Oliver Hermes, der Chef des Pumpenherstellers Wilo, ist an diesem sonnigen Morgen aus seinem Büro mal eben zu Fuß rüber gekommen, um bei der Einweihung eines neuen Produktionsstandorts auf Phoenix West dabei zu sein. Was dort produziert werden wird, kann schließlich auch für sein Technologieunternehmen bedeutend werden.
Das Startup WEW hat in den vergangenen zwei Jahren genug geforscht und entwickelt, um jetzt die ureigene Idee, die die Wasserstoff-Produktion in Deutschland befördern soll, umzusetzen. Wie das Gründertrio Dr. Wiebke Lüke, ihr Mann Dr. Lukas Lüke und Dr. Gregor Polcyn wettbewerbsfähige Wasserstofftechnologie in Dortmund möglich machen will, interessierte auch NRW-Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur (Die Grünen). Zusammen mit Dortmunds Wirtschaftsförderin Heike Marzen eröffnete sie den WEW-Produktionsstandort an der Felicitasstraße 2. Wo es einst den BVB-Megastore gab, werden jetzt Stacks für die Wasserstoffherstellung produziert.
Was genau dort gemacht wird, erklärte Wiebke Lüke so: „Wir bauen das Herzstück von Wasserelektrolyseanlagen. Es wandelt Wasser mithilfe von erneuerbarem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff um. Wird ein Stapel Elektrolysezellen, die für die gewünschte chemische Aufspaltung eine externe elektrische Energiequelle nutzen, in Serie geschaltet, bezeichnet man das als Stack.“ Kurz gesagt: WEW baut die Wandler, mit denen aus Wasser Wasserstoff gemacht werden kann.
Wasserstoff ist gefragt
Wasserstoff ist ein Energieträger mit hoher Energiedichte. Um ihn zu erzeugen, muss Strom eingesetzt werden. Erst klimaschädlich Gas und Öl zu verstromen, um dann sauberen Wasserstoff einzusetzen, machte die Wasserstoff-Technik jahrzehntelang unattraktiv. Zudem war die direkte Energiegewinnung aus Erdöl und Erdgas viel zu günstig. „Das hat sich geändert. Die Klimakrise, die Verteuerung des Erdgases in der Folge des Krieges in der Ukraine und auch die gefährliche Energie-Abhängigkeit von Russland haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Wasserstoff größer geworden ist. Und wir machen grünen, aus erneuerbarer Energie gewonnenen Wasserstoff möglich“, so Wiebke Lüke.

Zur Freude der Grünen-Politikerin Mona Neubaur leben heute die grünen Wasserstoff-Träume mehr denn je. „Das Engagement aller, die hier beteiligt sind, kann die Zukunft Europas in Dortmund Realität werden lassen. Dieses junge Unternehmen hat die Strahlkraft für ein zukunftsfähiges Ruhrgebiet“, sagte die Landesministerin. Und Wirtschaftsförderin Heike Marzen meinte: „WEW ist 2021 als Startup hier auf Phoenix West angefangen und ist heute ein sehr erfolgversprechendes Dortmunder Unternehmen.“
Vom Ruhrpott in die Welt
In diesem Jahr wird in der bisher noch leeren Produktionshalle eine Musterfertigung aufgebaut. Die Zahl der Beschäftigten soll dafür von derzeit 18 auf fast 30 steigen. Im nächsten Jahr sollen dann mit der anlaufenden Serienproduktion 50 bis 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für WEW tätig sein. „Wir möchten zeigen“, sagt Wiebke Lüke, „dass man in Deutschland kostengünstig Elektrolysestacks herstellen kann. Wir möchten die Wertschöpfungskette in NRW aufbauen und unsere Produkte vom Ruhrpott in die ganze Welt vertreiben.“

Die Expertin Wiebke Lüke sieht für klimafreundlichen Wasserstoff eine Menge Anwendungsgebiete: zum Beispiel in der Stahlindustrie, der chemischen Industrie, der Zementindustrie oder auch beim Schwerlasttransport - und naheliegend auch beim Nachbarn Wilo. Während WEW die mit Bundesmitteln geförderte Musterfabrik nun aufbaut, steht Wilo gerne als Kooperationspartner zur Verfügung.
„Wir haben ja selbst eine Wasserstoffpilotanlage, wollen den Einsatz von Wasserstoff bei uns ausbauen und freuen uns über die Kompetenz hier in unserer unmittelbaren Nachbarschaft“, sagte Wilo-Chef Oliver Hermes bevor er die wenigen Schritte wieder zurück in den Wilo Park ging.
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