Anwohner Oliver Knieps wünscht sich Am Kai in Höhe des Rudolf-Platte-Wegs eine Zufahrtsbeschränkung.

© Susanne Riese

Auto-Poser am Phoenix-See nerven trotz Straßensperrung: „Wie am Nürburgring“

rnLärm und Stau

Eine Straße wurde bereits mit Betonblöcken abgesperrt. Doch Auto-Poser drehen weiter ihre Runden am Phoenix-See – zum Ärger von Anwohnern wie Oliver Knieps. Er fordert schnelle Maßnahmen.

Hörde

, 23.04.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Über Ostern hatten am Phoenix-See ausnahmsweise mal nicht die sogenannten Auto-Poser Spaß, sondern auch die Anwohner. Denn das Tiefbauamt der Stadt Dortmund hatte den Schau-Fahrern mit einer Sperrung der beliebten Phoenixseestraße die Tour vermasselt. Der zum Car-Freitag umfunktionierte Karfreitag lief also anders, als geplant.

„Man konnte sich an den Feiertagen gewissermaßen Klappstühle neben dem Provisorium aufstellen und genüsslich die entnervten Blicke der PS-Protzer beobachten, wie sie mit Volldampf von Osten her kommend auf die Absperrung zurasen, nur um dann, das ungewohnte Hindernis bemerkend, jäh abzubremsen und mit deutlich aus dem Fahrzeuginnenraum vernehmbarem Fluchen zu wenden“, beschreibt Anwohner Oliver Knieps (44) seine Beobachtungen.

An der Phoenixseestraße verhindern seit Ostern dicke Betonblöcke die Durchfahrt. Radfahrer können weiterhin passieren.

An der Phoenixseestraße verhindern seit Ostern dicke Betonblöcke die Durchfahrt. Radfahrer können weiterhin passieren. © Susanne Riese

Allerdings ist damit das Ärgernis leider nicht aus der Welt, sondern es verlagerte sich. „Nicht wenige von diesen verhinderten Posern wendeten auf der Phoenixseestraße, nur um den missglückten Versuch am Kai und am Hörder Bach fortzusetzen“, erklärt Oliver Knieps. „Das war irgendwie vorauszusehen.“

Straßen am See laden zum Show-Fahren ein

Es sei „ein bisschen so, als wohne man inmitten der Nordschleife des Nürburgrings“. Und sogar dort musste die Zufahrt am Car-Freitag wegen Überfüllung gesperrt werden. „Hier am See dagegen ist freie Einfahrt für jeden, der das Gaspedal mal wieder etwas mehr durchtreten wollte“, ärgert sich Oliver Knieps, der seit Anfang 2020 an der Hörder-Bach-Allee wohnt.

Von seinem Balkon über dem Rudolf-Platte-Weg hat er einen Logenplatz, wenn Scharen von Menschen Richtung See ziehen und die dicken Autos ihre Runden drehen. „Ab 15.30/16 Uhr geht das los, und dann bis spät in die Nacht.“

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Auch für die Bewohner des Clarissenhofs sei das unerträglich. vor allem, weil dort noch einmal richtig aufgedreht werde. „Es raubt uns allen den letzten Nerv, und ich spreche glaube ich für alle Betroffenen: Wir sind es herzlich leid.“

Dabei hat die Stadt bereits vor Monaten in der Straße Am Kai ab 22 Uhr ein Durchfahrtsverbot eingerichtet. Davon ließen sich die „Hardcore-Poser“ aber nicht abhalten. In der „Saison“ kehre nicht selten erst nach 23.30 Uhr Ruhe ein.

Die Idylle trügt: Abends ist es bei schönem Wetter hier mit der Ruhe vorbei, sagt Oliver Knieps.

Die Idylle trügt: Abends ist es bei schönem Wetter hier mit der Ruhe vorbei, sagt Oliver Knieps. © Susanne Riese

Oliver Knieps meint, es wäre zu erwarten gewesen, dass sich die Sperrung der Phoenixseestrasse in der Szene herumspricht. Anwohner hatten vielmehr Hoffnung in die Bus-Schleuse gesetzt, die in Höhe des Rudolf-Platte-Wegs installiert werden sollte. Spezielle Bus-Spuren würden Pkw an der Durchfahrt hindern. „Seit dem Bürgerdialog im August 2021 haben wir als Bewohner aber nichts mehr davon gehört.“

Planungen für Bus-Schleuse laufen

Dazu sagt die Stadt auf Anfrage, die Planungen für die Bus-Schleuse liefen. „Nach Abschluss der Planungen wird den Gremien ein entsprechender Baubeschluss vorgelegt, voraussichtlich nach der Sommerpause“, teilt Stadt-Pressesprecher Christian Schön mit. Erst dann könne die Vergabe angestoßen und die Maßnahme umgesetzt werden.

Oliver Knieps und seine Mitstreiter wünschten sich bis dahin eine provisorische Lösung und langfristig eine Schranke. Denn eine Bus-Schleuse würde weiterhin Motorräder durchlassen, die gern den Tunneleffekt der eng bebauten Straße nutzen, um lautstark Gas zu geben. Eine komplette Abbindung der Straße Am Kai wäre die einzig vernünftige Lösung, dafür müssten die Bushaltestellen verlegt werden. „Aber dann wäre endlich für Ruhe gesorgt.“

An der Hörder-Bach-Allee wünschen sich Anwohner in Höhe des Clarissenhofs Bodenschwellen oder Berliner Kissen.

An der Hörder-Bach-Allee wünschen sich Anwohner in Höhe des Clarissenhofs Bodenschwellen oder Berliner Kissen. © Susanne Riese

Die Hörder-Bach-Allee schätzen auch die verantwortlichen Planer als weniger attraktiv für das Show-Fahren ein, weil es dort an Publikum fehlt. Dennoch halten die Bewohner Bodenschwellen für nötig.

„Im letzten Online-Bürgerdialog vom August 2021 haben wir Anwohner der Leiterin des Tiefbauamtes die Berliner Kissen vorgeschlagen. Für uns unverständlich war man jedoch der Meinung, dass diese Kissen eher keinen Effekt hätten.“

Mit den Temperaturen wächst jedenfalls die Ungeduld bei den Bewohnern des See-Quartiers. Viele Mieter seien wegen des Verkehrslärms schon ausgezogen, so Oliver Knieps. „Bei offenen Fenstern geht hier nichts.“