Streit um Präsenzunterricht: „Eine Frage, über die man offen sprechen muss“

© Oliver Volmerich

Streit um Präsenzunterricht: „Eine Frage, über die man offen sprechen muss“

rnVideo-Interview

Der Streit zwischen Land und Stadt über Schulschließungen hat an den Schulen in Dortmund für Verunsicherung gesorgt. Über die Folgen spricht der Sprecher der Dortmunder Gymnasien im Interview.

Dortmund

, 20.03.2021, 10:00 Uhr

Markus Katthagen ist Sprecher der Dortmunder Gymnasien und Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums. Als solcher hatte er in dieser Woche nicht nur mit der Organisation des Wechselunterrichts zu tun. Auch der Streit zwischen Stadt und Land NRW um vorzeitige Schulschließungen und die Vorbereitung von Corona-Schnelltests an den Schulen sorgten für Aufregung. Oliver Volmerich sprach am Donnerstag (18.3.) mit Markus Katthagen.

Herr Katthagen, Schulen auf oder Schulen zu? Es gab großes Durcheinander in den letzten Tagen. Wie ist das in den Schulen angekommen?

Wir können schon verstehen, dass es solche Sorgen und Überlegungen gibt. Was nicht so gut ankam, war die Kurzfristigkeit, mit der das kommuniziert wurde und die Sorgen die bei Eltern und Schülerinnen und Schülern ausgelöst wurden - vor allem am Dienstag als noch nicht ganz klar war für die Öffentlichkeit, wie denn entschieden werden würde. Es laufen ja auch Vorabi-Klausuren. Das haben wir schon sehr kritisch gesehen. Ansonsten ist es natürlich eine Frage, über die man offen sprechen muss.

Wie sind denn die Erfahrungen mit der ersten Woche im Präsenzunterricht?

Wir als Lehrerinnen und Lehrer sind sehr froh, dass unsere Schülerinnen und Schüler wieder da sind. Aber auch die Schülerinnen und Schüler sind froh, wieder in der Schule zu sein. Schule ist wichtig und auch Normalität wieder ein Stück weit zu leben und Struktur zu haben. Auch an Inhalte wieder anzuknüpfen, die man vielleicht im Distanzunterricht gelernt und erarbeitet hat, ist unheimlich wichtig.

Deswegen sind wir einerseits sehr sehr glücklich, andererseits sind wir doch sehr besorgt und schauen sehr gründlich hin, wie die Entwicklung ist. Die Fälle bei mir an der Schule sind sehr sehr gering. Ich kann da aber nicht für andere Schulen sprechen, weil ich da den Überblick nicht habe.

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Jetzt soll es ja auch Tests geben für Schülerinnen und Schüler. Wie ist das angelaufen?

Die Tests sind angekommen. Erstmal ist es gut, dass das Land etwas tut, dass die Tests schnell an den Schulen waren. Wir haben natürlich schon Schwierigkeiten damit, das umzusetzen.

Man muss sich vorstellen, das sind Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 10 und 19 Jahren, die sich selber testen sollen. Das muss angeleitet werden. Es muss ein Testregime entwickelt werden. Das heißt: Wie gehe ich mit positiven Tests um? Wie viel falsch positive Tests gibt es? Wie führe ich die Abläufe durch? Wie motiviere und schule ich meine Lehrkräfte, dass sie die Kinder richtig anleiten? Das sind sehr viele Probleme, die wir jetzt sehr schnell lösen müssen.

Aber grundsätzlich ist es gut, dass man testet, weil es die einzige Möglichkeit ist, einen Überblick zu haben, wie die Lage ist. Und jeden, den ich entdecke, der positiv ist und den ich sonst nicht entdeckt hätte, ist natürlich ein Gewinn, bei der Eingrenzung der Pandemie.

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Und sie gehen davon aus, dass dann nach den Osterferien der Normalbetrieb im Wechselunterricht weitergehen kann?

Davon gehe ich erstmal aus. Ich gehe auch davon aus, dass das Land sich ganz gründlich anschaut, wie die weitere Entwicklung ist und daraufhin entscheidet.

Wenn es im Wechselunterricht weitergeht, wird sich auch die Testung einspielen, dass das dann quasi zu einer Routine wird, die dann immer einfacher gelingen wird. Beim ersten Durchgang wird es da bestimmt noch ein paar Schwierigkeiten geben. Das ist aber natürlich.

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