Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben, werden „Sternenkinder“ genannt. Ein Schicksal, das viele Familien ereilt. Jedes Jahr werden Tausende Sternenkinder in Deutschland geboren.
Über viele Jahre war dies ein Tabuthema. Familien mussten oft sehen, wie sie klarkamen. Seelisch wie praktisch, beispielsweise mit der Frage: Wie und wo kann ich mein Kind bestatten lassen?
Denn das war oft eine Herausforderung und eine zusätzliche Belastung. Erst seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2013 können alle Sternenkinder beerdigt werden – unabhängig von ihrem Gewicht. Und sie können beim Standesamt als Mensch erfasst werden. Eltern können sich eine Geburtsurkunde ausstellen lassen: Existenz und Würde für das Sternenkind, ein wenig Trost für die Eltern.

Beerdigung nur auf dem Hauptfriedhof
Es war im Mai 2023, als die Evangelische Kirchengemeinde in Dortmund-Wellinghofen ganz konkret mit dem Thema konfrontiert wurde: Es meldete sich eine Familie aus dem Dortmunder Süden, deren Mädchen gestorben war.
Die Situation damals: „Sternenkinder konnten nur auf dem Dortmunder Hauptfriedhof beigesetzt werden“, berichtet Pfarrer Bernd Hühmer. Die Familie aber wollte ihre Tochter in der Nähe wissen.
Für die Verantwortlichen in Wellingofen war schnell klar: Wir wollen helfen. Inzwischen gibt es auf dem Friedhof an der Overgünne im oberen Teil, nahe dem Eingangstor am Limburger Postweg, ein kleines Grabfeld für Sternenkinder. Die Erste, die hier bestattet wurde, ist Maja. Ihr Name steht auf einer großen Stele aus Ruhrsandstein, gestaltet vom Wellinghofer Steinmetz Christoph Ihrig. Auf der Stele „leuchten“ viele helle Steine.
„Bewusstsein schaffen“
Irgendwann werden neben Majas Namen weitere stehen. Etwa einmal im Jahr, so erzählt Friedhofsgärtnerin Barbara Engel, komme solch ein Fall vor. Jetzt können Gemeinde und Gärtnerei den Familien helfen. Die Namensangabe auf der Stele ist freiwillig, kein Muss.
„Wir wollen ein Bewusstsein schaffen für die Bedeutung von Sternenkindern und die damit verbundene Trauer, die die betroffenen Familien durchleben“, sagt Pfarrer Bernd Hühmer. Ein christliches Begräbnis und eine würdige Trauerfeier für ein ungelebtes Leben helfe manchen Eltern, das Leid besser zu verkraften. Einen „Abschiedsort für Sternenkinder“ nennt Hühmer den Ort auf dem Friedhof.
Familien müssen die normalen Beerdigungskosten tragen; Pflege und Gestaltung der Grabstätten übernimmt die Wellinghofer Gemeinde. „Und dabei“, so sagt Friedhofsgärtnerin Barbara Engel, „gucken wir auch nicht auf Zeit und Geld.“
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