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So behandelt ein Dortmunder Krankenhaus schwere Covid-19-Fälle
Intensivpfleger berichten
Viele Covid-19-Patienten müssen beatmet werden - aber wie eigentlich? In welchen Schritten gehen Ärzte und Pfleger auf der Intensivstation vor? Ein Dortmunder Krankenhaus gibt einen Einblick.
Seit vielen Monaten sprechen sie jeden Tag über die neuen Entwicklungen rund um Corona: Wie ist die Lage auf der Intensivstation im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brackel? Wie viele schwere Fälle gibt es?
Immer dabei: Ünzüle Kayar, seit 1996 Schwester auf der Intensivstation, seit vier Jahren dort die Leiterin, und Jürgen Jähn, früher selbst Pfleger auf dieser Station und heute Pflegedienstleiter des ganzen Krankenhauses.
Geschwächte Lunge sorgt für zu wenig Sauerstoff
Sie bekommen mit, was das Coronavirus auslöst, wie sich die Krankheit Covid-19 konkret verhält. Und eben auch in welchen Schritten Ärzte und Pfleger vorgehen, um das Leben eines Menschen zu retten.
„Es ist ja vor allem eine Lungenkrankheit“, erläutert Jähn. Die Lunge wird schwach, viele Patienten bekommen zu wenig Sauerstoff ins Blut.
Schritt eins: Beatmung per Maschine von außen
Der erste Schritt dagegen: eine Beatmung von außen, „nicht-invasiv“ eben, allerdings auch über die Kraft einer Maschine. Der Vorteil daran: Es ist kein Eingriff in den Körper. Der Nachteil, den man gerade in Bezug auf Corona zu Beginn der Pandemie gesehen hat: Die ausgeatmete Luft voller Coronaviren tritt aus und gefährdet das Personal, vielleicht auch andere Patienten.

Ünzüle Kayar (44) arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten auf der Intensivstation im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brackel. © Björn Althoff
Schritte zwei und drei: Beatmung von innen und Bauchlage
Doch Schritt eins reiche oft nicht aus, unterstreicht Ünzüle Kayar: „Einige Patienten haben überhaupt keine Symptomatik, aber verschlechtern sich dann rapide, in drei Tagen.“ Ein Mann mit nicht-invasiver Beatmung habe sich „von jetzt auf gleich so verschlechtert, dass man ihn intubieren musste“.
Schritt zwei bedeutet: Sauerstoff wird direkt in den Körper gegeben, näher an die Lunge heran.
Reicht auch das nicht – wie im Fall des Mannes – gehe es in die Bauchlage. Das könne den Patienten stabilisieren.
Schritt vier: ein bisschen wie bei einer Dialyse
In diesem Fall leider auch nicht, fährt Kayar fort. „Er ist dann an die ECMO-Maschine gekommen.“ Die Abkürzung steht für „Extrakorporale Membranoxygenierung“: außerkörperliches Zuführen von Sauerstoff.
Das komplette Blut aus dem Körper wird nach und nach wie bei einer Dialyse aus dem Körper herausgepumpt und dann wieder zurück. Die Maschine eliminiert das CO2 und fügt Sauerstoff hinzu. Sie tut also die Arbeit, die beim gesunden Körper die Lungenbläschen tun.
Doch auch mit Stufe vier und der zusätzlichen Gabe von Medikamenten könne man nicht alle Leben retten. „Auch dieser Patient wird es leider nicht schaffen“, vermutet die erfahrene Intensiv- und Anästhesieschwester.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
