Syte findet sämtliche Baulücken Künstliche Intelligenz für Grundstücke und Baupotenziale

Künstliche Intelligenz liefert Daten über Grundstücke und Baupotenziale
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Es sieht ein bisschen nach Science Fiction aus, wenn Matthias Zühlke kurzerhand auf seinem Computer eine Grundstücksanalyse für ein x-beliebiges Grundstück in Münster vornimmt. Dort hat er mit David Nellessen das Startup Syte gegründet.

Für die Grundstücksparzelle, die er angeklickt hat, türmen sich sofort dreidimensionale Punktwolken auf, die virtuell den Raum anzeigen, der noch aufgestockt oder angebaut werden kann.

„Für die Vorhersage von Entwicklungspotenzialen von Grundstücken beziehen wir uns auf zwei Datenquellen. Die Daten des Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystems, das sämtliche grafische Informationen zu Flurstücken und Gebäude enthält, bringen wir mit den Daten aus einer alternativen Vermessungstechnik, die aus luftgestützter Laseranwendung stammen, zusammen. Daraus ergibt sich ein digitales Höhenmodell“, sagt Matthias Zühlke.

Im zweiten Schritt werden all diese Daten benutzt, um eine Künstliche Intelligenz auf verschiedene Parameter wie Umgebungsbebauung oder das Verhältnis von Geschossen zur Grundstücksfläche zu trainieren. So kann dann eine Einschätzung abgegeben werden, was auf einem Grundstück baulich möglich ist.

„Die KI lernt sozusagen das Baurecht und kann es in Echtzeit anwenden“, so Matthias Zühlke. Mit weit über 20 Millionen Daten wurde das Analysetool bereits gefüttert. In ganz NRW können schon Baupotenziale aufgespürt werden - und je nach Datenverfügbarkeit bald auch in ganz Deutschland.

Digitale Suchmaschine

Vor eineinhalb Jahren haben Zühlke und Nellessen Syte gegründet. „Unser großes Ziel ist es, Syte zu einer digitalen Suchmaschine für Grundstückspotenziale zu entwickeln, die von allen genutzt werden kann“, sagt Matthias Zühlke.

Das „Google für Grundstücke“ funktioniert so: Nachdem man eine Adresse eingegeben hat, sieht man auf einer interaktiven Karte das Grundstück, für das man sich interessiert. Und in Sekundenschnelle sind alle notwendigen Informationen da: Wie groß ist das Grundstück? Ist es bebaut? Wie hoch ist das Gebäude? Wie viel Wohnfläche ist vorhanden? Hinzu kommen die Daten über Bebauungsmöglichkeiten - und sogar über eventuelle Fördermittel.

Lineal, Stift, Taschenrechner und Pläne auf Papier braucht es nicht mehr. Künstliche Intelligenz hat Einzug in den Immobiliensektor erhalten. Ein Analysetool schätzt auf Knopfdruck das Bebauungspotenzial eines gewählten Grundstücks.
Lineal, Stift, Taschenrechner und Pläne auf Papier braucht es nicht mehr. Künstliche Intelligenz hat Einzug in den Immobiliensektor erhalten. Ein Analysetool schätzt auf Knopfdruck das Bebauungspotenzial eines gewählten Grundstücks. © SYTE

Nimmt das junge Unternehmen den Architekten nicht einen Großteil ihrer Arbeit weg? „Nein“, antwortet der Syte-Gründer: „Syte bietet eine schnelle Ersteinschätzung, ob und welches Potenzial ein Grundstück hat. Für eine darauf folgende Bauvoranfrage (um Rechtssicherheit zu erlangen) oder einen Bauantrag wird zwingend ein Architekt benötigt.“ Matthias Zühlke ist das wichtig, schließlich ist er selbst Architekt.

Mit Punktwolken zeigt das Analysetool  von Syte virtuell an, welche Möglichkeiten zum Aufstocken oder Anbauen es gibt. Das Baupotenzial eines anvisierten Grundstücks wird in Sekundenschnelle errechnet.
Mit Punktwolken zeigt das Analysetool von Syte virtuell an, welche Möglichkeiten zum Aufstocken oder Anbauen es gibt. Das Baupotenzial eines anvisierten Grundstücks wird in Sekundenschnelle errechnet. © SYTE

Als Kunden des Startups kommen alle infrage, die mit Immobilien zu tun haben, Eigentümer sind oder werden wollen. Sie können sich das Baupotenzial ihres eigenen oder eines anvisierten Grundstücks errechnen lassen und sich langwieriges Warten auf Behörden oder Planungsbüros ersparen.

„Die Hauptnutzer allerdings“, sagt Matthias Zühlke, „werden Projektentwickler, Makler, aber auch Architekten und Kommunen sein. Die Wirtschaftsförderung ist stark daran interessiert zu schauen, wo es Potenziale in der eigenen Region gibt.“

Neue Versiegelungen vermeiden

Der Clou gerade für diese Zielgruppe sei, dass zu dem eigentlichen Analysetool noch ein maßgebliches Feature hinzukommt: die Rückwärtssuche. „Wer beispielsweise ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück in Dortmund, Unna oder Recklinghausen mit Nahverkehrsanbindung sucht, um darauf ein Altenpflegeheim oder einen Supermarkt zu bauen, dem werden die Ergebnisse auf einen Klick angezeigt“, erklärt Matthias Zühlke.

Das Team von Syte: an der Suchmaschine für Grundstücke und ihre Bebauungspotenziale arbeiten Software-Engineers, Machine-Learning-Experten und Data Engeneers.
Das Team von Syte: An der Suchmaschine für Grundstücke und ihre Bebauungspotenziale arbeiten Software-Engineers, Machine-Learning-Experten und Data Engineers. © Maurizio Nientiedt

Helfen will Syte vor allem aber dabei, den Gebäudebestand zu nutzen und die Versiegelung neuer Flächen zu vermeiden. „Es braucht eine Systematik“, sagt Matthias Zühlke, „um die Potenziale im Bestand zu erkennen. Und diese Systematik liefern wir“.

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