Diese Torte erhält ihre grüne Farbe von einer ganz speziellen Zutat: Spinat. Doch das „Kieztörtchen“ ist nicht einmal das einzige Café an dieser Straße, das Gemüse in Kuchen verbackt.

© Joscha F. Westerkamp

Die wenig bekannte Gastro-Meile des Dortmunder Kreuzviertels

rnDortmunds kulinarische Quartiere

Der Neue Graben gilt als Maß aller Dinge, wenn es ums Ausgehen im Kreuzviertel geht. Doch dabei gibt es in Dortmunds Szene-Quartier eine Straße mit einer noch größeren Gastro-Dichte.

Dortmund

, 26.06.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Das Kreuzviertel ist eines der beliebtesten Ausgehviertel Dortmunds. Als Gastro-Meile des Quartiers gilt vor allem der Neue Graben, an dem praktisch an jeder Kreuzung mindestens ein Lokal oder Restaurant auf Gäste wartet.

Doch beherbergt das Szene-Viertel noch eine weitere, wenn auch etwas weniger bekannte Genuss-Route: die Essener Straße.

SERIE

DORTMUNDS KULINARISCHE QUARTIERE

Den Alten Markt kennt jeder – aber Dortmund hat kulinarisch noch viel mehr zu bieten. In unserer Serie „Dortmunds kulinarische Quartiere“ stellen wir in lockerer Folge Dortmunds weniger bekannte Genuss-Meilen vor.

Auf gerade einmal 250 Metern tummeln sich dort neun Gastronomien – den bei nicht nur Sieges-hungrigen BVB-Fans beliebten „Stadion Pizza Döner“ gar nicht erst mitgezählt.

Kegeln statt Party im neuen „Sissikingkong“

„Wenn im Sommer Leute an allen Tischen draußen sitzen, ist die gesamte rechte Seite der Essener Straße besetzt. Das habe ich noch nie so gesehen in Dortmund“, sagt Gastronom Dirk Geisler. Mit seinem „Sissikingkong“ – lange eine Legende der Dortmund Nachtszene – ist er während der Coronapandemie vom Hafen hochgezogen ins Kreuzviertel, hat sich eingereiht in die Gastronomien der Essener Straße.

Das "Sisskingkong" hat mittlerweile kein Partypublikum mehr – für einen geselligen Abend ist es dennoch perfekt. Auf dem Foto: "Sissikingkong"-Kellnerin Wiebke Wolf.

Das "Sisskingkong" hat mittlerweile kein Partypublikum mehr – für einen geselligen Abend ist es dennoch perfekt. Auf dem Foto "Sissikingkong"-Kellnerin Wiebke Wolf. © Joscha F. Westerkamp

Das Partypublikum hat er mit dem Umzug verloren, den Partykeller zum Kegelkeller gemacht. Das mit den Partys habe aber auch nicht mehr richtig funktioniert, sagt Geisler: „Die Leute kommen heutzutage ja erst um 2 Uhr.“ Ein Großteil des neuen Kreuzviertel-Publikums komme nun zum Essen ins „Sissikingkong“ – es gibt ein regelmäßig wechselndes Angebot frischer Speisen, viel ist deutsch oder italienisch.

Weine aus dem "Cabernet & Co"

Nach wie vor bietet das Sissikingkong aber eine große Auswahl alkoholischer Getränke. Weine schenken sie in Partnerschaft mit „Cabernet & Co“ aus, einer Vinothek direkt von gegenüber. Dort, auf der gastronomisch weniger besetzten Seite der Essener Straße, verkauft Arnd Schulz eine breite Auswahl an Weinen mit Schwerpunkt auf Deutschland, insbesondere der Region rund um die Mosel.

Dazu verwandelt sich die idyllische Terrasse der Weinhandlung an lauen Sommer-Abenden freitags in eine gefragte Weinbar (unbedingt im Voraus reservieren!).

„Mittlerweile kenne ich alle Winzer persönlich, von denen ich meine Weine beziehe“, sagt Schulz. Besonders viel im Sortiment habe er die Rebsorte Riesling – das habe einfach etwas mit persönlicher Leidenschaft zu tun.

Im "Cabernet & Co" verkauft Arnd Schulz seit über 20 Jahren Weine – am liebsten Riesling.

