Logistikbude verhindert Schwund an Euro-Paletten „Das sind die Stiefkinder der Wirtschaft“

Logistikbude verhindert den immensen Schwund an Euro-Paletten
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Offensichtlich verbrennen produzierende Wirtschaftsunternehmen ganz viel Geld, weil sie sich nicht akribisch genug um den Verbleib von Euro-Paletten, Bierkisten, Fässern, Transportgestellen und anderen Mehrweg-Ladungsträgern kümmern.

„Solche Ladungträger, vor allem sind das die Euro-Paletten, sind die Stiefkinder in der Wirtschaft, weil sie nur Mittel zum Zweck sind, um Güter von A nach B zu bringen. Allein 600 Millionen Euro-Paletten sind in Europa im Umlauf. Sie kosten Unternehmen richtig viel Geld. Eine Euro-Palette kostet aktuell 12 Euro - und Tausende gehen Woche für Woche verloren“, sagt Philipp Wrycza.

Die meisten Firmen, weiß er, kümmern sich vorrangig um ihre Produktion und wissen meist nicht, wo die Paletten sind und wann sie sie wieder zurück bekommen. Durch Schwund und langsame Umlaufzeiten entstünden hohe Kosten durch Nachkauf und Kapitalbindung „Je nach Unternehmensgröße sind dies schnell mehrere Tausend Euro pro Monat“, sagt Philipp Wrycza.

Erhebliches Einsparpotenzial

Aus dem Fraunhofer Institut in Dortmund heraus hat der Verpackungsmanagement-Experte zusammen mit Michael Koscharnyi, Patrik Elfert und Jan Möller im Oktober 2021 das Startup „Logistikbude“ gegründet. „Wir glauben, dass es durch die Nutzung heutiger Technologie möglich ist, bis zu 40 Prozent an Nachkäufen zu vermeiden“, sagt Philipp Wrycza. Und nicht nur das: Auch der Personalaufwand soll sich durch die Digitalisierung des Mehrweg-Managements um 80 Prozent reduzieren lassen, so die Überzeugung. Seit einem Jahr ist die Logistikbude jetzt am Markt und kann schon auf einen Referenzkunden wie den Logistik-Riesen DB Schenker verweisen.

Neben Euro-Paletten sind auch Fässer und Gittergestelle so genannte Ladungsträger, mit denen Produkte transportiert werden.
Neben Euro-Paletten sind auch Fässer und Gittergestelle so genannte Ladungsträger, mit denen Produkte transportiert werden. © Logistikbude

Mehrweg-Ladungsträger wie Paletten, Kisten, Behälter oder Gestelle sind notwendig, um Produkte sicher zu transportieren und zu lagern. Das Management verursacht durch Buchungen, Abstimmung und Zusammentragen von Daten einen hohen Personalaufwand. Indem die Logistikbude die Ladungsträger per App bucht oder sie auch mit einem Barcode zum Scannen oder sogar mit einem kleinen, aktiven Sensor versieht, sind die Paletten oder Kisten jederzeit zu orten und können über eine Website verwaltet werden.

„Wir haben dafür eine webbasierte Software entwickelt, die keine individuelle Anpassung an ein Unternehmen benötigt, sondern sofort verfügbar und nutzbar ist“, sagt Philipp Wrycza und ergänzt: „Man kommt also zu uns wie an einen Kiosk, wählt aus was man benötigt und kann unsere Software-Lösung sofort nutzen. Deshalb sind wir auf den Namen Logistikbude gekommen.“

Mit QR-Codes und Barcodes werden die Euro-Paletten versehen. Durch das Scannen dieser Codes kann der Verbleib jeder Palette über eine App verfolgt werden.
Mit QR-Codes und Barcodes werden die Euro-Paletten versehen. Durch das Scannen dieser Codes kann der Verbleib jeder Palette über eine App verfolgt werden. © Logistikbude/Jean Kuhlmann

Bislang war es in der Branche notwendig, mehrmonatige Beratungs- und Entwicklungsprojekte durchzuführen, um das Mehrweg-Management zu digitalisieren. „Wir ermöglichen es Unternehmen, ihre Mehrweg-Objekte effizienter und mit weniger Personal zu nutzen. Sofort und ohne eigene Infrastruktur“, so Philipp Wrycza.

„Schon ein kleiner mittelständischer Spediteur“, erklärt der Experte, „hat Kunden, die Waren auf mehreren Tausend Paletten geliefert bekommen. Der Empfang und die Rückgabe der Paletten wird per Fax, per Telefon oder per Mail bestätigt oder auch nicht. Die schiere Menge der im Umlauf befindlichen Paletten bedeutet einen Riesenaufwand, da jedes Unternehmen für sich eine Lösung finden muss.“

Digitale Ladungsträgerakte

Weil dieser Aufwand vielen Unternehmen zu groß ist, nehmen sie Schwund, lange Durchlaufzeiten und hohe Nachbeschaffungsquoten durch fehlende Transparenz über Prozesse und Bestände in Kauf. „Da können wir helfen. Wir bieten den gesamten Workflow von der Erzeugung einer eindeutigen Kennzeichnung über die Nachverfolgung mittels Scan-App bis hin zur digitalen Ladungsträgerakte, in der die Historie des Ladungsträgers abgespeichert wird. Über die Website sind die wichtigsten Kennzahlen stets im Blick.

Philipp Wrycza (l.) freut sich über eine wachsende Zahl an Aufträgen. Die Zahl der Kunden des Dortmunder Startups, die ihre Paletten oder andere Ladungsträger mithilfe webbasierter Software gemanagt haben möchten, ist bereits zweistellig.
Philipp Wrycza (l.) freut sich über eine wachsende Zahl an Aufträgen. Die Zahl der Kunden des Startups, die ihre Paletten oder andere Ladungsträger mithilfe webbasierter Software gemanagt haben möchten, ist bereits zweistellig. © Jean Kuhlmann

Immer mehr Unternehmen erkennen wohl schon den Kostendämpfungseffekt, der ihnen da von der Logistikbude angeboten wird. Bereits eine zweistellige Zahl an Kunden zählt das Startup bereits und die Mitarbeiterzahl ist von vier auf neun gewachsen.

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