
© Stephan Schütze
Spitzenkoch Dyllong: Dortmunds Gastro-Szene fehlen zwei wichtige Dinge
Kolumne: Dinner mit Dyllong
Dortmunds Gastro-Szene ist vielfältig - doch im kulinarischen Vergleich zu anderen Großstädten fehlen ihr zwei wichtige Dinge, schreibt Spitzenkoch Michael Dyllong in seiner neuen Kolumne.
Wenn ich auf Reisen bin, genieße ich es, durch schöne Straßen und Gassen zu schlendern und mir die unzähligen kleinen Cafés und Restaurants anzuschauen, die es in vielen europäischen Städten gibt. Auch Märkte ziehen mich magisch an: Ich liebe es, zwischen den Ständen zu flanieren und die regionalen Produkte zu bestaunen.
Natürlich gibt es auch bei uns in Dortmund tolle Restaurants - doch liegen sie über die ganze Stadt verstreut. Ein Viertel, in dem kleine, individuelle Lokale Tür an Tür liegen, haben wir nicht. Am ehesten fällt mir da noch die Kleppingstraße ein, da geht die Entwicklung zumindest in die richtige Richtung.
Warum nicht eine Markthalle wie in München oder Düsseldorf?
Auch die Dortmunder Märkte unterscheiden sich von ihren Pendants in anderen Großstädten. Wenn ich über den großen Wochenmarkt auf dem Hansaplatz oder den Hombrucher Markt gehe (was ich im Sommer fast jedes Wochenende mache), fällt mir auf, dass es an regionalem Angebot fehlt. Viele Stände verkaufen Gemüse vom Großmarkt, aus Spanien und Marokko.
Aus dem Leben eines Spitzenkochs
Alle 14 Tage gibt Michael Dyllong, einer von Dortmunds besten Köchen, in seiner Kolumne „Dinner mit Dyllong“ Einblicke in sein Berufsleben. Alle Folgen seiner Kolumne finden Sie hier.Ich fände es toll, wenn das Markt-Angebot in unserer Stadt erweitert werden könnte. Etwa durch eine Markthalle, wie sie Städte wie München, Düsseldorf und Rotterdam haben.
Ich bin offenbar nicht der Einzige, der so denkt: In Hörde soll nahe des Phoenix-Sees eine Art Feinkost-Markt im neuen Stiftsforum untergebracht werden. Eine gute Idee. Doch warum damit aufhören? Auch in der Innenstadt würde sich ein überdachter, täglich geöffneter Markt gut machen - nicht ohne Grund wird seit Jahren über eine Markthalle auf dem Hansaplatz nachgedacht.
Die Menschen wollen Vielfalt
Sie wäre ein echter Anziehungspunkt. Stellen Sie es sich einmal vor: handverlesene Standbesitzer, ein Mix aus Gastronomie und regionalen und deutschen Spezialitäten; Iberico-Schwein aus dem Münsterland, Käse aus ganz Deutschland, zusammengestellt von einem Käse-Sommelier, heimisches Obst und Gemüse - ich glaube, die Dortmunderinnen und Dortmunder würden einem ein solches Angebot aus der Hand reißen.
Ich erlebe in Gesprächen mit Freunden und Bekannten immer wieder: Die Nachfrage wäre da. Es wäre auch eine echte Ergänzung zum Angebot der Supermärkte, das oft beliebig ist und dem die Abwechslung fehlt. Viele Kunden wollen Vielfalt.
Eine solche Markthalle könnte der Dortmunder Innenstadt einen neuen kulinarischen Schub geben, vielleicht würde sie auch neue Restaurants anziehen, die sich im Umfeld ansiedeln.
Vielleicht bekäme Dortmund dann ja sogar eine echte Gastro-Meile. Ich fände das sehr schön.
Der Ur-Dortmunder (Jahrgang 1987) ist seit Jahren Dortmunds renommiertester Koch. Als Küchenchef des „Palmgarden“ in der Spielbank Hohensyburg erkochten er und sein Team sich 2013 einen Michelin-Stern. Seit 2021 kocht er in seinem eigenen Restaurant „The Stage“ in Hombruch. Michael Dyllong wohnt mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern im Dortmunder Süden.
