Stress, Selbstzweifel oder Trauer Gründerinnen bieten psychologische Onlinekurse an

Selbstzweifel oder Stress? Gründerinnen helfen mit Onlinekursen
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Stress? Nicht im neuen Jahr! Wer sich vorgenommen hat, nicht wieder ein Nervenbündel zu werden, wenn der Chef rumnörgelt und der Alltag einen auffrisst, für den hat die Dortmunder Psychologin Diana Huth einen Onlinekurs entwickelt, der bei der Stressbewältigung helfen soll.

„Wir bringen Menschen bei, wie sie emotionale Herausforderungen des Alltags meistern“, sagt die 37-Jährige. Dafür hat sie sich vor einem Jahr mit Theresa Frank selbstständig gemacht und das Unternehmen ACTitude gegründet. Das Startup ist eine Ausgründung der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Dort hat Diana Huth studiert, später hat es sie allerdings nach Hamburg verschlagen.

„Nach meinem Studium der (klinischen) Psychologie an der RUB habe ich noch Medienproduktion studiert und dann sowohl als Psychologin als auch in Agenturen, im Verlag und als Moderatorin gearbeitet. In keiner Festanstellung gelang es mir, beide Welten zu vereinen und gleichzeitig habe ich mich immer gefragt, warum uns niemand beibringt, wie wir mit Ablehnung, Selbstzweifeln, Trauer oder anderen psychischen Herausforderungen des Lebens umgehen“, sagt Diana Huth. Mit www.actitude.de hat sie eine Plattform zur Prävention psychischer Erkrankungen geschaffen.

Die Haltung ändern

Für das Kunstwort ACTitude als Firmenname hat sie sich ganz bewusst entschieden. „Es setzt sich zusammen aus Act für ‚Akzeptanz und Commitment-Therapie’ und Attitude. Es meint, sich aktiv damit auseinanderzusetzen, dass es Dinge und Personen gibt, die wir nicht ändern können. Was wir verändern können, ist unsere Haltung beziehungsweise Einstellung zu den Dingen und Situationen“, erklärt Diana Huth.

In der Praxis sieht das so aus, dass sie über ihre Homepage im Internet Onlinekurse (etwa „Umgang mit Stress“) verkauft, die sich aus 60 bis 70 Videolektionen (jeweils maximal 6 Minuten), Audios und Übungsblätter zum Ausdrucken zusammensetzen. Damit leistet ACTitude auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit einen Beitrag zum innovativen „Digital-Health-Markt“, der neue Versorgungswege eröffnet.

Die junge Firma ACTitude verkauft Onlinekurse, die sich aus 60 bis 70 Videolektionen (jeweils maximal 6 Minuten), Audios und Übungsblätter zum Ausdrucken zusammensetzen
Die junge Firma ACTitude verkauft Onlinekurse, die sich aus 60 bis 70 Videolektionen (jeweils maximal 6 Minuten), Audios und Übungsblätter zum Ausdrucken zusammensetzen. © ACTitude

Mit ihrem Startup setzen Diana Huth und Theresa Frank auf grundsätzliche Hilfen für die Psycho-Hygiene. Es sei erwiesen, sagen beide, dass sich Emotionen und Stress auf die körperliche Gesundheit auswirken: „Und bei Liebeskummer oder Jobverlust braucht es nicht immer eine Therapie, sondern Unterstützung“, so Huth. Menschen ganz niederschwellig anzuleiten, wie sie mit Sorgen und Problemen umgehen können, das ist ihr Ansatz.

Diana Huth bringt gerne das Beispiel vom Erste-Hilfe-Kurs: „Wenn jemand zusammenbricht und einen Herzstillstand hat, sind wir froh, dass wir für den Führerschein einen Erste-Hilfe-Kurs machen mussten. ‚Psychologische Erste-Hilfe-Kurse‘ können uns helfen, persönliche Krisen zu meistern“, sagt sie. Sie ist sicher, dass viele Menschen von E-Mental-Health-Angeboten profitieren.

Krankenkassen zahlen

So schwer das erste Jahr für fast alle Startups ist, Diana Huth kann auf erste Erfolge verweisen. „Dass die gesetzlichen Krankenkassen uns zertifiziert haben und 70 bis 100 Prozent der Kursgebühren erstatten, ist eine große Errungenschaft“, sagt sie.

Eine Frau sitzt vor einem Computer.
Stress oder andere psychische Belastungen sind weit verbreitet. Pro Jahr sind etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland psychisch belastet. Nur drei Millionen von ihnen nehmen Hilfe in Anspruch. Das möchten Diana Huth und ihr Unternehmen ACTitude ändern. © picture alliance

In ihren Augen ist das auch volkswirtschaftlich sinnvoll: „Pro Jahr sind etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland psychisch belastet. Die Ausfallkosten durch Krankheitszeiten und Kündigungen werden auf jährlich 147 Milliarden Euro geschätzt.“

Nur drei Millionen von den 18 Millionen Menschen nehmen allerdings Hilfe in Anspruch. Und da kommt die Geschäftsidee für ACTitude ins Spiel. 15 Millionen Menschen sind ein großes Kundenpotential für die junge Firma. Ein neuer Kurs „Selbstwert stärken“ ist gerade online. „Herbst/Winter ist unsere Saison“, sagt Diana Huth, „und wir merken, dass immer mehr Verkäufe reinkommen“.

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