Auf der Chefetage der EDG zeichnen sich personelle Umwälzungen ab.

© Beushausen (A)

Führungskraft vor dem Aus? Spekulationen um Chefposten im Stadtkonzern

rnPolitik mischt mit

Bei der EDG Dortmund läuft eine Personaldebatte – allerdings noch hinter vorgehaltener Hand. Es geht um einen wichtigen Führungsposten, dessen Inhaber offensichtlich in Ungnade gefallen ist.

Dortmund

, 07.05.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

An der Spitze der EDG zeichnen sich personelle Umwälzungen ab. Seit nunmehr fünf Monaten ist der Chefsessel des Dortmunder Entsorgers verwaist. Klaus Niesmann, der Vorsitzende der dreiköpfigen Geschäftsführung, war aus gesundheitlichen Gründen zum 31.12. letzten Jahres ausgeschieden.

Seine Stelle soll spätestens nach der Sommerpause neu ausgeschrieben werden. Das bestätigt der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Schilff auf Anfrage dieser Redaktion.

Doch der Umbau an der Konzern-Spitze könnte noch weitergehen. Dem Vernehmen nach sollen auch die Tage von Frank Hengstenberg als kaufmännischer Geschäftsführer gezählt sein. Sein Vertrag läuft noch bis Februar 2023. Er soll nicht verlängert werden und könnte sogar schon ein vorzeitiges Ende finden.

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Wahlergebnis soll sich in der EDG-Geschäftsführung widerspiegeln

Ein Gespräch der Fraktionen über die EDG-Führungskräfte hat es am vergangenen Montag (3. Mai) bei Oberbürgermeister Thomas Westphal gegeben. Zum Einen ging es um die Niesmann-Nachfolge. Nach der Kommunalwahl 2020 soll sich das Wahlergebnis in der EDG-Geschäftsführung widerspiegeln – nach der politischen Farbenlehre sind das die drei großen Fraktionen SPD, Grüne und CDU.

Den Posten des Arbeitsdirektors bekleidet seit 2019 der ehemalige Verdi-Sekretär Bastian Prange. Die Nachfolge von Niesmann haben die Grünen, nach der Wahl zweitgrößte Ratsfraktion, für sich reklamiert. Grünen-Fraktionssprecher Ulrich Langhorst bestätigt auf Nachfrage das grundsätzliche Interesse der Grünen, auf die Besetzung kommunaler Unternehmensspitzen mehr Einfluss zu nehmen.

Bei der EDG gehe es den Grünen mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft um die künftige inhaltliche Ausrichtung des Unternehmens, so Langhorst. So wolle man beim Stellenprofil des technischen Geschäftsführers und Vorsitzenden der Geschäftsleitung ein entsprechend gewichtiges Wort mitreden – im Austausch mit dem Oberbürgermeister und den großen Fraktionen.

Langhorst: „Das kann, muss aber keine Person mit grünem Parteibuch sein. Für uns steht neben der fachlichen Kompetenz die Nähe zu grünen Inhalten im Vordergrund.“ Zur Personalie Hengstenberg dagegen solle sich die CDU äußern, sagte Langhorst.

„Einen guten Job gemacht“

Pikant und unvergessen: Hengstenberg hatte sich vor elf Jahren im Kommunalwahlkampf als damaliger CDU-Fraktionschef von der politischen Konkurrenz in die EDG-Geschäftsführung hieven lassen – sehr zum Ärger der Christdemokraten. Der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Prüsse sprach später vom „größten Coup“ seiner Amtszeit. Der Filz war nicht mehr allein rot, sondern auch schwarz.

Allerdings ist man heute bei der CDU nicht unzufrieden mit Hengstenbergs Arbeit. „Wir kommentieren diese Spekulationen nicht“, sagt CDU-Fraktionschef Dr. Jendrick Suck zur Zukunft seines Vorvorgängers, „doch nach unserer Auffassung hat Frank Hengstenberg für das Unternehmen einen guten Job gemacht.“

Die erfolgreiche Umsetzung des Betriebshofskonzeptes und das verbesserte Erscheinungsbild des Straßenbegleitgrüns etwa gingen auf Hengstenbergs Konto, so Suck.

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Doch so viel scheint klar: Wenn es Hengstenberg künftig nicht mehr sein soll, wird jemand anderes auf dem CDU-Ticket in die Geschäftsführung einziehen.

Wohnungswirtschaft hat sich beschwert

Auch der EDG-Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Schilff (SPD) hält Hengstenberg „für einen guten Kaufmann“. Die EDG lege „Superzahlen“ vor.

In letzter Zeit gab es aber viel Kritik am Auftreten Hengstenbergs. Vor allem die Dortmunder Wohnungswirtschaft hat sich über ihn unter anderem wegen der Aufkündigung der Schlüsselwirtschaft zum Erreichen der Mülltonnen und wegen teurer Sonderleerungen beschwert.

Auch für die Geldanlage bei der Pleite-Bank Greensill wurde Hengstenberg kritisiert. Die Millionen allerdings hat die EDG inzwischen voll zurückerstattet bekommen.

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Bis Mai 2022 müsste der Aufsichtsrat der EDG-Holding, in dem die CDU nicht vertreten ist, Hengstenberg über seine Entscheidung in Kenntnis setzen. Doch hinter den Kulissen ziehen die Gesellschafter (51 Prozent Stadt/49 Prozent DSW21) die Strippen.

Keine Äußerung zu Spekulationen

So ist zu hören, dass Hengstenberg bereits sein absehbares Aus bei der EDG bekundet worden sei. Doch sowohl Oberbürgermeister Westphal als Chef der Beteiligungsverwaltung als auch DSW21 hüllen sich auf Nachfrage zu der Personalie in Schweigen.

„Zu personellen Spekulationen äußern wir uns grundsätzlich nicht“, teilt DSW21-Kommunikationschef Frank Fligge mit. Außerdem sei für die Besetzung und Abberufung von Geschäftsführern der Aufsichtsrat zuständig.

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Doch die treibenden Kräfte sollen auf der Chefetage im provisorischen Rathaus am Südwall und in der DSW21-Zentrale an der Deggingstraße sitzen. Ein Indiz: Die Kritik von OB Westphal zu Geldeinlagen bei Greensill.

In einer Presseerklärung vom 12. März ließ er verbreiten: „Ich habe kein Verständnis für institutionelle, kommunale Anleger, die offenbar für kurze Zinsvorteile öffentliches Geld aus Steuern und Abgaben ins Risiko gestellt haben. Das ist unverantwortlich. Alle, die sich ein wenig mit dem Finanzmarkt und dem Kreditgeschäft beschäftigt haben, konnten wissen, dass solche Zinszusagen wie die Greensill-Bank sie getätigt hat, im normalen Bankgeschäft kaum zu erwirtschaften sind.“