Das Freihalten von Betten für Covid-Patienten kann für Krankenhäuser zu finanziellen Verlusten führen.

© Lukas-Gesellschaft/ Reinsch (A)

Setzt Corona auch Dortmunds Krankenhäuser finanziell unter Druck?

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Die deutschen Krankenhäuser schlagen wegen Geldproblemen Alarm: Durch Corona erwartet die Hälfte für 2020 Verluste und Liquiditätsprobleme. Wie sieht es bei den Dortmunder Kliniken aus?

Dortmund

, 05.01.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die zweite Corona-Welle stellt die Kliniken vor noch größere Herausforderungen als die erste im Frühjahr. Auch in Dortmund mussten wieder teilweise der Regelbetrieb eingeschränkt und Operationen verschoben werden, die aktuell nicht unbedingt notwendig waren.

Nach dem Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts erwarten bei den großen Klinken in Deutschland 70 Prozent einen Verlust für 2020. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte, 2021 die Gehälter nicht mehr zahlen zu können, wenn der Bund seine Hilfen nicht erhöht.

Der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Jochen Brink, sprach gar von einem „Blick in den Abgrund“, aus Liquiditätslücken könnten Versorgungslücken werden.

Wie sieht es um die Finanzen der Dortmunder Krankenhäuser aus? Wir haben nachgefragt.

Nur schwer zu planen

Marc Raschke, Kommunikationschef des Klinikums Dortmund, sagt, Liquidität sei da und ergänzt: „Leider kann man in der Krankenhaus-Finanzierung derzeit schwer planen, sodass Prognosen in die Zukunft entsprechend für uns auch nur sehr schwer möglich sind. Aktuell drohen jedenfalls keine Versorgungslücken bei uns im Klinikum.“

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Auch der Pressesprecher des Klinikums Westfalen, Klaus-Peter Wolter, zu dem in Dortmund die Knappschaftskrankenhäuser in Brackel und Lütgendortmund gehören, kann beruhigen: „Für das Klinikum Westfalen ergeben sich keine gefährlichen Verluste oder finanziellen Engpässe.“ Auch an den Dortmunder Häusern und an anderen Standorten des Trägers habe die Pandemie zu Fallzahlrückgängen in der Regelversorgung geführt. Doch dem stehe die Förderung aus Rettungsschirmstrukturen gegenüber.

Wolter: „Für die Häuser des Klinikums Westfalen bedeutet die Einbettung in einen starken Verbund zusätzlich besondere Sicherheit. Versorgungslücken durch Einsparzwänge drohen bei uns derzeit nicht. Auch sind die Auszahlung von Gehältern und die Begleichung aller anderen Zahlungsverpflichtungen sichergestellt.“

Konkrete Zahlen fehlen

Für das St. Johannes-Hospital sagt Sprecherin Gudula Stroetzel, man könne „noch nicht genau abschätzen, in welchem Ausmaß sich finanzielle Konsequenzen bewegen werden.“ Das JoHo habe, wie andere Krankenhäuser, in diesem Jahr verschiebbare Behandlungen zugunsten der Versorgung von Covid-Patienten abgesagt. Das JoHo werde zwar eine sogenannte Freihaltepauschale für das Freihalten von Betten für Covid-Patienten erhalten, „jedoch gibt es dazu noch keine konkreten Zahlen.“

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Zudem verweist Stroetzel auf eine Presseerklärung des Katholischen Krankenhausverbandes, in der es heißt: „Flächendeckend läuft ein großer Teil der Krankenhäuser am Limit. Auch aufgrund der notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen und von Personalengpässen durch Krankheit und Quarantäne kann der Regelbetrieb nicht auf dem üblichen Niveau stattfinden. Aber der große Teil der Kliniken bekommt dafür keinen finanziellen Ausgleich.“

Clemens Galuschka, Geschäftsführer der Lukas-Gesellschaft, zu der das Hörder St. Josefs-Hospital und das Katholische Krankenhaus Dortmund-West gehören, kann noch Entwarnung geben. „Die Liquidität ist ausreichend und gut“, versichert er. Man habe gut gewirtschaftet.

Krankenhäuser in der Zwickmühle

Doch Galuschka sieht die Zwickmühle, auf der einen Seite Patienten versorgen, Betten für Corona-Patienten freihalten, aber auch wirtschaftlich arbeiten zu müssen. Er schätzt, dass die Krankenhäuser im Schnitt 15 Prozent weniger Erlöse haben. Das klinge zwar nicht nach viel, doch sei zu bedenken, dass alle Kosten für Personal und Energie gleich blieben.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat auf den Hilferuf der Krankenhäuser reagiert. Er sagte zu, die Liquidität der Kliniken in der Corona-Krise zu sichern, und gab eine Garantie für die Gehälter der Beschäftigten ab.