War er der Dreh- und Angelpunkt im Abrechnungsskandal beim Versorger stadtenergie? Die Staatsanwaltschaft hat gegen den früheren Prokuristen der Firma ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, dessen Wohnung und Auto durchsucht und dabei Datenträger sichergestellt. Er sieht sich mit dem Anfangsverdacht des Betruges konfrontiert, in dessen Folge bis zu 40.000 Kunden mit zu hohen Rechnungen hinters Licht geführt worden sein sollen. Dabei geht es laut Staatsanwalt um 35 Millionen Euro.
Das Ermittlungsverfahren resultiert aus einem Abschlussbericht, den Rechtsanwälte in Kooperation mit Wirtschaftsprüfern verfasst und dem Staatsanwalt zugeleitet haben. Sie waren von DEW nach dem Auftauchen „von Unregelmäßigkeiten“ bei stadtenergie im ersten Quartal 2024 eingeschaltet worden. DEW hat aufgrund des Abschlussberichtes Strafanzeige wegen Betruges erstattet.
Der frühere Prokurist steht im Verdacht, in die IT-Systeme eingegriffen und Kundendaten (Verbrauchsangaben) manipuliert zu haben. Er ist bereits vor Monaten zunächst freigestellt worden und erhielt später in einem zweiten Schritt schließlich die fristlose Kündigung. Doch der Betreffende wehrt sich – und ist mit einer Kündigungsschutzklage vors Dortmunder Arbeitsgericht gezogen.
Keine Einigung bei Gütetermin
Nach Angaben von Dr. Guido Mareck, Sprecher am Arbeitsgericht, hat es im Juni bereits einen Gütetermin gegeben. „Eine Einigung wurde dabei aber nicht erzielt“, sagt Mareck. Welche Argumente der ehemalige Prokurist gegen seine Kündigung im Köcher hat, bleibt unklar.
Die Gründe für seinen Rauswurf sind gegenüber dem Arbeitsgericht in einem insgesamt 45 Seiten langen Schreiben dokumentiert. Darin wirft ihm sein Ex-Arbeitgeber stadtenergie (respektive die Unternehmensmutter DEW) laut Mareck wie im Falle der Strafanzeige vor, die tatsächliche Bilanz von stadtenergie mit falschen Zahlen verschleiert zu haben. Das ist das gewichtigste Argument.
Aber nicht das einzige: Zusätzlich will DEW „falsche Angaben im Zusammenhang mit der Nutzung seines Dienstwagens“ ausgemacht haben, wie Mareck sagt. Darüber hinaus soll der Mann in seiner Funktion als leitender Angestellter einen zumindest teilweise harschen Umgang mit Untergebenen gepflegt haben.
Das habe sich in „entsprechenden Äußerungen gegenüber Mitarbeitern ausgedrückt“, wie Mareck formuliert. Andere wollen wissen, dass er „mit einem sehr großen Selbstbewusstsein aufgetreten sein soll“.
Alles für seine Karriere?
Da der Gütetermin keine Einigung gebracht hat, kommt es nun zu einem weiteren (öffentlichen) Termin vor dem Arbeitsgericht am 30. Oktober 2024. Besonders kurios bei dem Fall: Persönlich bereichert haben soll sich der Ex-Prokurist bei seinem Vorgehen nicht. Nach bisherigen Erkenntnissen sei es ihm darum gegangen, durch gute Zahlen bei stadtenergie seiner beruflichen Karriere Vorschub zu leisten.
Was darüber hinaus Insidern spanisch vorkommt: Seine ehemaligen Chefs, die beiden Geschäftsführer von stadtenergie, sollen vom Treiben ihres früheren Prokuristen trotz massiver Kundenbeschwerden und seitenweise vernichtender Bewertungen im Internet nach bisherigen Erkenntnissen von alldem nichts mitbekommen haben. Aktuell steht allein der frühere Prokurist im Fadenkreuz der Strafverfolger - gegen keinen seiner Ex-Vorgesetzten wird derzeit ermittelt.

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