Im Dezember 2016 hatte der Rat der Stadt das „Zukunftskonzept Zoo 2023“ mit Investitionen von 31 Millionen Euro beschlossen. Eigentlich müsste also inzwischen alles fertig sein, denn 2023 ist bekanntlich vorbei. Doch es wird wohl noch bis zum nächsten Jahr - also 2025 - dauern, bis alle bislang beschlossenen Projekte abgeschlossen sind. Und danach soll es nahtlos weitergehen mit den nächsten Investitionen.
Immerhin: Ein halbes Dutzend Bauprojekte ist bereits beendet - vom Löwenhaus, der Larvenroller- und Papageien-Anlage und der begehbaren Australien-Voliere bis zur Erneuerung von Waldkiosk, Werkstatt und Remise. Kurz vor der Fertigstellung und Eröffnung sind das Schildkröten-Haus und die Ställe für die Mähnenwölfe und Capybaras - die Wasserschweine - auf der Südamerika-Wiese. Dort soll dann noch als letzter Bauabschnitt der Bau eines neuen Tapir-Hofes starten.
Verzögerungen durch Materialengpässe
Nicht nur auf der Südamerika-Wiese hinkt man dem Zeitplan um gut ein Jahr hinterher. Durch Corona- und Ukraine-Krise gab es immer wieder Engpässe bei der Lieferung von Baumaterial. „Auf einige Zaunelemente mussten wir monatelang warten“, nennt Zoo-Direktor Dr. Frank Brandstätter ein Beispiel. Handwerker-Termine mussten immer wieder neu koordiniert werden. Und auch die Energiekrise sorgte für Umplanungen. Statt einer Gas- wurde an den Ställen auf der Südamerika-Wiese eine Pelletanlage eingebaut, erklärt Brandstätter.

Nach diesen Erfahrungen ist der Zoo-Direktor generell vorsichtig geworden, was die der Nennung von Terminen für Bau-Fertigstellungen angeht. Das gilt besonders für das Highlight des „Zukunftskonzepts 2023“, den Neubau der Robben-Anlage, die eigentlich bis Ende 2023 fertig sein sollte. Zuletzt wurde das Frühjahr 2024 als Zeit-Ziel genannt. Doch auch daraus wird nichts.
Ein Grund für die Verzögerungen: Weil das alte Nebenbecken der Robben-Anlage, in dem die Tiere für die Bauzeit eigentlich unterkommen sollten, nicht mehr standsicher war, mussten sie in die Otter-Anlage umziehen. Das sorgte für zwölf Monate Zeitverzug.

Dann forderten auch hier Materialengpässe und generelle Baupreissteigerungen der letzten Jahre ihren Tribut. Die Kosten für die neue Robben-Anlage stiegen von anfangs kalkulierten 12,8 auf etwa 14,5 Millionen Euro. Der Rat hat vorsichtshalber sogar einen Kostenrahmen von bis zu 16 Millionen Euro beschlossen.
Es sei immer mit Unwägbarkeiten zu rechnen, betont Brandstätter. Ein Beispiel ist die große Panoramascheibe, durch die die Besucherin und Besucher künftig das Treiben von Kalifornischen Seelöwen und Südamerikanischen Seebären auch unter Wasser beobachten können. Sie sollte eigentlich schon im vergangenen Oktober eingebaut werden. Weil die Betonarbeiten aber noch nicht abgeschlossen waren, musste das verschoben werden. „Vom Einbau dieser Scheibe hängt vieles ab“, sagt Frank Brandstätter.

Eng verbunden mit dem Neubau der Robbenanlage ist die Erweiterung und Modernisierung der Anlage für die Andenbären durch den Förderverein Kinder und Zoo. Die Hoffnung ist, dass beide Anlagen mehr oder minder zeitgleich bis Ende dieses Jahres fertiggestellt und eröffnet werden können.
Neuer Stall für Kängurus
Während die Arbeiten an den beiden Anlagen in der äußersten Nordost-Ecke des Zoo-Areals weit fortgeschritten sind, hat aber am Hauptweg in der Nähe des Zoo-Eingang eine Baustelle erst vor wenigen Monaten begonnen. Hier entsteht ein neuer Känguru-Stall, dessen Kosten sich inzwischen auf rund 1 Million Euro summieren. Hier können Besucherinnen und Besucher voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres Blicke in die Boxen der Roten Riesenkängurus und Bürstenschwanzratten-Kängurus werfen.

Ein neues Projekt ist der Bau eines neuen Giraffenbullen-Stalls mit Erweiterung des Giraffen-Geheges. Er bildet gewissermaßen den nahtlosen Übergang ins nächste Investitionsprogramm. Wenn 2025 das „Zukunftskonzept 2023“ tatsächlich abgearbeitet ist, soll es nahtlos weitergebaut werden. Dazu soll dem Rat im Laufe des Jahres das „Zukunftskonzept Zoo 2035“ vorgelegt werden.
Zu den geplanten Investitionen gehören etwa neben Neubauten für die Zoo- Schule und den Eingangsbereich die Erneuerung des Afrika-Geheges, eine Kleinkatzenanlage und vor allem ein Ersatz für das seit Ende 2022 endgültig geschlossene Amazonashaus. Wo und wie genau es neu gebaut werden soll, dazu hält sich Brandstätter noch bedeckt. „Das Projekt ist für mich noch in weiter Ferne“, erklärt er.
Höhere Preise - ohne Baurabatt
Generell gelte für die Erneuerungsarbeiten im Zoo: „Wir wollen Qualität statt Quantität“, betont Brandstätter. Es gehe um das Wohlbefinden der Tiere. Zugleich müssten aber auch Versorgungseinrichtungen und das Leitungsnetz des Zoos, das zum Teil nach aus den 1950er-Jahren stammt, erneuert werden. Investitionen in die energetische Erneuerung zahlten sich dann langfristig aus, betont der Zoo-Chef.
Profitieren von der Erneuerung der Zoo-Anlagen sollen aber auch die Besucherinnen und Besucher. Die zahlen seit Jahresbeginn übrigens höhere Eintrittspreise. Wie vom Rat beschlossen, kostet der Eintritt jetzt 9,50 Euro für eine normale Erwachsenen-Tageskarte, Kinder, Schüler und Studierende zahlen 5,50 Euro. Einen Baustellenrabatt wie zuletzt, als der Normalpreis von 8,50 auf 7 Euro gesenkt war, soll es nicht mehr geben. „Mit den neuen Eintrittspreisen gehört der Zoo Dortmund aber immer noch zu den günstigsten Zoos in Nordrhein-Westfalen“, sagt Brandstätter.
Neue Robbenanlage im Dortmunder Zoo wird tierisch teuer: Mit welcher Summe die Stadt rechnet
Stadt Dortmund kündigt Preiserhöhungen ab 2024 an: Eintritt für Zoo, Westfalenpark und Bäder steigt
Baustellen, geschlossene Häuser und leere Gehege?: Marcel Stawinoga vom Dortmunder Zoo reagiert auf
Kostenexplosion bei Umbau im Dortmunder Zoo: Känguru-Stall wird doppelt so teuer wie geplant
Baustellen im Dortmunder Zoo werden bald fertig: Es gibt dann viel Neues zu sehen