Oberbürgermeister Thomas Westphal ist der Spitzenverdiener in der Dortmunder Stadtverwaltung.

Oberbürgermeister Thomas Westphal ist der Spitzenverdiener in der Dortmunder Stadtverwaltung. © Stadt Dortmund/Kindel (A)

So viel verdient man bei der Stadt Dortmund – vom Oberbürgermeister bis zum Azubi

rnÖffentlicher Dienst

Die Stadt Dortmund ist eine gefragte Arbeitgeberin - eine der größten in der Region. Doch es gibt große Gehaltsunterschiede. Ein Einblick in die Verdienstmöglichkeiten.

Dortmund

, 19.05.2022, 10:20 Uhr / Lesedauer: 4 min

Vor allem in unsicheren Zeiten ist eine Karriere im öffentlichen Dienst ein stabiler beruflicher Anker. „Geh zur Stadt, da verdienst du vielleicht nicht so viel wie in der freien Wirtschaft, aber hast einen sicheren Arbeitsplatz mit Tarifbindung.“ Das wird jungen Dortmundern immer wieder geraten. Und das sehen viele von ihnen offensichtlich auch so.

Mit rund 11.000 Beschäftigten und über 1000 Ausbildungsverhältnissen gehört die Stadt Dortmund zu den größten Arbeitgeberinnen der Region. Auf die fast 400 Ausbildungsplätze in 70 Berufen haben sich über 11.000 Interessenten für den Ausbildungsbeginn in diesem Jahr beworben.

Beamtenstatus steht nicht im Fokus

Dabei stehe nicht mehr unbedingt der Beamtenstatus im Fokus, beschreibt Dortmunds Personaldezernent Christian Uhr einen Kulturwandel: „Unbedingter Wille zur schnellen Karriere und Gehaltserhöhungen sind immer weniger im Trend. Viele Bewerbende suchen viel mehr gute Arbeitsbedingungen unter anderem mit digitaler Ausstattung, Möglichkeit zum Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

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Wie viel man bei der Stadt verdient, hängt von Qualifikation und Einsatzort ab. Außerdem gibt es Zulagen aller Art sowie für Beamte und Beschäftigte unterschiedliche, weit gefächerte Gehaltstabellen.

>>> Was bekommt der Oberbürgermeister?

In der Stadtspitze sitzen auch die Spitzenverdiener, allen voran Oberbürgermeister Thomas Westphal, der vom Volk gewählt wurde. Gleich dahinter folgen die sieben Dezernentinnen und Dezernenten sowie die Leiterin der Wirtschaftsförderung. Sie wurden vom Rat gewählt und sind quasi die Minister der Stadtregierung. Sie sind sogenannte kommunale Wahlbeamte. Ihre Besoldung und Versorgung richtet sich deshalb nach den beamtenrechtlichen Vorschriften.

Wegen der hohen Einwohnerzahl wird Dortmunds Oberbürgermeister in die höchste Einkommensgruppe B11 eingruppiert. Bei OB Westphal ergänzen Nebeneinkünfte das Gehalt inklusive Zuschlägen. Das Grundgehalt betrug im Jahr 2021 171.634,56 Euro (12 Monate x 14.302,88 Euro). Dazu kommt eine Aufwandsentschädigung von insgesamt 17.163,48 Euro.

Überdies hat Westphal im vergangenen Jahr 40.859,31 Euro netto aus Nebentätigkeiten erhalten, vor allem durch seine Funktionen in Kontrollgremien von Stadttöchtern. Davon hat er gemäß rechtlicher Vorgaben 18.960,82 Euro an die Stadt abgeführt.

>>> Was bekommen die Dezernenten?

Die Dezernenten bekommen in ihrer ersten achtjährigen Amtszeit ein monatliches Gehalt nach B7 von 10.509 Euro, nach der Wahl für die zweiten acht Jahre sind es gut 500 Euro (B8) mehr. Je nach Familienstand und Kindern kommen zusätzlich Familienzuschläge hinzu (z.B. 407 Euro bei zwei Kindern). Die jährliche Aufwandsentschädigung für Dezernenten beläuft sich auf 6865,44 Euro.

