Ein Krisengipfel im Juni 2021 lieferte den Anwohnern die ernüchternde Perspektive: Erst 2027 wird es einen Ersatz für die marode Kanalbrücke geben.

Ein Krisengipfel im Juni 2021 lieferte den Anwohnern die ernüchternde Perspektive: Erst 2027 wird es einen Ersatz für die marode Kanalbrücke geben. © Uwe von Schirp (Archiv)

Marode Kanalbrücke in Dortmund: Zeitplan bietet keine schnelle Lösung

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Seit zwei Jahren ist die Kanalbrücke im Dortmunder Nordwesten gesperrt. Die Anwohner haben sich damit arrangiert, aber nicht daran gewöhnt. Es bleibt dabei: Erst 2027 soll der Neubau stehen.

Schwieringhausen, Mengede

, 19.09.2022, 15:23 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der 17. September 2020 wird den Anwohnern im Dortmunder Nordwesten wohl dauerhaft in Erinnerung bleiben: An diesem Tag veranlasste das Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt (WSA) Westdeutsche Kanäle die Sperrung der Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal für den motorisierten Verkehr – „bis auf weiteres“, hieß es damals in der Pressemitteilung.

Seitdem ist die direkte Verbindung zwischen Schwieringhausen und Mengede gekappt. Anwohner und Gewerbetreibende müssen mit Auto oder Lastwagen weite Umwege in kauf nehmen. Linienbusse fahren eine Umleitung. Schüler und Berufstätige müssen mehr Zeit für die täglichen Fahrten einplanen. Allein Fußgänger und Radfahrer können die Schwieringhauser Brücke passieren.

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Eine schnelle Lösung werde es nicht geben. Das zeichnete sich spätestens im Mai 2021 ab. Über ein halbes Jahr hatte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) den Bau einer Behelfsbrücke geprüft. Die Idee zerplatzte wie der Lack an der maroden Stahlkonstruktion: Das WSA hatte irreparable Schäden an den Brückenlagern festgestellt – eine ernüchternde Nachricht für die Anwohner und die Mengeder Bezirksvertreter.

Neubau beginnt Ende 2025

Zwei Jahre nach der Sperrung haben sich viele Schwieringhauser mit der Sperrung arrangiert. „Gewöhnt haben wir uns daran noch nicht“, sagt Nina Lamhaouch. „Es lebt sich immer noch schlecht damit.“ Ihre Kinder gehen aufs Heinrich-Heine-Gymnasium in Nette. „Den Sommer haben sie ganz gut mit dem Fahrrad überbrückt“. Jetzt fahren sie wieder mit dem Bus zur Schule – um 6.45 Uhr.

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„Für die Kinder und Jugendlichen ist es besonders schlimm“, erklärt die 45-Jährige. Ihre Tochter und Sohn seien mit 13 und 16 Jahren in einem Alter, dass sie gern mal in die Innenstadt wollen. „Wir fahren sie dann nach Brechten oder Brambauer zur U-Bahn.“ Die Familie selbst kaufe mittlerweile in Brechten ein. „Wenn man in Nette zur Schule geht, sucht man sich seine Freunde aber nicht in Brechten.“

Massive Sperrbaken verhindern, dass Autos und Lkw über die Schwieringhauser Brücke fahren. Allein Fußgänger und Radfahrer kommen auf der Nordseite durch.

Massive Sperrbaken verhindern, dass Autos und Lkw über die Schwieringhauser Brücke fahren. Allein Fußgänger und Radfahrer kommen auf der Nordseite durch. © Uwe von Schirp (Archiv)

Mara und Elias werden das Abitur längst in der Tasche haben, wenn Autos, Lkw und Busse wieder den Kanal in Schwieringhauen überqueren. Diese ernüchternde Erkenntnis steht seit einem Krisengipfel mit Anwohnern, Politikern, städtischen Dezernenten und dem WSA Ende Juni 2021 fest. Ein Neubau der Brücke kann frühestens 2025 beginnen. Fertigstellung 2027 – wenn alles glatt läuft.

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Dabei soll es bleiben. Das erklärt Sven Diers am Montag (19.9.) auf Anfrage unserer Redaktion. „Wir sind nach wie vor im Zeitplan, dass wir Ende 2025 anfangen zu bauen“, sagt der für Ersatzneubauten Verantwortliche beim WSA. Der seit 1996 rechtsgültige Planfeststellungsbeschluss müsse nur an die aktuellen Normen und den Stand der Technik angepasst werden.

Artenschutz-Prüfung vor Baubeginn

Derzeit arbeite sein Amt an einem Artenschutz-Fachbeitrag. Darin prüfe es etwa, wieviel Bäume nördlich der bestehenden Rampe im Naturschutzgebiet Im Siesack tatsächlich gefällt werden und welche Vorkehrungen zum Schutz von Tieren und Pflanzen getroffen werden müssen.

Die Bildmontage zeigt die jetzige Brücke und den geplanten Neubau. Zu sehen ist auch, wie die alte Rampe als Zugang zum Kanaluferweg umgebaut werden soll.

Die Bildmontage zeigt die jetzige Brücke und den geplanten Neubau. Zu sehen ist auch, wie die alte Rampe als Zugang zum Kanaluferweg umgebaut werden soll. © RVR2020 / Montage: Jürgen Utecht

Ganz aktuell hat Sven Diers trotz der noch mindestens fünf Jahre anhaltenden Einschränkungen auch eine gute Nachricht. Die jährliche Prüfung der maroden Brücke habe keine weitere Verschlechterung des baulichen Zustands ergeben. Damit bleibe sie weiterhin für Fußgänger und Radfahrer geöffnet. Erst nach dem Neubau wolle das WSA die alte Brücke abbauen „wenn sich keine gravierenden Änderungen ergeben“.

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Das Dortmunder Tiefbauamt hat die Akte derweil vorerst geschlossen. Eine Wiedervorlage für die Straßenverkehrsbehörde wurde für den Herbst 2025 vorgemerkt, heißt es in einer Mitteilung an die Mengeder Bezirksvertretung. Schifffahrtsamt und Stadt bleiben trotzdem im Dialog. Sven Diers kündigt einen Besuch bei der Stadt für Mittwoch (21.9.) an. Dann wolle das WSA die Dortmunder Ämter über den aktuellen Stand unterrichten.