
© Felix Guth
Soldaten leisten eine Art Zivildienst in Dortmunder Pflegeheimen
Corona-Pandemie
Bundeswehrsoldaten sind seit Kurzem in Dortmunder Seniorenheimen eingesetzt und entlasten das Pflegepersonal. Das sind die ersten Erfahrungen mit den uniformierten Helfern im zivilen Dienst.
Seit dem 13. Oktober helfen Soldaten der Bundeswehr bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie in Dortmund. 60 Männer und Frauen unterstützen die Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt. Seit dem 11. Januar arbeiten 27 Soldaten außerdem in vier Seniorenheimen in Dortmund.
Der Auftrag der Militärangehörigen dort ist zutiefst zivil: Sie entlasten das Pflegepersonal bei Tätigkeiten, die durch die Corona-Pandemie hinzugekommen sind.
Soldaten sollen Pflegekräfte entlasten
Dazu gehören laut Hauptmann Thomas Wenzel etwa der Empfang und die Dokumentation von Besuchern oder kontaktloses Temperaturmessen. „Das haben bisher Pflegekräfte gemacht, die jetzt wieder für ihre eigentliche Arbeit frei werden“, sagt Thomas Wenzel.
Mit „alles außer Pflege“ beschreibt Detlev Lachmann, Leiter des Kreisverbindungskommandos in Dortmund, das Tätigkeitsfeld der 27 Soldatinnen und Soldaten. In einigen Einrichtungen sind sie Begleiter der Bewohner, achten auf Dinge wie regelmäßiges Trinken oder Abwechslung.
In diesen Dortmunder Seniorenheimen helfen Soldaten
Aktuell hilft das Bundeswehrkommando aus Wunstorf in den Awo-Einrichtungen Karola-Zorwald-Seniorenzentrum (Brackel), Seniorenzentrum Rodenberg (Aplerbeck), Erna-David-Seniorenzentrum (Barop) und im privat betriebenen Integra-Seniorenpflegezentrum in Schüren.
Bisher, so berichtet Hauptmann Thomas Wenzel nach der ersten Zeit in Dortmund, würden die „helfenden Hände“ dankbar und ohne Berührungsängste angenommen.
Die in Artikel 35 des Grundgesetzes festgeschriebene Amtshilfe durch das Militär ist vorerst bis zum 19. Februar befristet. Eine Verlängerung ist möglich und wird bis Ende Januar beraten.
Kommunen müssen alle Mittel ausgeschöpft haben
Kommunen können die Bundeswehr erst um Hilfe bitten, wenn sie alle Mittel ausgeschöpft haben, die ihnen zur Verfügung stehen.
In ganz NRW gibt es aktuell 48 Soldaten in Senioreneinrichtungen – bis zu 33 davon in Dortmund.
Die Unterstützung in den Pflegeheimen ist der zweite Hilfeleistungsantrag der Stadtverwaltung. Bei der Kontaktnachverfolgung stand das System im Oktober angesichts rasant steigender Infektionszahlen kurz vor dem Zusammenbruch. Die militärische Hilfe beim Telefonieren und Mailsschreiben half, das zu verhindern.
In den Seniorenheimen ist die Lage ernst, auch wenn die Impfungen weit fortgeschritten sind. Anders als im Frühjahr ist es nicht gelungen, Infektionen aus Einrichtungen in Dortmund herauszuhalten. Das führt zu einer hohen Zahl an Todesfällen von Menschen, die in ihren Wohnheimen erkrankt waren.
Ein Ergebnis der Bund-Länder-Beratungen vom 19.1. (Dienstag) lautete deshalb auch, dass Corona-Schnelltestes in diesem sensiblen Bereich dringend konsequenter durchgeführt werden müssen. Die Verantwortung dafür tragen laut Bund und Ländern die Einrichtungen.
Bundeswehr-Hilfe auch bei Schnelltests?
Drei Städte und Kreise in NRW haben bisher Bundeswehr-Hilfe für die Durchführung von Schnelltests in Pflegeheimen angefragt. In Dortmund ist das bisher nicht geplant. Aber der Krisenstab der Stadt Dortmund hat sich bereits mit dem Thema Schnelltests befasst und versucht aktuell ein System zu finden.
Detlev Lachmann und seine Kollegen aus dem Kreisverbindungskommando arbeiten normalerweise in zivilen Berufen, etwa bei der Wirtschaftsförderung oder im Hauptzollamt.
Sie sind bei kurzfristigen Ausnahmelagen wie dem Sturm Kyrill 2007, der Loveparade 2010 oder der WM 2006 oft kurzfristig gefragt und werden dann wieder zu Angehörigen der Bundeswehr. So lange wie jetzt waren sie noch am Stück im Einsatz.
„Wir wollen helfen. Wir machen es, weil wir merken, dass wir aktiv etwas für unsere Heimatstadt tun können“, sagt Detlev Lachmann.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