Im "Cabernet & Co" verkauft Arnd Schulz seit über 20 Jahren Weine – am liebsten Riesling. © Joscha F. Westerkamp

„Im Ausland ist Riesling wesentlich populärer als hier. Dabei ist es nur in Deutschland und Österreich kalt genug, um Riesling anzubauen.“ Keine andere Rebsorte sei so vielfältig; mit seinem Sortiment wolle er die Kunden überzeugen, dass Riesling die beste Rebsorte der Welt ist.

Jetzt lesen

Seit fast schon 22 Jahren ist das „Cabernet und Co“ jetzt an der Essener Straße. Bis 2006 war es noch auf der anderen Straßenseite. Lange leer ist es dort nach dem Umzug nicht geblieben: Seit nun auch schon fast 12 Jahren finden Sushi-Freunde dort das „Monchi“, in dem man Sushi nicht nur essen, sondern auch selbst kochen kann. Die Profis aus der Küche verraten in regelmäßigen Kursen, wie es geht.

Im "Monchi" serviert man nicht nur Sushi – man verrät auch in Kursen die Tricks bei der Zubereitung.

Im "Monchi" serviert man nicht nur Sushi – man verrät auch in Kursen die Tricks bei der Zubereitung. © Joscha F. Westerkamp

Links an das „Monchi“ grenzt das „Kieztörtchen“. Dieses Café gibt es ebenfalls schon seit zehn Jahren – steht aber nach wie vor perfekt im Trend des Kreuzviertels. Das Kieztörtchen serviert Frühstück, Mittag und Nachmittag; sehr viel vegan und alles ein bisschen ausgefallenerer als anderswo.

Statt Brötchenfrühstück gibt es Granada-Bowles und geröstetes Bananenbrot; am Nachmittag neben dem beliebten veganen Apfelstreuselkuchen und den Zimtschnecken auch einen Spinat-Orange-Kuchen.

Spinat als natürliche Farbe im "Kieztörtchen"

„Den hat mir mal jemand zum Geburtstag gebacken und ich musste raten, was drin ist“, erzählt Inhaberin Violetta Dinova. „Ich bin nicht drauf gekommen. Der Spinat dient vor allem als natürliche Farbe, den schmeckt man gar nicht.“ Wir haben den Kuchen getestet und können bestätigen: Tatsächlich, er schmeckt sehr nach Orange und überhaupt nicht nach Spinat.

Doch so ungewöhnlich das auch für den ein oder anderen klingen mag: Das "Kieztörtchen" ist nicht einmal das einzige Café an der Essener Straße, das Gemüse in Kuchen verbackt. Im Gegenteil: „Mit Gemüse beim Backen zu arbeiten, ist längst keine neue Idee mehr“, sagt Karolin Becker, die vor anderthalb Jahren weiter westlich an der Essener Straße, auf der anderen Seite der Lindemannstraße, das "Café Sonntag" eröffnet hat.

Jetzt lesen

Dort stehen neben Rübli-Walnuss-Cupcakes und einem Mohn-Zitrone-Kuchen mit Cashew-Creme auch vegane Erdnussbutter-Zucchini-Brownies auf der Karte – und die sollen sich sogar richtig gut verkaufen. Wieder dient das Gemüse nicht dem Geschmack, sondern etwas anderem: „Dadurch werden die Brownies schön feucht.“

Regelmäßige Kino- und Spieleabende im "Café Sonntag"

Auch im „Café Sonntag“ gibt es Frühstück, hier mit großer Bowl-Bar, zu deren Toppings neben Chiasamen und Kokosflocken auch Hanfsamen zählen. Die Besonderheit des „Café Sonntag“ ist aber eine andere: Regelmäßig organisiert Karolin Becker hier Veranstaltungen außerhalb der Öffnungszeiten, zum Beispiel Kino- und Spieleabende.

Spiele oder Gemüse-Brownies? Karolin Becker serviert im "Café Sonntag" beides. Auf Packpapier stehen an der Wand immer die nächsten Veranstaltungen.

