Timi Vuong und Luisa Marie Gebel gründen Kunst-Plattform Ebay für unbekannte Künstler

Von Dirk Berger
Schöne Bilder, keine Käufer? Jetzt gibt es eine Art Ebay für die Kunst
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Mit „artitUP“ haben Luisa Marie Gebel und Timi Vuong einen Online-Marktplatz für Kunst bei kleinem Budget eröffnet. Sie wollen noch unbekannten Kunstschaffenden die Möglichkeit für Ausstellung und Verkauf ihrer Unikate im Netz bieten – unabhängig von Galerien.

Bei der bildenden Kunst ist es ja oft so: Entweder sie schmückt Wände oder aber sie hängt im luftleeren Raum. Dann weiß keiner von Bildern, Skulpturen, von Fotografien außer vielleicht die Familie und Freunde. Die Kunst wird zum Hobby. Nicht schlimm, schade nur, wenn sie mehr verdient hätte.

Luisa Marie Gebel ist Künstlerin und kennt das: Es gibt Intuition, aber keine Bekanntheit, es gibt Kreativität, aber keinen Markt, der für ein Einkommen sorgt. „Kunst zu erstellen ist teuer“, meint die 21-Jährige, die sich mit Fotografie und Druckgrafik beschäftigt, „aber die Möglichkeit, sie zu verkaufen fehlt. Und nur weil ich unbekannt bin, heißt das doch nicht, dass Leute meine Sachen nicht spannend finden können.“ So kam ihr die Idee zu artitUP. Eine Art Ebay für die Kunst.

Virtueller Kunstraum

Um Hilfe bei der Umsetzung ihrer Idee zu bekommen, bewarb sie sich beim Centrum für Entrepreneurship & Transfer der TU Dortmund (CET) für einen Workshop. Das CET unterstützt Start-up-Gründer bei der Umsetzung ihrer Ideen und stellt ihnen erfahrene Partner an die Seite. Dort lernte sie Timi Vuong kennen. Die Iserlohnerin, die an der TU Wirtschaftsingenieurwesen studiert, jobbt beim CET als studentische Hilfskraft. Sie ist die Technikerin bei artitUP, sie baut den virtuellen Kunstraum, der für Künstler zum Marktplatz werden soll.

Kimi Vuong sitzt am Notebook. „Wir haben ein Online-Konzept für einen Kunstmarkt entworfen“, sagt sie.
Kimi Vuong sitzt am Notebook. „Wir haben ein Online-Konzept für einen Kunstmarkt entworfen“, sagt sie. © Dirk Berger

Eine Kooperation mit der Duisburger Cubus-Kunsthalle zeigte beiden, wie es gehen könnte. „Wir haben dort ein Online-Konzept für einen Kunstmarkt entworfen“, sagt Timi Vuong. Innerhalb einer Woche hatten sich 50 Künstler gemeldet, die 300 Kunstwerke ausstellten. Das spornte an.

Das Programmieren hat Vuong sich selbst beigebracht: „Uns fehlte das Geld, um einen externen Programmierer zu bezahlen. Außerdem hat uns das CET ermutigt, das selbst zu machen.“ Timo Kruse vom CET steht ihnen als Berater zur Seite: „Dem können wir alle Fragen stellen – ob kaufmännisch oder technisch.“

„Es muss eigene Kunst sein“

Im Co-Working-Space des CET treffen sich Gründer und Gründerinnen, um an Ideen für ihre Start-ups zu feilen. Die Räume hell, die Atmosphäre still. Sparsam möbliert, mit Schreibtischen, Bildschirmen und Flipcharts – hier lenkt nichts ab vom Denken. „Man hat hier das Gefühl, man arbeitet selbst besser, weil alle so konzentriert arbeiten“, findet Vuong. Es gibt nur die Ideen und den einsamen Weg ihrer Verfolgung.

„artitUP fungiert als reine Vermittlungsplattform, unser Verdienst wären 15 Prozent des Verkaufspreises“, erklärt Luisa Maria Gebel, „jeder kann sich anmelden, aber es muss eigene Kunst sein, die angeboten wird.“ Und keine Nutzobjekte, getöpferte Tassen wären schon Grauzone. Die Künstler bestimmen die Verkaufspreise, können Profilbilder und Biografie dazustellen. Um sich einen Eindruck zu verschaffen: Unter https://linktr.ee/artitup findet man das abgeschlossene Cubus-Projekt. Dort Kunst aufzuspielen, ist nicht mehr möglich. Gebel und Vuong arbeiten derzeit an der artitUP-Seite, die im Sommer fertig sein soll.

Luisa Marie Gebel hat sich für von ihr initiierte Vermittlungsplattform „artitUP“ viel mit Marketigstrategien bechäftigt.
Luisa Marie Gebel hat sich für von ihr initiierte Vermittlungsplattform „artitUP“ viel mit Marketigstrategien bechäftigt. © Dirk Berger

Es gibt Kunst, die wird zu Preisen gehandelt, bei denen selbst Profifußballer schwindelig werden. Es gibt einen In-Kreis der Selbstbespiegelung, Eitelkeiten inklusive. Und es gibt zwei Frauen, die Kunst nicht nur als individuellen Ausdruck betrachten, sondern nach Möglichkeiten suchen, wie unbekannte Künstler damit Geld verdienen können. Und das für Leute mit Anspruch an Ästhetik und Aussage, die nicht Tausende ausgeben können. „artitUP“ ist so gesehen ein Medium, das sozialisiert.

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