Seit der Reichtum des Dortmunder Lotto-Millionärs Kürsat Y. (41), genannt „Chico“, öffentlich geworden ist, fragen sich Dortmunder, was sie mit knapp 10 Millionen Euro anfangen würden.
„Chico“ hat sich erst mal einen Porsche und einen Ferrari gekauft und will seine neuen finanziellen Möglichkeiten noch eine Weile genießen. Aber er hat auch angekündigt, investieren zu wollen.
Doch wie legt man das Geld gewinnbringend an? Es ist davon auszugehen, dass „Chico“ als gelernter Kranführer aus der Nordstadt wenig Erfahrung in Geldanlagen hat.
Wir haben den Dortmunder Finanzexperten Boris Fahle, Direktor der Consilium Finanzmanagement AG auf der Stadtkrone-Ost, gefragt, wie Chico vorgehen sollte, damit er angesichts der aktuellen Inflation noch lange etwas von seinem Reichtum hat.
Neutral beraten lassen
„Zunächst sollte sich Kürsat Y. vernünftig neutral beraten lassen“, sagt Boris Fahle. Dazu müsse man zunächst die persönliche Situation des Lottomillionärs beleuchten. Was für einen Job hat er zurzeit? Wie ist seine familiäre Aufstellung? Was hat er für Pläne? Der Geldexperte: „Eine Pauschale gibt es da nicht.“
Für Kürsat Y. gelte es, sich langfristig Erträge aus seinem neuen Vermögen zu sichern. „Man macht einen Fahrplan und lebt im Rentenalter gut davon,“ sagt Fahle.
Herzenswunsch erfüllen
Chico hat ja wohl schon mehrere Hunderttausend Euro ausgegeben. Sich bei einem so großen Gewinn einen Herzenswunsch zu erfüllen und mal eine Million Euro zu verprassen, das könne man sich leisten, wenn man geerdet sei und mit diesem plötzlichen Reichtum umgehen könne, so Boris Fahle. Schließlich blieben dann immer noch neun Millionen Euro übrig.
Und damit stelle sich die Frage, wie man in Zukunft leben möchte, zum Beispiel in einer abbezahlten eigenen Immobilie. „Was aber viele falsch machen, auch Lotto-Millionäre, ist, sich eine Riesenvilla mit eigenem Freibad zu kaufen, ohne zu überlegen, ob sie das überhaupt brauchen; denn das ist teuer in der Unterhaltung.“
Vermögensplanung dritteln
Stattdessen sollte man sich überlegen, so Boris Fahle, was man brauche und was man sich aus seinen eigenen Erträgen leisten könne; sprich, „was für Erträge brauche ich, um – auch mit Blick auf die Energiepreise – das alles zu bewirtschaften? Brauche ich viel Garten und Landschaft oder einfach eine hochwertige Eigentumswohnung? Für 500.000 bis 1 Million Euro kann man top wohnen in Dortmund.“
Und wer in der ganzen Welt unterwegs sein wolle, brauche das eigentlich gar nicht und könne zur Miete wohnen. Auch bei Kürsat Y. steht zumindest eine Weltreise auf dem Plan.
Geht man in seinem Fall von noch neun zur Verfügung stehenden Millionen aus, würde Fahle die Vermögensplanung dritteln. Das erste Drittel sollte in Immobilien fließen, zum einen für eine selbstgenutzte Immobilie (bis 1 Million Euro) und zum anderen in ein Mehrfamilienhaus oder mehrere Eigentumswohnungen im Gesamtwert von 2 Millionen Euro.
Airbag gegen eigene Courage
„Allerdings sollte man sich dabei professionell beraten lassen“, mahnt Fahle, „im Auswahlprozess und bei der Verwaltung.“ Weil die Finanzierung wegfalle, könne man aus den Mieten Einnahmen erzielen.
Die restlichen sechs Millionen Euro sollten in kurz- bis mittelfristige und langfristige Anlagen fließen, rät der Geldexperte. Für das Langfrist-Invest empfiehlt er als Grundabsicherung eine jährliche Zahlung von 20.000 Euro in die Rürup-Basisrente. „Die ist nicht pfändbar und so etwas wie ein Airbag für die eigene Courage.“ Die Zahlung kann aus der jährlichen Entnahme eines Investmentfondsdepots erfolgen.

