Der Kopf brummt, der Magen drückt, die Gelenke schmerzen: Jeder dritte Deutsche leidet an Unverträglichkeiten, die mit der Ernährung zusammenhängen. Mit ihrer App meal&heal wollen Michelle Hoffmann, Lukas Jochheim und Stefan Wobbe individuellen Beschwerden auf die Spur kommen - und genau passende Ernährungskonzepte erstellen. Denn „ungefähr“ reicht nicht.
Hinter statistischer Größe verschwindet jede Individualität, und Werbung für Mittel der schnellen Abhilfe zielt ebenfalls auf die Masse der Betroffenen - nicht auf den einzelnen Fall. Das wollte Michelle Hoffmann ändern, aus ihren Befindlichkeiten hat sie sogar einen Beruf gemacht. „Ich habe selbst 12 Jahre auf die Diagnose meiner Unverträglichkeiten warten müssen“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin im Rückblick, „und als ich’s endlich wusste, war ich trotzdem total damit überfordert, weil mir niemand sagen konnte, was ich noch essen kann und was nicht.“

Alle, die eine Unverträglichkeit bei sich vermuten, kennen das: sie führen Ernährungstagebücher, versuchen – auch mithilfe von Ärzten – die Inhaltsstoffe ihrer Ernährung wie Fructose, Sorbit, Lactose, Histamine, Gluten etc. mit ihren Beschwerden in Verbindung zu bringen. Allerdings könne man nur etwa zehn Prozent aller unverträglichen Inhaltsstoffe durch Labortests diagnostizieren, so Michelle Hoffmann, „und Ernährungsberater berücksichtigen meist nicht mehr als eine Woche in den Tagebüchern.“ Bei meal&heal gehe es darum, schnell zu erkennen, welche Unverträglichkeiten vorliegen könnten, die Betroffenen langfristig zu begleiten, ansprechbar zu bleiben.
Gespräch und Diätkonzept
Am Anfang steht das Ausfüllen eines Anamnesebogens, ein persönliches Gespräch schließt sich an, ein Diätkonzept wird erstellt. Betroffene führen ein digitales Ernährungs- und Symptomtagebuch, geben also z.B. an, dass sie eine Mahlzeit mit Apfelmus gegessen haben. „Wir kennen alle Zutaten darin und können sie mit den Beschwerden in Verbindung setzen“, erklärt die 25-Jährige.
Das Startup aus Münster verfügt über eine Datenbank, die sämtliche Lebensmittel nach über 50 Unverträglichkeiten bewertet. Eingesetzte Künstliche Intelligenz (KI) sei in der Lage, Muster zu erkennen und helfe, Fehler zu vermeiden.

Um Klarheit über die eigenen Unverträglichkeiten und Toleranzgrenzen zu bekommen, bietet das Startup über eine App ab April ein Komplettpaket an, das sowohl die Identifizierung der Unverträglichkeiten als auch die ständige Unterstützung im Alltag beinhaltet - für um die 20 Euro monatlich.
Sobald einem die richtige Ernährung bekannt ist, kann das kleine Paket für fünf Euro im Monat gewählt werden. Faktoren wie vegetarische, vegane, religiöse Ernährungsformen werden berücksichtigt. Der Kontakt zum Rezipienten bleibt, bei meal&heal kann sich jeder über Chat oder Videocall melden.
„Auf seinen Körper hören“
„KI kann zwar perfekt analysieren“, stellt Lukas Jochheim fest - ebenfalls Ernährungswissenschaftler und für den Vertrieb zuständig - „aber Menschlichkeit kann sie nicht abbilden. Wir aber wollen Ansprechpartner bleiben. Der Ernährungsberater für die Hosentasche sozusagen.“

Das Startup arbeitet mit mehreren Ernährungswissenschaftlern und Medizinern zusammen, mittlerweile sind dort elf Mitarbeiter tätig. Tests hätten zu schnellen Reduzierungen der Beschwerden geführt. Das Unternehmen qualifizierte sich für die Top 5 beim Health Award der Techniker Krankenkasse und des Handelsblatts 2022. Derzeit befinde man sich auf der Suche nach Investoren, Gespräche liefen.
„Wer unter Unverträglichkeiten leidet, muss auf seinen Körper hören“, fasst Michelle Hoffmann zusammen, „denn gesund zu sein, das bedeutet nicht für jeden dasselbe.“ Aber wenn schon Verzicht, dann so wenig wie möglich. So gesehen hilft einem meal&heal dabei, sich selbst besser kennenzulernen.
Dortmunder Wasserstoff-Idee soll aus Gas-Krise helfen: Fabrik eröffnet an Ort mit Industrie- und BVB
Syte findet sämtliche Baulücken: Künstliche Intelligenz für Grundstücke und Baupotenziale
Stress, Selbstzweifel oder Trauer: Gründerinnen bieten psychologische Onlinekurse an