Spiele oder Gemüse-Brownies? Karolin Becker serviert im "Café Sonntag" beides. Auf Packpapier stehen an der Wand immer die nächsten Veranstaltungen. © Joscha F. Westerkamp

„Ich komme eigentlich aus dem Veranstaltungsbereich“, erklärt Becker. „Ich habe Veranstaltungstechnik studiert – mit dem Café hab ich mich dann meinem lange geliebtem Nebenjob als Hauptberuf zugewandt.“

Jetzt lesen

Wer abends doch lieber essen statt spielen will, sollte mal einen Blick in das neue „Piya“ direkt nebenan werfen. Dieses Restaurant gibt es dort schon vor der Coronapandemie, wurde dann aber geschlossen und Ende letzten Jahres unter gleichem Namen, aber mit anderer Leitung und neuer Speisekarte wiedereröffnet. Statt italienische Gerichten gibt es jetzt eine gemischte Karte mit Speisen aus Amerika, Italien und Deutschland.

Bezahlbare Luxus-Ofenkartoffeln im neuen "Piya"

Das Lieblingsgericht der neuen Leiterin Fatma Manyas unter ihrer großen Auswahl: die Ofenkartoffel. „Wenn ich Ofenkartoffel sage, stellen sich viele das wie auf dem Weihnachtsmarkt vor. Aber das ist es nicht. Wir nehmen Jumbo-Kartoffeln, kochen die vor und grillen die dann, bis sie schön knusprig sind.“ Serviert werde sie mit einer großen Portion Salat, zwei Dips nach Wahl und einer Füllung, zum Beispiel Hähnchenfleisch, Garnelen oder mediterranem Gemüse.

Am liebsten würde sie ja ein Foto davon am Fenster anbringen: Fatma Manyas mit ihrer Jumbo-Backkartoffel im "Piya".

Am liebsten würde sie ja ein Foto davon am Fenster anbringen: Fatma Manyas mit ihrer Jumbo-Backkartoffel im "Piya". © Joscha F. Westerkamp

„Ich kann leider kein Bild von der Ofenkartoffel am Fenster anbringen, sonst sehe ich aus wie ein Imbiss“, sagt Fatma Manyas. Deshalb lässt sie uns die Ofenkartoffel testen – und wir stimmen zu: Sie erinnert tatsächlich nicht an Weihnachtsmarkt, sondern eher an eine Luxus-Version, aber für etwa zehn Euro in der vegetarischen Variante noch bezahlbar und damit sehr lohnenswert.

Das Angebot des "Piya" legt sich nicht auf ein Land fest – neben Backkartoffeln und Flammkuchen stehen auch Burger auf der Karte.

Das Angebot des "Piya" legt sich nicht auf ein Land fest – neben Backkartoffeln und Flammkuchen stehen auch Burger auf der Karte. © Joscha F. Westerkamp

Neben Ofenkartoffeln serviert das Piya unter anderem Flammkuchen, Nudeln und große Burger. Dazu gibt es eine Menge an verschiedenen Getränken.

Wer Burger essen möchte, hat dafür auf der Essener Straße aber auch noch eine Alternative: Im ehemaligen „Lokales“ haben Benjamin Benke, Rasmus Stjernholm und Jan Rozanka 2020 das „Base Kitchen“ eröffnet.

Burger schon ab morgens im "Base Kitchen"

Schon morgens um 10 Uhr geht es da los mit „Breakfast Burgern“, etwa dem „The why so serious“ mit drei Pancakes und zweimal Beef, viermal Chesterkäse, viermal Bacon, Avocado, Ahornsirup und mehr.

Ab Nachmittag bietet das Base Kitchen dann 16 verschiedene Burger, drei davon optional auch vegetarisch oder vegan. Etwa 20 Euro kosten die teuersten, enthalten dann bis zu viermal Beef oder je acht Scheiben Käse und Bacon.

Gurwinder Singh führt das "Fatto in Casa", das viele für ihre hausgemachten Nudeln kennen – doch auch anderes, wie hier Antipasti und Pizzabrötchen, stehen auf der Karte.

Gurwinder Singh führt das "Fatto in Casa", das viele für ihre hausgemachten Nudeln kennen – doch auch anderes, wie hier Antipasti und Pizzabrötchen, stehen auf der Karte. © Joscha F. Westerkamp

Ein letztes Restaurant gibt es dann noch, ganz am Ende der Essener Straße: das „Fatto in Casa“. Seit zehn Jahren verkauft der gebürtige Italiener Gurwinder Singh dort hausgemachte Nudeln, Pizza und andere italienische Speisen. Und, das muss Singh im Kreuzviertel ja durchaus betonen: „Wir haben auch ganz viel mit Fisch und Fleisch.“

Lesen Sie jetzt