Erstmals in ihrer Geschichte erzielte die Sparkasse Dortmund im vergangenen Jahr eine Bilanzsumme von über 10 Milliarden Euro. Die Wachstumszahlen des Corona-Jahres 2020 geben dem Vorstand jedoch keinen Grund für Jubelsprünge.

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Sparkasse Dortmund meldet Rekordwachstum – jubelt aber nicht

rnJahresbilanz der Sparkasse

Erstmals in der Geschichte der Sparkasse Dortmund liegt die Bilanzsumme des Unternehmens über 10 Milliarden Euro. Trotzdem werden höhere Kontogebühren und Negativzinsen fällig.

Dortmund

, 16.03.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit einem Plus von 14,1 Prozent erzielte die Sparkasse Dortmund im Corona-Jahr 2020 die größte Wachstumsrate seit vielen Jahren. Zum ersten Mal hat die Bilanzsumme die 10-Milliarden-Euro-Marke überschritten. Sie erreichte ein Volumen von 11,1 Milliarden Euro.

Zwei Wachstumstreiber sind festzustellen. Zum einen gab die Sparkasse den Firmen in Dortmund deutlich mehr Kreditzusagen als 2019, zum anderen stieg das private Sparvermögen auf den Kundenkonten stark an.

„Wir haben gegenüber dem Vorjahr bei den Firmenkrediten einen Anstieg um 286 Millionen Euro. Dabei handelt es sich nicht nur um Corona-Kredite, sondern auch um klassisches Kreditgeschäft“, so Firmenkundenvorstand Peter Orth im Rahmen einer Video-Pressekonferenz am Montag (15.3.).

Deutlich mehr Kreditzusagen für Firmenkunden

Es wurden also sowohl Investitionskredite an Firmen vergeben, die gut durch die Corona-Krise kommen, als auch Kredite zur Liquiditätssicherung an kriselnde Firmen, die aber vor der Corona-Pandemie wirtschaftlich tragfähig waren. Die Kreditzusagen stiegen gegenüber 2019 um 33,5 Prozent.

Gleichzeitig sieht man bei der Sparkasse in diesen Tagen die ersten Jahresabschlüsse von Unternehmen, die laut Vorstandschef Dirk Schaufelberger nur drei bis fünf Prozent des Vorjahresumsatzes ausweisen. „Was uns da an Rückzahlungen noch ausfällt, wird sich zeigen“, sagt er.

Wie im vergangenen Jahr stellte der Sparkassenvorstand mit Dirk Schaufelberger (r.), Peter Orth (2.v.r.) und Jörg Busatta (l.) auch in diesem Jahr seine Jahresbilanz im Rahmen einer Videokonferenz vor.

Wie im vergangenen Jahr stellte der Sparkassenvorstand mit Dirk Schaufelberger (r.), Peter Orth (2.v.r.) und Jörg Busatta (l.) auch in diesem Jahr seine Jahresbilanz im Rahmen einer Videokonferenz vor. © (A) Sparkasse / Grafik Sauerland

Sogenannte „notleidende Kredite“, also risiko-behaftete Kredite, sind vor allem bei Firmen aus den Branchen Messebau, Veranstaltungen, Hotellerie, Gastronomie oder Textilhandel zu befürchten. Peter Orth verweist auf die wegen der Corona-Krise zurzeit geltende Aussetzung der Insolvenzantrags-Pflicht. „Wir wissen nicht, was passiert, wenn das ausläuft.“

Der „ewige Nullzins“ verbietet Jubelsprünge

Sieht sich die Sparkasse also in ihrem Firmenkundengeschäft „in schwierigem Fahrwasser“, so gilt das erst recht für das Privatkundengeschäft. Hier sorgen die um 400 Millionen Euro (6,8 Prozent) angewachsenen, tagesfälligen Einlagen noch weniger für Jubelsprünge. „In der Pandemie haben unsere Kunden so viel gespart wie noch nie“, so Dirk Schaufelberger. „Was uns in normalen Zeiten freut, sorgt in der aktuellen Negativzinsphase für Bauchschmerzen.“

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Der „ewige Nullzins“, wie Dirk Schaufelberger sagt, bringt sowohl die Sparkasse als auch ihre Kunden in eine Zinsfalle. Die Inflationsrate wird längst nicht mehr ausgeglichen. Das auf dem Konto liegende, angesparte Geld verliert also an Wert. Und trotzdem: auf ihren Konten bei der Sparkasse horten die Dortmunder täglich verfügbares Geld in Höhe von sechs Milliarden Euro.

