Stadt Dortmund geht verstärkt gegen Tauben vor Doch Ilona Pusch sieht ein Problem

Stadt Dortmund will stärker gegen Tauben vorgehen: Doch Tierschützerin Ilona Pusch sieht ein Problem
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Tauben sind verschrien als „Ratten der Lüfte“. Vielen Menschen sind die großen Populationen in den Stadtzentren ein Dorn im Auge. Besonders der Kot sorgt häufig für Ärger.

Doch es gebe auch Menschen, die Tauben mögen, sagt Ilona Pusch. Die Büroleiterin des Tierschutzvereins Groß-Dortmund engagiert sich seit vielen Jahren für die Taubenhilfe. Immer wieder beobachtet sie, dass die Vögel gefüttert werden, was in Dortmund verboten ist.

Viele Tauben in der Nordstadt

Insbesondere in der migrantisch-geprägten Nordstadt hielten sich zahlreiche Taubenschwärme auf. Ilona Pusch erinnert in diesem Zusammenhang an den Koran, der besagt, dass eine Taube den Propheten Mohammed vor dem Tod bewahrt habe. Viele Muslime seien den Vögeln gegenüber daher positiv eingestellt.

Die Stadt Dortmund will jetzt stärker gegen Tauben vorgehen und die Population eindämmen. Dafür seien Taubentürme – wie es einen seit langer Zeit im Stadtgarten gibt – das einzig taugliche Instrument, sagt die Tierschützerin. Dort werden die Taubeneier herausgeholt und gegen Gipseier ausgetauscht, auf denen die Tauben dann brüten.

30.000 Euro stehen nach einem Beschluss der Politik auf Antrag von Grünen und CDU für drei zusätzliche Taubentürme in Dortmund zur Verfügung. Der Tierschutzverein soll Vorschläge für die Standorte machen und den Betrieb übernehmen.

Vorschläge für Standorte

Ilona Pusch ist überzeugt, dass die drei Türme in der Nordstadt den größten Nutzen erzielen würden. Sie schlägt vor, dass einer auf der Wiese am Spielplatz an der Ecke Priorstraße/Zimmerstraße aufgestellt werden soll. Taubenschwärme von der Münsterstraße (Josefsplatz) und der Moschee an der Zimmerstraße kämen zu dem Spielplatz, hat sie beobachtet.

Tierschützerin Ilona Pusch möchte einen von drei neuen Taubentürmen auf der Wiese am Spielplatz Priorstraße / Zimmerstraße aufstellen lassen.
Tierschützerin Ilona Pusch möchte einen von drei neuen Taubentürmen auf der Wiese am Spielplatz Priorstraße / Zimmerstraße aufstellen lassen. © Tim Schulze

Als zweiten Standort empfiehlt sie den Bereich am Freiherr-vom-Stein-Platz. „Die Tauben sitzen entweder in den Bäumen oder auf den Dächern“, sagt die Tierschützerin.

Der dritte Standort solle sich möglichst auf einer Wiese nahe der Burgtor-Brücke befinden. Mindestens 100 Tauben lebten unter der Brücke, schätzt die Expertin. „Und überall sind Nester. Die Vögel können sich hier ungehindert verbreiten.“ Davon zeugen etwa auch die vollgekoteten Gehwege. Fährt gerade kein Auto vorbei, kann man das Piepsen der Jungvögel gut hören.

Das Geldproblem

Doch Ilona Pusch sieht auch ein erhebliches Geldproblem: Drei Türme inklusive Fundament und Zaun könne man von den bewilligten 30.000 Euro nicht finanzieren. Allein für einen Zaun müsse man aktuell mit 9.000 Euro kalkulieren.

Ilona Pusch weist auf die massiven Mengen an Taubendreck unter der Burgtor-Brücke hin.
Ilona Pusch weist auf die massiven Mengen an Taubendreck unter der Burgtor-Brücke hin. © Tim Schulze

Nicht zu vergessen die Folgekosten, die für die Unterhaltung der Türme anfallen. „Man muss die Tauben füttern, damit sie dort bleiben. Man muss den Turm säubern und die Eier austauschen“, erläutert sie. Wie beim Taubenturm am Stadtgarten sollen sich Tierschützer auch um die neuen Bauten kümmern. Dazu ist der Verein auch grundsätzlich bereit.

Man könne die Folgekosten jedoch nicht aus eigenen Mitteln stemmen, stellt Ilona Pusch klar. Sie hofft auf eine bessere Perspektive, wenn über die Standorte für die Türme in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord beraten wird.

Nur in Schwarz-gelb

Der Tierschutzverein betreibt in einem Hof an der Zimmerstraße einen privaten Taubenschlag, in dem die Eier der Vögel ebenfalls gegen Gipseier ausgetauscht werden. Rund 260 Eier hole sie pro Jahr aus dem Taubenschlag.

Für sie ist zudem klar, dass neue Taubentürme im Stadtgebiet schwarz-gelb sein müssen wie der im Stadtgarten. Früher habe es mal einen blau-grauen Turm gegeben. An diesem habe man jedoch regelmäßig Vandalismusschäden festgestellt. Ilona Pusch spielt auf die Rivalität zwischen BVB und Schalke 04 an, wenn sie sagt: „Blau-graue Türme kann man in dieser Stadt nicht aufstellen.“

Die Pressestelle der Stadt bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass neue Taubentürme geplant sind. Weitere Informationen könne man dazu aber noch nicht geben.

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