Erst gab es die Lolli-Tests nur an Grund- und Förderschulen, nun werden sie auch in den Dortmunder Kitas eingesetzt. © picture alliance/dpa
Kinderbetreuung
Lolli-Tests an Kitas: „So gut getestet fühlen sich wohl nur Fußballprofis“
Am 7. Juni startet in den Kitas nicht nur der Regelbetrieb, auch Lolli-Tests werden bis dahin an vielen Einrichtungen eingesetzt. Wie kommt das bei den Kitas im Dortmunder Süden an?
Ab dem 7. Juni – am Tag, an dem auch der Regelbetrieb wieder in Kitas startet – sollen in 26 ausgewählten Kitas in Dortmund sogenannte Lolli-Tests angewendet werden. Diese haben nicht nur den Vorteil, dass den jungen Kita-Kindern das Stäbchen in der Nase erspart bleibt: Die Tests sind an das PCR-Testverfahren gekoppelt.
Daher sind die Ergebnisse dieser Tests zuverlässiger, allerdings ist auch ein höherer Aufwand notwendig, da die Tests im Labor ausgewertet müssen. Im Dortmunder Süden sind bisher vier Kitas bekannt, an denen dieser Modellversuch starten soll – teilweise sogar schon vor dem 7. Juni (Montag).
Das sind die Kita St. Joseph an der Busenbergstraße (Berghofen), die Kita Wirbelwind am Dubliner Weg (Schüren), die Fabido-Kita an der Hacheneyer Straße (Hörde) und die Awo-Kita an der Mergelteichstraße (Brünninghausen).
Schnelltests stoßen bei Kindern nicht immer auf Begeisterung
Steffen Pohl betreut die Awo-Kita in Brünninghausen. Er zeigt sich erfreut über das Angebot der Stadt: „Durch die regelmäßigen PCR-Tests können wir immer ein aktuelles Infektionsgeschehen ausschließen“, erklärt Steffen Pohl.
Bisher wurden in den Kitas zweimal in der Woche Schnelltests von den Eltern durchgeführt. Steffen Pohl betont, dass er „ein wahnsinnig großes Vertrauen“ in seine Elternschaft habe, „dass uns positive Schnelltestergebnisse auch mitgeteilt werden. Bislang war das zum Glück nicht der Fall“, sagt er.
Auch in der städtischen Fabido-Kita an der Hacheneyer Straße in Hörde seien bei diesem Verfahren keine Probleme bekannt geworden, so Anke Widow von der Stadt Dortmund. Allerdings „lässt sich sagen, dass die Durchführung die Eltern kleinerer Kinder hin und wieder vor Herausforderungen stellt, da die Kinder – wie man sich vorstellen kann – nicht alle sofort ruhig und gelassen bleiben“, schildert Anke Widow.
Der aktuelle Schnelltest werde dennoch von ungefähr 80 Prozent der Eltern der Dortmunder Fabido-Einrichtungen gut angenommen, so die Stadt-Pressesprecherin. Der Lolli-Test sei gleichzeitig aber auch viel aussagekräftiger, so Anke Widow.
Auch Manfred Hagedorn hebt diesen Vorteil hervor. Er ist Geschäftsführer der Trägergesellschaft „s.i.d. Fördergesellschaft für Schule und Innovation gGmbH“ und gleichzeitiger Träger der Kita Wirbelwind in Schüren. Er nennt die Test-Initiative einen „Quantensprung“.
„Je schneller wir Infektionen nachweisen können, desto besser sind wir in den Einrichtungen aufgestellt“, sagt er. Gleichzeitig könne er als Großvater auch selbst beobachten, wie schlecht Schnelltests oft bei jüngeren Kindern ankommen – und wie viel angenehmer Lolli-Tests sind. „Die Tests sind gewissermaßen ‚kindgemäßer‘, dafür sind sie ja erfunden worden“, resümiert Manfred Hagedorn.
Viele Eltern sind besorgt, dass sich Kinder anstecken könnten
Steffen Pohl sieht das ähnlich. Allerdings hatte er vorher „die Befürchtung, dass die Eltern so ein Verfahren ablehnen könnten“, sagt er. „Denn immerhin laufen diese Testungen quasi hinter verschlossenen Türen“, sagt Steffen Pohl.
Der Test werde nämlich – im Gegensatz zu den Schnelltests – selbstständig von den Kindern in der Einrichtung durchgeführt. Laut Steffen Pohl wird die Testung dabei auch „in einem pädagogischen Rahmen eingebettet“.
Seine Befürchtungen, dass Eltern ihre Kinder ungern den Test in der Einrichtung durchführen lassen, seien dabei jedoch unbegründet geblieben. „Die hohe Bereitschaft werte ich nun als Vertrauensbeweis der Eltern, für den ich mich auch bedanken will“, sagt Steffen Pohl.
Er ruft jedoch in Erinnerung, dass viele Eltern aufgrund des Infektionsrisikos immer noch lieber auf eine Betreuung verzichten würden, um das Ansteckungsrisiko für ihre Familien zu minimieren. „Doch oft ist das beruflich nicht möglich“, sagt er.
Er selbst könne diese Gedanken als Vater einer zweijährigen Tochter gut nachvollziehen, „schon alleine vor dem Hintergrund, dass wir auf Sicht noch keine Impfungen für diese junge Altersgruppe anbieten können“, so Steffen Pohl.
Mit den Lolli-Tests, die an die sicherere PCR-Testung gekoppelt sind, werde in seinen Augen ein sehr hoher Sicherheitsstandard in die Betreuungseinrichtungen gebracht. Das sorge auch bei den Mitarbeitern für ein „durchweg positives Echo“. „Zwei PCR Tests pro Woche absolvieren zu dürfen, schafft hier auch enorm viel Sicherheit. So gut getestet fühlen sich wohl sonst nur Fußballprofis.“
Nur Einrichtungen, in denen es bereits Schließungen gab
An Grund- und Förderschulen sind die Lolli-Tests schon seit dem 17. Mai (Montag) im Einsatz. Bisher ist der Einsatz an Kitas aufgrund der benötigten Laborkapazität nicht möglich gewesen, nun rüstet die Stadt bei 26 Einrichtungen nach. Dabei wurden laut der Stadt Dortmund Einrichtungen ausgewählt, „die mehrfach von Infektionen und (Gruppen)-Schließungen betroffen waren“.
Steffen Pohl betont, dass seine Einrichtung derartige strukturelle Probleme nicht aufweise – „sonst hätten wir dauerhaft positive Fälle bei uns“, sagt er.
Die städtische Fabido-Kita an der Hacheneyer Straße war dagegen bereits viermal von Gruppenschließungen betroffen. Der Grund für häufigere Infektionsfälle lasse sich laut Widow dabei nicht pauschal beantworten.
Manfred Hagedorn hält der Stadt Dortmund zugute, jetzt auf eigene Initiative hin auch an den Kitas diese Tests durchzuführen. Das seien zwar – im Hinblick auf die mehr als 400 Betreuungseinrichtungen in der Stadt – „wahrscheinlich nur 5 Prozent der Einrichtungen“, schätzt Manfred Hagedorn. „Doch hochgerechnet sind das schon rund 2000 Kinder“, sagt er.
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