
© Dieter Menne (Archiv)
Stadt Dortmund will neue Stadtbahn-Strecken - Widerstand von DSW21
Öffentlicher Nahverkehr
Wie könnten neue Stadtbahn-Strecken in Dortmunds Süden und Westen entstehen? Die Stadt will alte Pläne dafür wieder vorantreiben. Stadtbahn-Betreiber DSW21 rät davon ab.
Mit der U-Bahn nach Wellinghofen, Benninghofen oder Kirchlinde: Neu sind diese Ideen nicht. Es sind Visionen aus dem Stadtbahn-Entwicklungskonzept von 2008, die damals nicht zuletzt aus Kostengründen ganz weit hintenan gestellt wurden.
Jetzt tauchen sie allerdings wieder auf. Denn die Verwaltung will das 13 Jahre alte Konzept zur Entwicklung des Stadtbahn-Netzes fortschreiben. Für 200.000 Euro soll dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben werden.
Teurer Tunnel und Trasse durch Friedhof
Aktuell beschäftigt der Sachstandsbericht zum Stadtbahn-Konzept die Bezirksvertretungen, wo die alten Diskussionen um Sinn und Unsinn der vorgeschlagenen Streckenerweiterungen wieder aufleben. Etwa zu Wellinghofen, wo ein teurer Tunnel entstehen müsste und ein Gemeindegrundstück oder Friedhof durchschnitten würde.
Das Echo in den Bezirksvertretungen ist sehr unterschiedlich. In Hörde fand sich keine Mehrheit für eine Empfehlung der städtischen Vorlage, in Aplerbeck meldete man eigene Wünsche etwa für eine Verlängerung der U-Bahn-Strecke der U47 bis zum DB-Haltepunkt Aplerbeck-Süd an.
Und auch bei DSW21 - dem Unternehmen, das die Stadtbahnen betreibt - stößt das Konzept aus dem städtischen Tiefbauamt auf Skepsis und Unverständnis. DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung spricht von einem „Akt der Fantasiebeflügelung“.
Sein Wunsch und Rat: Politik und Verwaltung sollten sich angesichts knapper Planungskapazitäten auf das Machbare konzentrieren. „Die Frage muss lauten: Was brauchen wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren“, sagt Jung.
Noch viele aktuelle Aufgaben
Und für diese Zeit gibt es noch genug zu tun. Dazu gehören etwa der weitere Ausbau der U43-Strecke am Hellweg und in der Rheinischen Straße, der Ausbau der Haltestellen der U47 an der B1 und die Verlängerung der U44 auf das Gelände der Westfalenhütte.
Nötig sei auch eine Unterquerung der DB-Strecke in Obernette durch die Trasse der U47, merkt Jung an. Mit einem Schwenk der bestehenden Strecke in Richtung Osten könnte auch der geplante Energiecampus nördlich der Kokerei Hansa angebunden werden.
Es wäre nicht das einzige neue Vorhaben, das in das Stadtbahn-Konzept aufgenommen werden müsste. Dazu gehört auch ein möglicher Abzweig der U43 auf das frühere HSP-Gelände, wo unter dem Titel „Smart Rhino“ ein neues Stadtquartier mit Fachhochschul-Campus entstehen soll.
Hier könnten Stadtbahn und H-Bahn verknüpft werden - ähnlich wie an der Wittekindstraße zur besseren Anbindung des Uni-Campus. Eine Stadtbahnstrecke zur Uni ist dagegen kein Thema, betont Hubert Jung.
Und für die Visionen der Stadtbahn-Verlängerungen bis Wellinghofen, Kirchenlinde oder Benninghofen empfiehlt der Verkehrsvorstand so zu verfahren, wie es 2008 beschlossen wurde: keine Planungskapazitäten verschwenden, sondern allenfalls die möglichen Trassen dafür freihalten.

DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung empfiehlt, sich bei den Stadtbahn-Planungen auf das Machbare zu konzentrieren. © Menne (A)
Im Juni wird die Vorlage der Verwaltung nach den Bezirksvertretungen die Ratsausschüsse und am 24. Juni den Rat beschäftigen. Die Politiker dort dürften dabei die Mahnung von Hubert Jung im Hinterkopf haben - vor allem mit Blick auf die Machbarkeit.
Wie lange es vom Beschluss bis zur Realisierung einer neuen Stadtbahn-Strecke ist, zeigt allein das Vorhaben, die U-Bahn-Linie U44 auf das Gelände der Westfalenhütte zu verlängern. 2017 hat der Rat den Grundsatzbeschluss getroffen. Der Baubeginn wird jetzt für frühestens Ende 2025/ Anfang 2026 angekündigt.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