>>> Was bekommen Amtsleiter?

Verbeamtete Amtsleitungen sind zwischen A16 (je nach Erfahrungsstufe zwischen 6033 und 7633 Euro) und B2 (7957 Euro) vergütet. Ein Amtsleiter eines großen Amtes würde, so er verheiratet ist und keine Kinder hat, monatlich 7957 Euro Grundgehalt plus 148 Euro Verheirateten-Zuschlag erhalten, wenn die Ehefrau nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt ist.

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Für tarifbeschäftigte Amtsleitungen gibt es Sonderverträge. In den meisten Fällen wird ein entsprechendes „Nettoäquivalent“ zu A16/B2 gebildet und als Festbetrag vertraglich vereinbart, sodass sie verbeamteten Kollegen in A16/B2 in etwa gleichgestellt sind. Hierzu wird aktuell ein Zuschlag von 15 Prozent auf A16/B2 berücksichtigt.

>>> Wie viel verdienen Angestellte auf Sachbearbeiterebene?

Sachbearbeiter gibt es in vielen Bereichen der Verwaltung. Sie sitzen unter anderem in der Kfz-Zulassungsstelle der Bürgerdienste oder schreiben als Politesse Knöllchen. Ihre Vergütung hängt von verschiedenen Faktoren ab - deshalb hier einige Beispiele:

Ein Bauingenieur, 40 Jahre alt, verheiratet und zwei Kinder und vorher vier Jahre in einer Baufirma beschäftigt, wird beim Einstieg in die Entgeltgruppe 11 (EG 11) und Erfahrungsstufe 3 eingestuft und erhält über das Jahr gesehen monatlich 4240,84 Euro. Nach zehn Jahren bei der Stadt ist er in Erfahrungsstufe 5 angekommen und bekommt monatlich 5090,78 Euro. Es gibt keinen Familienzuschlag, aber eine Jahressonderzahlung von knapp 71 Prozent.

Eine Sozialarbeiterin im Jugendamt, die 32 Jahre alt ist und alleinstehend, trifft Entscheidungen zur Vermeidung der Gefährdung des Kindeswohls. Sie ist beim Einstieg in der Entgeltgruppe S14 eingruppiert und erhält 3.385,53 Euro monatlich. In der Erfahrungsstufe 5 steigt das Gehalt binnen zehn Jahren auf 4.544,56 Euro. Für diese Erfahrungsstufe laufen aktuell Tarifverhandlungen mit ungewissem Ausgang. In beiden Fällen gibt es eine Jahressonderzahlung von knapp 71 Prozent.

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Die Erzieherin in einer Kita erhält nach zehn Jahren 3503,09 Euro (EG S 8a), es gibt eine Jahressonderzahlung von knapp 80 Prozent. In der höchsten Stufe 6 steigt das monatliche Gehalt auf 3909,16 Euro.

>>> Was erhalten auf gleicher Ebene Beamte?

Ein Vergleich zwischen Tarifbeschäftigten und Beamten ist wegen der Abzüge vom Brutto nicht 1:1 möglich. Beamte erhalten zwölf Gehälter und Beihilfen bei der Krankenversorgung, müssen aber keine Sozialabgaben bezahlen. Angestellte erhalten eine Jahressonderzahlung. Trotzdem ein Beispiel:

Ein Feuerwehrbeamter als Notfallsanitäter (45, verheiratet, zwei Kinder) erhält in der Besoldungsgruppe A9, Stufe 9 3481,58 Euro im Monat, plus einen jährlichen Familienzuschlag für die Ehefrau von 1782,24 Euro und für die beiden Kinder von insgesamt 3.103,68 Euro. Außerdem bekommt er weitere Zulagen von jährlich 6503,16 Euro. Macht alles zusammen monatlich 4430 Euro. Obendrauf kommen noch Zulagen für den Dienst zu ungünstigen Zeiten, die vom jeweiligen Dienstplan abhängig sind.