„Dieses Geld müssen wir verwalten und es kostet uns 0,5 Prozent an Strafzins bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Es belastet unser Geschäftsmodell in hohem Maße“, sagt Dirk Schaufelberger. Über die „liebevolle Umarmung“ der Kunden, die „uns ihr Geld anvertrauen“, könne man sich also nicht freuen. Das sei paradox und kennzeichne „eine Ausnahmesituation, wie wir sie volkswirtschaftlich noch nie gesehen haben.“

Sparkasse erhöht die Girokontogebühren

Wie die Dortmunder Volksbank sieht sich auch die Sparkasse Dortmund gezwungen, von ihren vermögenden Bestandskunden Negativzinsen zu fordern. Kunden mit Einlagen ab 125.000 Euro pro Person sollen 0,5 Prozent zahlen. „Wir geben also die Kosten für die Geldanlage 1:1 weiter“, so Dirk Schaufelberger. Einen Zusatzertrag für die Sparkasse gebe es nicht.

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Der Vorstandsvorsitzende betont, dass man aus den Negativzinsen kein Geschäftsmodell machen wolle. Ziel sei es vielmehr, die Hochvermögenden in eine Geldanlage-Beratung zu bekommen, um die Geldanlagen ertragreich gestalten zu können. „Die ersten Gespräche beginnen jetzt“, sagt Privatkundenvorstand Jörg Busatta. Er schätzt, dass die Negativzins-Einführung weniger als ein Prozent der Bestandskunden betrifft.

Alle Kunden betrifft dagegen die Erhöhung der Girokontogebühren zum 1. Mai. So wird beispielsweise der Grundpreis für das Giro-Online-Konto einen Euro teurer und beträgt dann 4,95 Euro. Dafür fällt aber in Zeiten, da der Anteil der Kartenzahlungen rapide wächst, die Gebühr je Buchungsposten weg. 67 Prozent der Sparkassen-Kunden in Dortmund nutzen das Online-Banking.

Nachfrage nach Wohneigentum weiter hoch

Teurer wird auch die Gebühr für beleghafte Buchungen im Giro-Basis-Modell. Diese Buchungen sind für das Institut wesentlich aufwändiger als eine digitale Buchungsabwicklung. Gegebenenfalls, darauf weist die Sparkasse hin, macht es für betroffene Kunden Sinn, in das Giro-Komfort-Konto zu wechseln. Bei diesem Modell sind beleghafte Buchungen dann inklusive.

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Zu erwähnen bleibt noch, dass auch das private Kreditgeschäft trotz Corona-Pandemie zugelegt hat. „Hier konnten wir einen Anstieg um 6,5 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro verzeichnen“, erklärt Privatkundenvorstand Jörg Busatta. Über das gesamte Geschäft bedeutet das einen Zuwachs von 7,3 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach Wohneigentum ist trotz der Krise also ungebrochen hoch. Die Kreditzusagen im Baufinanzierungsgeschäft stiegen im abgelaufenen Geschäftsjahr um 6,8 Prozent.

Sparkasse Dortmund

Nachhaltigkeit und lokale Projekte

  • Die Sparkasse Dortmund beschäftigt 1495 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (3 Prozent weniger als 2019) und unterhält im Stadtgebiet 23 Filialen.
  • 2021 will die Sparkasse den Nachhaltigkeitsgedanken noch stärker in den Fokus rücken – im eigenen Geschäftsbetrieb genauso wie in der Kundenbeziehung.
  • Mit der Unterzeichnung der „Selbstverpflichtung für Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften“ erklärte die Sparkasse zum Jahreswechsel ihren Willen, den Geschäftsbetrieb weiter konsequent nachhaltig auszurichten. Außerdem unterstützt sie die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. „Bis spätestens 2035 wollen wir CO²-neutral sein“, erklärt Vorstandschef Dirk Schaufelberger. Beispielsweise sei der Fuhrpark gerade auf Elektro- und Hybridautos umgestellt worden.
  • Gemeinsam mit den Dortmundern hat die Sparkasse Anfang März dieses Jahres 100.000 Euro für lokale Projekte gesammelt. Das Budget der Verdoppelungsaktion im Spendenportal war innerhalb von nur fünf Tagen verteilt.