
Die Preissteigerungen machen auch vor dem Sterben nicht halt. Die Kosten für Bestattungen erhöhen sich. Bestatter Carsten Strauß sagt: "Das ist ein Riesen-Thema." © Montage: Wittland
Sterben in Dortmund wird teurer: „Schwierigste Zeiten, die ich erlebt habe“
Hohe Preise
Wegen steigender Preise wird das Leben teurer - doch auch vor dem Tod macht die Kostensteigerung nicht halt. Das macht sich in Dortmund bemerkbar und hängt auch mit dem Ukraine-Krieg zusammen.
Die Bestatter-Branche ist eine diskrete Branche. Das bringt der Beruf so mit sich, denn er dreht sich nun mal primär um den Tod. In Bestattungsunternehmen treffen damit gleich zwei Themen aufeinander, über die man eigentlich nicht spricht: das Sterben und das Geld.
Denn auch das Sterben wird in Zeiten der allgemeinen Preissteigerung teurer.
7110 Menschen sind laut des Landesstatistikamts IT.NRW im Jahr 2020 in Dortmund gestorben, 7362 waren es laut der Stadtverwaltung 2021. Sie alle benötigen einen Sarg – auch bei Einäscherungen. Sarghersteller haben laut einer Umfrage des Bundesverbandes Bestattungsbedarfs vor, die Preise in diesem Jahr weiter zu erhöhen.
„Signifikanter Anstieg“
Das merken auch Dortmunder Bestattungsunternehmen. Von einem signifikanten Anstieg spricht Alexander Lategahn, Junior-Chef des Bestattungsunternehmens Lategahn. Ein Hersteller, bei dem der Bestatter Särge bezieht, habe eine Preissteigerung von 25 Prozent angekündigt, sagt der 26-Jährige.

Alexander Lategahn, Junior-Chef bei Lategahn Bestattungen, bemerkt eine starke Kostensteigerung in seiner Branche. Er betont aber auch: Das zeige sich in allen Lebensbereichen und sei deshalb auch bei Bestattungen festzustellen. © Lategahn Bestattungen
Das decke sich auch in etwa mit seinen Erfahrungen, sagt Carsten Strauß. Der 35-Jährige leitet gemeinsam mit seinem Bruder das Bestattungshaus Strauß und ist stellvertretender Vorsitzender im Stadtverband Dortmunder Bestatter. Es sei schon die dritte Preiserhöhung für ihn, sagt Strauß, „und die vierte ist schon angekündigt.“
Aber nicht nur bei Särgen – generell machen sich die gestiegenen Kosten bemerkbar. Mit höheren Spritpreisen wird auch die Überführung eines Verstorbenen teurer. Auch die Kosten für Nägel, Metallgriffe, Sargwäsche, Urnen und Blumen haben sich erhöht.
„Schwierigste Zeiten, die ich als Bestatter erlebt habe.“
„Unter den Bestattern ist das ein Riesen-Thema und natürlich stellt sich die Frage, inwiefern man die Preise anpassen und an die Angehörigen weitergeben muss“, sagt Strauß. Erste Anpassungen habe es schon gegeben.
„Das sind die schwierigsten Zeiten, die ich als Bestatter erlebt habe“, sagt Johannes König. Seit 40 Jahren arbeitet der 59-Jährige in dem Beruf. Er habe mit allen Lieferanten zu kämpfen, sagt er.
Er habe in diesem Jahr schon die zweite Erhöhung erlebt. Die Lieferanten würden schon keine Kataloge mehr mit Preisen herausgeben. Die genauen Preise, die er für Särge verlangt, möchte er wie die anderen Bestatter nicht nennen. Sie variieren je nach Holzart, Verwendungszweck und Qualität des Sarges.
Gaspreise könnten auch Krematorien teurer machen
Laut dem Bundesverband Bestattungsbedarf kosten Särge, die in Deutschland für die Einäscherung produziert werden, in der Regel 250 bis 400 Euro. Särge für Erdbestattungen sind teurer und liegen circa zwischen 300 und 600 Euro. Wie immer gilt: nach oben gibt es preislich keine Grenzen.
Verbandschef Jürgen Stahl begründete die Aufschläge vor allem mit Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Energie und Holz hätten sich verteuert, hinzu kämen Lieferengpässe bei Vorprodukten. So nutzen die Hersteller auch Ware aus der Ukraine, zum Beispiel Metallklammern und Garn für die Innenverkleidung. Der russische Angriff auf die Ukraine sorgt auch hierzulande für Schwierigkeiten, an die Waren zu gelangen.
Schon in den Jahren zuvor waren die Kosten für Bestattungen erheblich gestiegen. Laut der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas e.V., die sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes bezieht, von 2016 bis 2021 um 10,4 Prozent.
Stirbt ein Angehöriger, könnte die Bestattung nun also zukünftig noch teurer werden. Carsten Strauß gibt noch einen anderen Faktor zu bedenken: „Das städtische Krematorium in Dortmund hat zu Beginn dieses Jahres eine neue Gebührensatzung veröffentlicht. Wegen der gestiegenen Gaspreise erwarte ich, dass auch private Krematorien ihre Preise für Einäscherungen erhöhen.“
Mit Material von dpa
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