Ein erfahrener Notfallsanitäter der Feuerwehr, verheiratet und zwei Kinder, erhält mit Zulagen monatlich 4430 Euro.

Ein erfahrener Notfallsanitäter der Feuerwehr, verheiratet und zwei Kinder, erhält mit Zulagen monatlich 4430 Euro. © Schaper (A)

>>> Was bekommen Mitarbeiter im einfachen Dienst?

Ein Arbeiter beim Tiefbauamt, verheiratet, zwei Kinder, wird nach dreijähriger Ausbildung beim Berufsstart in die Gehaltsgruppe E6 Stufe 1 eingeordnet und hat 2636 Euro monatlich auf dem Gehaltszettel plus einer Jahressonderzahlung von knapp 80 Prozent. Nach zehn Jahren hat er Stufe 4 erreicht und verdient 3069,78 Euro im Monat plus Jahressonderzahlung. In der höchsten Erfahrungsstufe kommt er auf einen monatlichen Verdienst von 3256,10 Euro. Gegebenenfalls gibt es je nach Tätigkeit noch Erschwerniszuschläge.

>>> Vermögenswirksame Leistungen und Leistungsentgelt

Bis auf den Oberbürgermeister bekommen alle Stadtbeschäftigten Vermögenswirksame Leistungen von 79,80 Euro pro Jahr. Zudem ist mit Ausnahme des OBs, der Dezernenten und der Amtsleitungen ein Leistungsentgelt von jährlich maximal 894 Euro beziehungsweise bei der Feuerwehr von maximal 930 Euro möglich.

>>> Wie viel erhalten Praktikanten?

Die Bandbreite der Praktikanten bei der Stadt Dortmund ist ebenfalls breit gefächert – von Fachoberschulpraktikanten, die monatlich 50 Euro Taschengeld erhalten, bis hin zu Erzieherinnen im Anerkennungsjahr mit einem Tarifvertrag.

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Letztere erhalten neben einem monatlichen Entgelt von 1.627,02 Euro (2021) auch Vermögenswirksame Leistungen von 13,29 Euro monatlich und eine Jahressonderzahlung in Höhe von 82,14 Prozent.

Was bekommen Auszubildende?

Die Palette der Ausbildungsberufe bei der Dortmunder Stadtverwaltung werde immer breiter gefächert, sagt Personaldezernent Christian Uhr. Die Azubis zum Beispiel in den Berufen Gärtner, Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice, Verwaltungsfachangestellte, Fachkraft für Schutz und Sicherheit oder Vermessungstechniker bekommen seit dem 1. April nach Tarif im ersten Ausbildungsjahr 1.068,26 Euro, im zweiten 1.118,20 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1.164,02 Euro.

Was bekommen Werkstudenten?

Werkstudenten im Sinne der „Studijobs“ erhalten eine Bezahlung, die sich am angestrebten Abschluss und den ausgeführten Tätigkeiten orientiert.

Die Dortmunder Stadtverwaltung leidet wie die private Wirtschaft unter Fachkräftemangel und steht bei der Werbung um Mitarbeiter in Konkurrenz zu anderen Kommunen, der öffentlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft,

Die Chancen, bei der Dortmunder Stadtverwaltung unterzukommen, waren noch nie so gut wie aktuell. Schwierig zu finden sind zum Beispiel Ärzte und Veterinäre. Auch bei den Bürgerdiensten ist die Personalrekrutierung nicht einfach.

Personaldezernent Uhr: „Hier stellen wir auch Menschen ohne originäre Verwaltungs-, aber mit artverwandter Ausbildung ein.“ Diese Mitarbeiter müssen aber hinterher Verwaltungslehrgänge absolvieren. Uhr: „Da sind wir schon flexibler geworden.“