Denn bei Menschen, die zu großem, unerwartetem Reichtum kommen, besteht die Gefahr, dass sie durch Fehler das Geld irgendwann wieder los sind. Bei der Basisrente ist das Geld gesperrt bis zum Renteneintrittsalter von 62 Jahren. Der Finanzmanager: „Man kommt nicht dran, andere aber auch nicht.“
Lebenslange Grundrente
Zudem ließen sich die Beiträge für die Basisrente aktuell zu 94 Prozent, steigend bis zum Jahr 2025 auf 100 Prozent steuerlich absetzen, bei einem Single mit einem Höchstbetrag von jährlich rund 25.000 Euro, bei Verheirateten das Doppelte. „Mit den Beiträgen sichert man sich lebenslang eine Grundrente analog zur gesetzlichen Rente.“
Bei den kurz-, mittel-, und langfristigen Anlagen rät Fahle zu „kurzlaufenden Rentenfonds, Mischfonds mit ausgewogener Anlagestrategie und Aktienfonds aus den Bereichen Substanz und Wachstum. Wichtig ist eine globale breite Streuung. Auch sollten spannende Zukunftsthemen, wie Gesundheit, Umwelttechnologie oder Firmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz Berücksichtigung finden.“
Fahle rechnet damit, dass die Inflation im nächsten Jahr wieder auf vier bis fünf Prozent sinkt. Deshalb sollte die jährliche langfristige Zielrendite bei 6 bis 8 Prozent liegen. „Bei 7 Prozent Rendite verdoppelt sich alle zehn Jahre das Kapital.“
Geld wäre täglich verfügbar
Im Fall von Kürsat Y. macht Boris Fahle folgende Rechnung auf: „6 Millionen Euro arbeiten im Schnitt mit vier Prozent. Das macht über zehn Jahre einen jährlichen Ertrag von 240.000 Euro. Unterstellt man den Spitzensteuersatz, blieben 10.000 Euro monatlich, plus die Mieteinnahmen.“
Würde Chico die sechs Millionen Euro weiter unberührt mit einer Rendite von 4 Prozent arbeiten lassen, hätte er in 18 Jahren 12 Millionen auf dem Konto. Gleichzeitig wäre das Geld aber im Fall des Falles bei Fondsanteilen und Aktien täglich verfügbar.
Kürsat Y. hat erklärt, dass er in Zukunft einen Teil seines Vermögens spenden wolle, um Leuten zu helfen, die in Not sind. Charity-Projekte könne der Lotto-Millionär auch allein aus seinen Erträgen unterstützen, sagt Boris Fahle. Je nach Größe seiner Projekte könnte er auch eine Stiftung dafür gründen.
Um sein Geld – wie oben vorgerechnet – ohne Stress zu vermehren, bedürfe es aber eines vernünftigen, maßgeschneiderten Konzepts mit professioneller, neutraler Beratung, einer großen Diversifikation und breiter Streuung der Vermögensanlagen, sagt Boris Fahle – und in Richtung Kürsat Y.: „Wir machen das gern.“
Keinen Cent wegwerfen
Auf der anderen Seite: Wer mit zehn Millionen nichts mache, verliere bei der aktuellen Inflation jedes Jahr 10 Prozent seines Vermögens, mahnt Fahle. Das sind 1 Million Euro. Die Geldsumme bleibt zwar, aber die Kaufkraft geht verloren.
Bei nur zwei Prozent Inflation, die ja angestrebt sind, wären es immer noch 200.000 Euro im Jahr, die Chico verlieren würde. Der Finanzberater: „Das Geld, das er für seine Autos ausgegeben hat, würde er aktuell jedes Jahr wegwerfen.“
Aber das will Chico auf keinen Fall. Schließlich hat er gegenüber dieser Redaktion versichert: „Geld ist heilig. Ich würde nie einen Cent wegschmeißen.“
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- Boris Fahle ist Finanz- und Vermögensberater. Der Direktor der Consilium Finanzmanagement AG kommt aus Dortmund und sitzt im Prüfungsausschuss der IHK Dortmund.
- Regelmäßig ordnet er Finanz-Themen für die Ruhr Nachrichten ein und gibt Tipps, wie man das Geld am besten anlegen kann. Fahle sagt: „Alles im Dienste für die finanzielle Bildung, denn nie war das Thema so wichtig wie heute.“
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