Wer soll nach der Wahl 2025 Oberbürgermeister von Dortmund werden? Die SPD hat sich am Samstag (23.11.) eindeutig hinter den Amtsinhaber Thomas Westphal gestellt. Mit 91,03 Prozent der Stimmen gab es ein deutliches Votum.
Westphal war der einzige Kandidat - und die Genossen rückten demonstrativ hinter ihm zusammen. Zum Vergleich: Als Westphal im März 2024 als stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Dortmund zur Wahl stand, hatte er 82,9 Prozent bekommen.
„Zieht euch warm an!“
Westphal, der sich in seiner Rede kämpferisch gegeben hatte, erklärte als Reaktion auf das Wahlergebnis: „Damit hätte ich nicht gerechnet!“ Und den anderen Parteien rief er aus der Ferne zu: „Zieht euch warm an!“
Der 57-Jährige teilte aus - unter anderem in Richtung CDU. „Diese Partei möchte alles - alles, aber keine Verantwortung.“ Sie dribbele „auf dem Bierdeckel um jedes Problem herum“, zum Beispiel bei „dieser schrägen Diskussion um den Drogenkonsumraum“.
„Lobe die Grünen ja nicht oft...“
„Ich lobe die Grünen ja nicht oft“, so Westphal etwas schmunzelnd, aber die hätten sich mit sachlichen und bedachten Überlegungen in die Diskussion eingebracht, obwohl sie „gar nicht vorhatten, den Konsumraum zu verlegen“.
„Aber die CDU schlägt eine Stelle vor, die es gar nicht gibt, das ist Schaumschlägerei.“ Die Christdemokraten hatten sich für einen Drogenkonsumraum-Standort nördlich des Hauptbahnhofes ausgesprochen. Der Vorschlag der Stadtverwaltung hatte indes die Einrichtung in der südlichen Innenstadt (Küpferstraße) vorgesehen.
„Corona hat zwei Jahre bestimmt“
Westphal erinnerte daran, was in der Zeit seit seiner Wahl als Nachfolger von Ullrich Sierau 2020 alles passiert sei: „Corona hat die ersten fast zwei Jahre bestimmt. Wir haben alles gegeben, damit wir beieinander bleiben, damit wir durch diese Zeit kommen.“
Neue Vorgaben von Bund und Land, die „am Freitagnachmittag um 16 Uhr eintrafen und die für Samstag, 8 Uhr, umzusetzen sind“. Viele hätten das schon vergessen, als „wäre das mal eben so nebenbei“ zu bewältigen gewesen.
Nach Corona: Gasmangel
Exemplarisch dankte Westphal der Sozialdezernentin Birgit Zoerner, die erst Leiterin des Corona-Krisenstabs der Stadt war, dann Leiterin des Ukraine-Krisenstabs.
Dann die „Gasmangellage“ im Oktober 2022, als es ernsthaft darum gegangen sei, was in welchem Stadtbezirk denn zu bevorzugen sei. Aber es gehe eben um Verantwortung, untermauerte Westphal. „Reden hier vom Podium, das kann jeder.“

Machen - und Aushalten von Vorwürfen
Aber es gehe um das Machen, um das Umsetzen, auch um das Aushalten von Vorwürfen. In diesem Zusammenhang wehrte sich der Oberbürgermeister explizit gegen die Berichterstattung unserer Redaktion, in der es um die Mitarbeiterführung in der Stadtverwaltung ging.
Viele Zuschriften hätten ihn erreicht, selbst solche mit christlichen Ratschlägen. Wenn man auf die rechte Backe geschlagen werden, solle man auch die linke hinhalten, habe es geheißen. Aber: „Das werde ich nicht machen!“, stellte Thomas Westphal klar.
Die deutlichen Worte in all diese Richtungen kamen an. Nach der Rede erhielt Thomas Westphal Standing Ovations der Genossinnen und Genossen.
98,73 Prozent Ja-Stimmen
Wer indes dachte, die 91,03 Prozent für Thomas Westphal als OB-Kandidaten könnten kaum noch überboten werden - erlebte später eine Überraschung. Norbert Schilff, den die SPD erneut als ehrenamtlichen Bürgermeister-Vertreter aufstellen will, erhielt 155 von 157 Stimmen. Macht eine Quote von 98,73 Prozent.
Schilff erklärte sichtlich erfreut und bestens gelaunt: Eben habe ihm der Landtagsabgeordnete Volkan Baran - „der liebe Volkan“ - gesagt, „ich hätte das gute Ergebnis nur bekommen, weil ich nichts sagen durfte.“ Mit Blick auf 2025 erklärte Schilff: Erst werde es eine neue Bundesregierung unter SPD-Führung geben, dadurch dann Rückenwind für die Kommunalwahl am 14. September 2025.

Zwei lange Listen mit Kandidaten
Wer dann wo in Dortmund für die SPD antritt - auch das wurde entschieden. Zwei Listen passierten den Parteitag: die mit den 41 Direktkandidaten samt Ersatz und die mit den 81 Listenplätzen für all diejenigen, die zwar nicht über ihren Wahlbezirk in den Stadtrat einziehen, die aber eventuell über die Prozentzahl für die SPD insgesamt nachrücken.
An der Spitze stehen bei letzterer: Thomas Westphal, der auch im Fall einer Wahlniederlage in den Stadtrat will, die aktuelle Fraktionsvorsitzende Carla Neumann-Lieven und Norbert Schilff.
„Keine Politik für Schlagzeilen“
„Wir gehen entschlossen - und zwar in beide Wahlkämpfe“, hatte zuvor schon Jens Peick unterstrichen. Der Dortmunder SPD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete erklärte: „Wir gehen mit guten Kandidatinnen und Kandidaten in den Wahlkampf – aber vor allem mit guten Inhalten.“
Politik dürfe „kein Wettbewerb sein um den populistischen Social-Media-Post. Wir machen keine Politik für Schlagzeilen, sondern für die Menschen in Dortmund.“ Hier sei man verwurzelt - unter anderem in den Vereinen und Gewerkschaften. Und Bezug nehmend auf den Slogan, den Thomas Westphal schon in seinem ersten OB-Wahlkampf 2020 sagte er: „Wir kämpfen dafür, dass Dortmund die Großstadt der Nachbarn bleibt.“

Wahltermine 2025
- Die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen findet statt am 14. September 2025.
- Sollte ein Oberbürgermeister-Kandidat dabei keine 50-Prozent-Mehrheit erhalten, gibt es eine Stichwahl am 28. September.
- Ursprünglich war auch die Bundestagswahl auf den 14. September terminiert. Doch die ist nach dem Ampel-Aus schon am 23. Februar.
- Bei der Kommunalwahl 2020 hatte Thomas Westphal in der Stichwahl gegen den Andreas Hollstein durchgesetzt, den CDU-Kandidaten, der am Ende auch von den Grünen unterstützt wurden - mit 52,06 zu 47,94 Prozent.