Bedarf für mehr günstige Wohnungen in Dortmund: „So würden wir sehr gerne weiteren Wohnraum schaffen, allerdings benötigen wir dazu konkrete finanzielle Unterstützung seitens der Politik“, so die Sprecherin. Schließlich gebe es einen gesetzlichen Auftrag, die Studierenden zu versorgen.

Das „Basecamp“ an der Kampstraße (links im Bild) ist nicht für alle Studierenden bezahlbar, wie der städtische Wohnungsmarktbericht feststellt. © Thomas Thiel (Archivbild)
Bezahlbare Mieten seien „ein ganz wesentlicher Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit“. Zur Finanzierung brauche man „endlich“ das von der Bundesregierung im vergangenen Jahr angekündigte Förderprogramm „Junges Wohnen“.
Beim Online-Portal wg-gesucht.de sind bei einer Stichprobe unser Redaktion am Freitag (14.10.) bis 18 Uhr rund 20 neue Anzeigen eingegangen, teils zu WG-Zimmern, teils zu Ein-Zimmer-Wohnungen. Nur eine Unterkunft davon ist für unter 300 Euro warm zu haben und dabei mehr als eine kurzzeitige Zwischenmiete: ein 12-Quadratmeter-Zimmer in Lütgendortmund, in einer Zweier-WG für 247 Euro pro Monat.
Im Schnitt kosten die Unterkünfte, die an diesem Tag angeboten worden sind, fast genau 400 Euro warm für 18 Quadratmeter private Wohnfläche (bei Wohngemeinschaften ist nur das Schlafzimmer angegeben). Ein 12-Quadratmeter-WG-Zimmer an der Mallinckrodtstraße gibt‘s für 366 Euro, 14 Quadratmeter an der Ernst-Mehlich-Straße nahe der Märkischen Straße kosten 500 Euro pro Monat - und das in einer 8er-WG.
Im aktuellen Wohnungsmarktbericht der Stadtverwaltung ist zu lesen, dass man „gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik“ stärke. Im Jahr 2021 wurden 41,1 Millionen Euro für Neubau- und Modernisierungsprojekte mit 254 Wohnungen bewilligt. Das sind 2,7 Millionen weniger als im Vorjahr.
Der öffentlich geförderte Mietwohnungsbestand werde sich „auf Grund von Bindungsausläufen“ bis 2031 von 21.400 auf etwa 13.000 Wohnungen in Dortmund reduzieren. Ziel sei es jedoch, „das aktuelle Bestandsniveau in etwa halten zu können“.
Gleichzeitig stellt die Stadt Dortmund auch fest, dass das Mietpreisniveau in Dortmund weiterhin günstiger ist als in anderen Universitätsstädten wie Köln, Düsseldorf oder Münster.
Neubauten wie das „Basecamp“ an der Kampstraße sind inzwischen auf dem Mietmarkt, dort kosten laut Wohnungsmarktbericht „vollmöblierte Mikroapartments“ aber zwischen 580 und 700 Euro warm pro Monat. „Damit liegt es preislich im gehobenen Segment und ist nicht für alle Studierenden bezahlbar“, so das städtische Amt für Wohnen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
